Bottrop-Kirchhellen. Camping boomt. Das hat zwei Seiten. Die SPD will Camper nach Bottrop holen. Am Tollstock in Kirchhellen dagegen sollen sie lieber verschwinden.
Nicht erst seit Corona boomt die Campingbranche. Die SPD sieht das als Chance für die „Fun City“ und will einen Platz für Camper in Innenstadtnähe schaffen. In Kirchhellen dagegen ärgern sich die Bezirkspolitiker über Wohnwagen und Wohnmobile auf dem provisorischen Parkplatz am Tollstock.
Den Boom des Campingtourismus belegen die jüngsten verfügbaren Daten der Tourismusberater des Vereins „DWIF“. Mehr als 15 Milliarden Euro haben Campingtouristen in der Saison 2021 in Deutschland ausgegeben, das ist nochmals eine Milliarde Euro mehr als im Vorjahr. 2,8 Milliarden Euro davon haben nach dieser Statistik Touristik-Camper auf Campingplätzen umgesetzt.
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Von diesem Umsatz will die SPD einen Teil nach Bottrop lenken. Deshalb will sie die Verwaltung beauftragen, an zentraler Stelle in Innenstadtnähe einen geeigneten Ort für einen Camper-Parkplatz zu suchen. Fraktionssprecher Daniel van Geister begründet das so: „Für das Konzept von Bottrop als Fun City kann ein Stellplatz für Wohnmobile und Camper als gute Ergänzung fungieren, von der auch die Innenstadt profitiert. Durchschnittlich geben Reisemobilbesitzer auf Tagesreisen 40 Euro pro Tag aus, wobei der höchste Betrag für die Verpflegung in Gastronomiebetrieben entsteht. Mit einem zentrumsnahen Standort erhoffen wir uns eine Belebung der Innenstadt und der Bottroper Wirtschaft.“
Camping: Auch in Bottrop steigen die Zulassungszahlen
Auch in Bottrop steigen die Zulassungszahlen für Wohnwagen und Wohnmobile seit Jahren stetig, sagt Stadt-Sprecherin Sarah Jockenhöfer. Nach den Zahlen der Zulassungsstelle gibt es in Bottrop aktuell 990 solcher Fahrzeuge. Und weil die auch irgendwo abgestellt werden müssen, in der Regel aber nicht in eine Garage passen, haben einige Besitzer den Parkplatz am Tollstock entdeckt. Aber da gehören die nicht hin, beschwerten sich Bezirkspolitiker in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung.
Denn an der Bezirkssportanlage Loewenfeldstraße sind Parkplätze knapp geworden, seitdem die Stadt dort im April 2022 den ersten Containerstandort für Flüchtlinge aus der Ukraine aufgebaut hat. Weil der Untergrund dort stabiler war als auf dem ursprünglich als Standort geplanten Bolzplatz nebenan, hatte die Stadt damals einen Teil des Bolzplatzes planiert und dort provisorische Ersatzparkplätze geschaffen.
Diese Parkfläche haben immer mehr Halter von Wohnwagen und Wohnmobilen als kostenlosen Stellplatz entdeckt. Erst waren es nur zwei oder drei. „Inzwischen stehen dort bis zu einem Dutzend“, schimpften Bezirksvertreter. Eine der Folgen: Beim Heimspiel der Kreisligamannschaft des VfB Kirchhellen gegen SV Horst Emscher II (5:1) parkten Besucher auf der Loewenfeldstraße - und bekamen dafür Knöllchen verpasst.
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Die Beschwerden aus Kirchhellen über die Wohnwagen-Dauerparker sind beim Straßenverkehrsamt angekommen und in der Prüfung und der rechtlichen Bewertung, sagt die Stadt-Sprecherin. Die Behörde prüfe gerade eine Ausschilderung, die nur Pkw das Parken dort erlaubt. Als einfache und wirkungsvolle Lösung hat Bezirksbürgermeister Ludger Schnieder (CDU) vorgeschlagen, eine Höhenbegrenzung über die Zufahrt zu hängen. So hat die Stadt im Jahr 2020 auch den Schwerlastverkehr aus der Stenkhoffstraße herausgehalten, nachdem Verbotsschilder wenig genutzt hatten. Oliver Mies (FDP) ergänzt: „Es gibt genügend freie Plätze in Großgaragen.“ Zum Beispiel im Garagenpark am Hauptbahnhof.