Bottrop. In Erwartung des Rathausanbaus hat die Stadt ihre alten Gebäude nur notdürftig instandgehalten. Und wenn der nun nicht kommt? Ein Ortstermin.
Gegen die geplante Rathauserweiterung auf dem Droste-Hülshoff-Platz wird es ein Bürgerbegehren geben. Deshalb rechnet die Stadt derzeit nicht nur aus, was etwa ein Umzug ins Hansa-Center oder den alten Karstadt-Komplex kosten würde. Sie denkt auch neu nach über ihre alten Gebäude, deren Zustand immer schlechter wird.
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Zum Beispiel die alte Agathaschule Am Eickholtshof, heute Sitz des Vermessungs- und Katasteramtes sowie der Bußgeldstelle des Straßenverkehrsamtes. Ebenso wie beim Jugendamt an der Prosperstraße, einer alten Polizeikaserne, gibt es hier „dringenden Handlungsbedarf“ für eine Sanierung, sagt Baudezernent Klaus Müller. O ja, nicken Katasteramtsleiter Achim Petri und Dirk Göttlich von der Immobilienwirtschaft. Wir zeigen euch auch, wo.
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Schauen wir mal in den Keller im alten Trakt aus den 1930er Jahren. Der Boden wölbt sich, die Mauern zeigen Risse. Die Feuchtigkeit kommt von unten und von der Seite, einige Räume sind deshalb nicht mehr nutzbar; und man riecht, warum. Überall stehen Entfeuchter. 20 Liter pro Raum kommen jede Woche zusammen, sagt Petri.
Aber auch unter dem Dach ist der Verfall im Wortsinn offensichtlich. Bei einem Sturm im Dezember sind die Dachpfannen reihenweise weggeflogen. „Einige haben wir von innen nachgemörtelt“, sagt Dirk Göttlich. 50.000 Euro hat die Immobilienwirtschaft in diesem Gebäude für Reparaturen ausgegeben. „Eigentlich wäre hier eine komplette Dachsanierung fällig“, sagt Göttlich und fügt hinzu: „Und eine Wärmesanierung.“
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Denn die hohen ehemaligen Klassenräume sind nicht nur schwer zu heizen. Göttlich zeigt auf die hohen Fenster eines Büroraums: „Die Fenster sind auf der ganzen Front undicht. Es zieht im Winter überall“, sagt Göttlich. Und sie haben keine Außenbeschattung, ergänzt Petri: „Im Sommer haben wir in den Büros deshalb Temperaturen bis zu 30 Grad.“ Ganz zu schweigen davon, dass durch die vielen Umbauten jede Menge nicht nutzbarer Raum entstanden ist. „Nicht wirklich flächeneffizient“, sagt Müller dazu.
Die Mitarbeiter könnten noch viele weitere Beschwerden führen. Doch Achim Petri weiß, dass das alte Gebäude auch seine Fans hat, die die vielen Stellplätze im Hof und die ruhige Lage in der Stadt schätzen: „Wir haben unter den Mitarbeitern zwei Lager im Gebäude.“
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Und was jetzt, wenn Politik und/oder Bürger sich gegen die Pläne für den Rathausanbau entscheiden? Für die Dauer einer Grundsanierung müssten die Mitarbeiter in Container umziehen, sagt Müller. Und Göttlich ist ganz sicher, dass das altre Gemäuer jede Menge teure Überraschungen birgt. Günstiger käme wahrscheinlich ein Teilabriss des alten Flügels und die Sanierung des Flügels aus den 1950er Jahren. Müller: „Oder wir machen einen Neubau etwa auf dem Hof und vermarkten den Rest des Grundstücks als Fläche für Wohnen in der Innenstadt.“