Bottrop. Von Überschwemmungen ist Bottrop bislang nicht betroffen. Trotzdem gibt es Gebiete, in denen angesichts des Starkregens Überflutungen drohen.

Seit Wochen regnet es praktisch durchgehend, viele Ruhrstädte sind von Überschwemmungen betroffen. Bottrop kommt dabei vergleichsweise glimpflich davon, weil lediglich die Emscher als größeres Gewässer durch die Stadt fließt und die Lage dort entspannt ist: „Wir sind weit weg von einer kritischen Hochwasserlage. Unsere Maßnahmen im Zuge der Renaturierung entfalten Wirkung. Sie haben dazu beigetragen, die Welle abzumildern“, sagt Emschergenossenschafts-Sprecher Ilias Abawi. Trotzdem gibt es auch in Bottrop von Überflutung gefährdete Bereiche. Eine Übersicht.

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Die Stadt Bottrop und die Emschergenossenschaft arbeiten seit Langem weiter an einer Verbesserung der Starkregenvorsorge. Das sind die aktuellen Baustellen.

Dieser Artikel erschien erstmals im September 2023 und wurde nun aktualisiert.

Überschwemmungsgefahr: Das plant die Stadt Bottrop

Die Stadt hat sich zwei bekannte Engpässe vorgenommen, die in Kirchhellen und Grafenwald regelmäßig für Überflutungen sorgen. In Kirchhellen soll der Schölsbach aus seinem viel zu engen Betonrohr an der Horsthofstraße befreit werden, parallel dazu plant der Lippeverband dort ein Regenrückhaltebecken. So soll verhindert werden, dass dort das Wasser aus der Kanalisation rückwärts läuft wie zuletzt im Juli 2021.

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In Grafenwald soll der Schöttelbach mehr Platz bekommen. „Möglichst noch in diesem Jahr“ sollen die Arbeiten beginnen, formulierte die Verwaltung im Frühjahr. Entstehen soll am Vossundern ein verbreiterter Durchlass sowie ein verbreiterter Nebenlauf.

Das plant die Emschergenossenschaft

Als Reaktion auf die Starkregenereignisse der letzten Jahre hat der Wasserverband ein Aktionsprogramm zur Verbesserung des Hochwasserschutzes aufgelegt. 500 Millionen Euro will der Verband dafür in den nächsten 15 Jahren in die Hand nehmen. Was steht ganz oben auf der Prioritätenliste?

„Wir gehen die Projekte parallel an“, sagt Emschergenossenschafts-Sprecher Ilias Abawi. „Der Ausbau der Messpegel und die Verkürzung der Meldezeiten ans System sind bereits in vollem Gange. Priorität haben sicherlich die Planungen zur Deichertüchtigung und die zusätzlichen Retentionsräume. Die notwendigen Rückhalteflächen im Emscher-Gebiet haben wir identifiziert, jedoch gestaltet sich die Flächenverfügbarkeit schwierig.“

Die Deiche im Emschersystem will der Verband durchweg um 20 Zentimeter erhöhen, quasi als Klimafolgen-Aufschlag. Wann werden diese Arbeiten in Bottrop ankommen? Abawi: „Für den Abschnitt vom Schellenbruchgraben in Herten bis zur Stadtgrenze Bottrop/Oberhausen wollen wir unseren Entwurf 2024 zur Genehmigung einreichen.“ Das Genehmigungsverfahren dauere in der Regel zirka zwei Jahre.

Am Alten Postweg wird die Fahrbahn immer mal wieder bei Starkregen überflutet, hier im Juli 2021.
Am Alten Postweg wird die Fahrbahn immer mal wieder bei Starkregen überflutet, hier im Juli 2021. © Unbekannt | Feuerwehr Bottrop

Hier gibt es Informationen für die Bottroper

Noch mehr und schnellere Informationen über die Pegelstände im Emschersystem sollen die Bottroperinnen und Bottroper auf der Homepage der Emschergenossenschaft bekommen. Derzeit sind dort allerdings keine aktuellen Informationen zu sehen.

„Wir überarbeiten die Seite aktuell grundlegend“, sagt Abawi. „Ich gehe davon aus, dass auch der Boye-Pegel dann dort zu finden sein wird. Einige Wochen wird es aber noch dauern.“ Häuserscharfe Informationen über Starkregengefahren in Bottrop bereitet die Emschergossenschaft schon jetzt in ihrer „Flood Check App“ auf.

Die „Flood Check App
Die „Flood Check App" der Emschergenossenschaft zeigt häuserscharf das Starkregenrisiko in Bottrop an. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Schon 2019, vor der Flutkatastrophe an Ahr und Erft, hat die Stadt bei einer Dortmunder Ingenieurgesellschaft ein Maßnahmenkonzept zur Klimafolgenanpassung in Auftrag gegeben, in dem es auch darum ging: Wie gehen wir mit künftig immer wahrscheinlicheren Starkregenereignissen um?

Völlig überraschend sind die Ergebnisse nicht, sagt Tilman Christian, Abteilungsleiter Umweltplanung im Fachbereich Umwelt und Grün. Je versiegelter ein Grundstück, je tiefer es liegt und je höher das Grundwasser steht, desto größer ist das Risiko einer Überflutung. Das wird für die Anwohner in Grafenwald sowie Teilen der Innenstadt, von Batenbrock und der Welheimer Mark nichts ganz Neues sein.

Nächstes Etappenziel für Bottrop: 2040

Grundsätzlich sieht Tilman Christian das Stadtgebiet beim Umgang mit Starkregen bereits relativ gut aufgestellt: „Wir arbeiten ja nicht erst seit gestern an diesem Thema.“ Bottrop ist seit 2004 eine der Ruhrgebietsstädte, denen die Emschergenossenschaft attestiert, von Anfang an die „Zukunftsvereinbarung Regenwasser“ und das folgende Projekt „Wasser in der Stadt von morgen“ konsequent umgesetzt zu haben. Das Etappenziel für 2020 hieß: 15 Prozent des Regenwassers sollten von der Kanalisation abgekoppelt werden. Statt in die Kanalisation zu fließen, soll soviel Regen wie möglich versickern.

Das nächste Ziel, um Überflutungen nach Starkregen zu vermeiden, haben Städte, Land und Emschergenossenschaft festgeschrieben im Ruhrkonferenz-Projekt mit dem etwas sperrigen Namen „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“. Bis zum Jahr 2040 will Bottrop mindestens 25 Prozent der befestigten Flächen vom Kanalnetz abkoppeln und den Verdunstungsgrad bis 2040 um zehn Prozent erhöhen.

Appell an die Eigentümer: Sorgt selbst vor!

Gemeinsam mit der Emschergenossenschaft will die Stadt die App und die eigene Homepage dazu nutzen, um an die Menschen zu appellieren, die den Schutz vor Starkregen im Wortsinn in der Hand haben: „Der Objektschutz durch die Eigentümerinnen und Eigentümer ist ein zentraler Baustein zur Vorsorge gegen Starkregenschäden. Insbesondere im Gebäudebestand hat die Verwaltung keine Handhabe zur Umsetzung von Schutzmaßnahmen wie Rückstauklappen, Überdachen von Kellertreppen oder Schutz der Kellerfenster.“

Viele Eigentümer wissen offensichtlich immer noch nicht, dass sie sich auch selbst kümmern müssen um den Starkregenschutz, sagt Ilias Abawi: „In Folge der Starkregenereignisse in Essen, Bottrop und Castrop-Rauxel haben wir festgestellt, dass nicht allen Bürgerinnen und Bürgern klar ist, dass sie verantwortlich sind für ihre eigene Grundstücksentwässerung. Viele nasse Keller entstehen durch nicht vorhandene oder nicht funktionierenden Rückstauklappen – diese sind jedoch verpflichtend.“