Bottrop. Bottrop soll ein neues Rathaus für 140 Millionen Euro bekommen. Eine Jury hat drei Architektur-Entwürfe prämiert. So könnte der Bau aussehen.
Wird ein erneuerter Rathaushof, der als gläsern überdachtes Atrium bis in den Neubau hineinreicht, das neue Zentrum des erweiterten Bottroper Verwaltungszentrums bilden? Wird sich das neue Gebäude-Ensemble, ähnlich wie vor dem historischen Rathaus, zusätzlich zu der Hauptausrichtung zum Droste-Hülshoff-Platz mit einem weiteren Vorplatz zum alten Amtsgericht an der Gerichtsstraße öffnen?
Wird die grüne Wiese an der Gerichtsstraße zu einem Mini-Park verbessert, durch den Besucher und Beschäftigte dann direkt in den neuen Verwaltungscampus gelangen? Und wird eine gläserne Brücke neuer Blickfang im Verwaltungsquartier? Wird auch eine Grünachse von dem neuen Pocketpark aus über den Droste-Hülshoff-Platz und die Luise-Hensel-Straße direkt in die City führen?
Jury tagte an zwei Tagen hinter verschlossenen Türen
Die Jury, die zwei Tage lang hinter verschlossenen Türen im Saalbau über die Vorschläge von Architekten und Planern für den Rathausanbau auf dem Saalbaugelände brütete, hat eine Vorentscheidung getroffen und aus den insgesamt 18 Entwürfen die für sie besten ausgewählt. Aus dem Ergebnis dieser Vorauswahl für das 140-Millionen-Projekt am Droste-Hülshoff-Platz macht die Stadt vorerst ein Geheimnis und hat auch für die favorisierten Wettbewerbsteilnehmer Informationssperren verhängt, weswegen wir keine Visualisierungen veröffentlichen können.
Die WAZ-Redaktion erfuhr inzwischen, welche Wettbewerbsbeiträge prämiert werden sollen. Wie gut informierte Kreise bestätigten, favorisiert die Bottroper Jury den Entwurf des Kölner Büros „V Architekten“. Die Kölner verbinden den hohen Neubau und das historische Rathaus über ein Plateau. Es entstehen so auch neue Plätze und Freiräume. Sie sind es, die den alten Rathaus-Innenhof mit einem gläsern überdachten Atrium bis in das neue Gebäude verlängern.
Die neuen Gebäude sind alle etwas zu hoch geplant
Ohnehin sehen sie ein Gebäude mit besonders vielen Fensterflächen vor. Je zwei Geschossebenen werden horizontal so gegeneinander verschoben, dass im Inneren im „Zusammenspiel mit den Büroarbeitsplätzen“ zusätzliche Zonen entstehen. Die Architekten aus der Domstadt wollen sich bei dem Rathausanbau zwar an den Proportionen des Altbaus orientieren, die Prüfer der Jury kreiden ihnen allerdings an, dass die Gebäudehöhen zu allen Seiten überschritten werden. Der Neubau werde so zu einem dominierenden Baukörper und vertrage sich nicht sonderlich gut mit dem Rathaus-Denkmal nebenan, heißt es.
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Auch der zweitplatzierte Neubau-Entwurf überschreitet die an das historische Rathaus angelehnten Gebäudehöhen nach Einschätzung der Vorprüfer etwas. Da das Gebäude nach Plänen des Architekturbüros um die Gründer Prof. Rainer Hascher und Prof. Sebastian Jehle aber Abstand hält und die ringförmig aneinander gefügten Gebäudeflügel auch unterschiedlich hoch gestaffelt sind, fällt das weniger auf. Dennoch gibt es Abzüge in puncto Denkmalverträglichkeit, weil der Neubau zu unvermittelt an den Altbau grenze.
Architekten planen begrünte Dächer und Photovoltaik
Die Berliner wollen den Neubau mit einem neuen Platz zur Roonstraße hin und zum Amtsgericht an der Gerichtsstraße hin öffnen. Sie planen eine fußläufige Verbindung, die von der Gerichtsstraße direkt bis zur Luise-Hensel-Straße führen soll. Wie den Kölnern rechnen Prüfer und Jury auch den Berliner Architekten positiv an, dass sie die bisher so vernachlässigte Rathaus-Rückseite in das Gesamtensemble eingliedern. Bei den Entwürfen aus Köln und Berlin sind begrünte Dächer geplant, auf denen Photovoltaik genutzt wird.
Das gilt auch für den drittplatzierten Wettbewerbsbeitrag. Vorschlag Nummer drei sieht auf den ersten Blick zwei Neubauten vor, die wie auf einem Sockel neben dem alten Rathaus stehen werden. Die beiden Gebäude sind aber in den Untergeschossen wie zu einem Bauwerk miteinander verbunden.
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Neue Grünachse soll direkt in die Innenstadt führen
Die Architekten von Gerkan, Marg und Partner aus Aachen haben sich die gläserne Brücke für das neue Rathausviertel ausgedacht. Von ihnen stammen auch die Ideen für den Pocketpark, der bis an den neuen Verwaltungscampus heranführt, und für die Grünachse bis in die City. Auch ihre Bauten überschreiten die vorgegebenen Bauhöhen, halten die Prüfer fest. Weil sich der Neubau konturgleich an das alte Rathaus anfügt, stufen sie das Aachener Konzept aber als denkmalverträglich ein.
Bei allen drei prämierten Beiträgen sei ein Prüfkriterium nicht erfüllt, halten die Vorprüfer der Bottroper Jury fest: Die geforderte Begrünung der Fassaden.
Entwürfe hinter Tarnzahlen
Die Entwürfe für den neuen Verwaltungsbau am Droste-Hülshoff-Platz wurden mit Tarnzahlen gekennzeichnet und dann den Jurorinnen und Juroren vorgelegt. Diese wussten somit nicht, von welchen Architekturbüros die Arbeiten stammen. Die Wettbewerbsbeiträge wurden einer detaillierten Vorprüfung unterzogen, um festzustellen, dass die geforderten Leistungen erfüllt werden und wie gewünscht umsetzbar sind. Zu den Prüferinnen und Prüfern gehörte eine ganze Reihe städtischer Fachleute.
Mit der Entscheidung der Jury ist noch nicht gesagt, dass das Architektenbüro mit dem besten Entwurf letztlich auch den alleinigen Auftrag erhalte, heißt es ausdrücklich. Den endgültigen Ausschlag geben vielmehr Gespräche mit den siegreichen Architekten, an deren Ende die Auftragsvergabe stehe. Zusätzlich zu den drei Prämierungen sprach die Jury für zwei weitere Beiträge Anerkennungen aus.