Bottrop. Die Emscher ist frei von Abwasser, aber noch lange kein Fluss. Die Vorgabe heißt: Bis 2027 soll sie auch in Bottrop komplett renaturiert sein.
Der dickste Meilenstein im Generationenprojekt Emscherumbau ist absolviert. Seit Ende 2021 ist der Abwasserkanal Emscher (AKE) in Betrieb und die Emscher damit abwasserfrei. Von einem natürlichen Fluss ist die Emscher aber noch weit entfernt. Deshalb muss die Emschergenossenschaft in den nächsten Jahren erneut Gas geben. Das nächste Ziel gibt die Wasserrahmenrichtlinie der EU vor: Bis 2027 soll die Emscher einen „guten ökologischen Zustand“ erreicht haben. Das wird sportlich, weil zwei neue Etappenziele den Fahrplan durcheinanderbringen: Hochwasserschutz und Energieautarkie.
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Das Ziel ist relativ klar definiert. Ein „guter ökologischer Zustand“ ist dann erreicht, wenn sich die Zusammensetzung der vier Qualitätskomponenten Fische, wirbellose Tiere, Plankton und Wasserpflanzen nur geringfügig von der natürlichen Situation ohne menschliche Eingriffe unterscheidet. Dieses Ziel haben die Abwasserverbände vor Jahren als erreichbar auch für die Emscher definiert.
Die Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 an Ahr und Erft hat den Hochwasserschutz ganz weit nach vorn auf der Tagesordnung geschoben. Und dieses Jahr hat die Energiekrise die Anforderungen an die Abwasserverbände nochmals verschärft. „Wir schreiben unseren Fahrplan zur Renaturierung gerade neu“, sagt Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft. Die Leitplanken lauten: 500 Millionen Investition in den Emscherumbau in den nächsten 15 Jahren.
Großverbraucher Abwasserverband muss Energie einsparen
Der Hochwasserschutz gehört zu den gesetzlichen Kernaufgaben der Emschergenossenschaft und soll beim Emscherumbau stetig verbessert werden. So begann die Emschergenossenschaft im August mit dem Ausbau der neuen Emscher-Auen im Holtener Bruch in Oberhausen. In Dinslaken hat sie die neue Mündungsaue auf einer Fläche von 20 Hektar mit 1,3 Millionen Kubikmetern Fassungsvolumen eingeweiht. Jetzt beginnt der Ausbau des Hochwasserrückhaltebeckens Emscher-Auen in Dortmund-Mengede und Castrop-Rauxel-Ickern: Es wird mit 1,1 Millionen Kubikmetern den Inhalt von sieben Millionen Badewannen speichern können.
Bei der Hauptversammlung der Emschergenossenschaft im November hat Vorstandschef Uli Paetzel die Energieautarkie der Genossenschaft zu einem weiteren vorrangigen Ziel erklärt: „Die Wasserwirtschaft als wichtiger Akteur der kritischen Infrastruktur und der öffentlichen Daseinsvorsorge muss noch in diesem Jahrzehnt energieautark werden.“ Wie das gehen kann, zeigt das Unternehmen in Bottrop: Das Klärwerk hier ist Deutschlands erste völlig energieautarke Großkläranlage, mit Windrad, Dampfturbine, Blockheizkraftwerken und Sonnenkraft, die bei der Klärschlammtrocknung hilft.
Emscher-Renaturierung im engen Rahmen
In Bottrop wird sich die Emscher-Renaturierung im Wortsinn in einem engen Rahmen halten müssen, sagt Abawi. Kurven schlagen wie die Boye, deren Renaturierung im Sommer abgeschlossen werden soll, wird die Emscher eher nicht. „In Bottrop haben wir nicht viel Platz.“
Deshalb wird hier die Flächenbeschaffung eine der wichtigen Aufgaben darstellen. Mit Blick auf den Hochwasserschutz ist eine Grundsatzentscheidung schon getroffen: „Die Deiche werden bleiben“, sagt Abawi. Und sie werden im Zweifel noch erhöht werden müssen.