Bottrop-Kirchhellen. In Bottrop-Kirchhellen soll ein neues Seniorenheim entstehen. Die Politik ist nicht glücklich über den Standort, muss ihn aber akzeptieren.

Bottrops Planungs- und Sozialverwaltung finden keinen Alternativstandort für das geplante Pflegeheim in Kirchhellen. Eine breite Mehrheit der Bezirkspolitiker wird ihre Bedenken gegen den Neubau an der Feldstraße zurückstellen – müssen.

Auf 5400 Quadratmetern auf einer Pferdeweide zwischen Bottroper und Feldstraße wollen der Investor Immotec aus Offenbach und der Betreiber Communita aus Frankfurt ein Altenheim errichten und betreiben mit 80 stationären und 20 Kurzzeitpflegeplätzen plus bis zu 14 Seniorenwohnungen. Der Bedarf an diesen Plätzen ist unstreitig vorhanden, aber mit dem Standort hatten die Kommunalpolitiker ihre Probleme bei der Vorstellung des Projektes: Es sei zu weit weg von der Dorfmitte, und eine weitere Grünfläche werde versiegelt, waren zwei der Haupteinwände. Deshalb hatte die Bezirkspolitik gefordert, die Verwaltung möge vor dem Beginn eines Bebauungsplanverfahrens andere Standorte prüfen.

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Das Ergebnis dieser Prüfung geht jetzt in die politischen Gremien und fällt wenig überraschend aus. Vier Alternativen hat das Planungsamt geprüft und aus verschiedenen Gründen verworfen. Drei Standorte seien zu klein, nämlich der ehemalige Bolzplatz am Tollstock, die noch bestehende Feuerwache an der Schulstraße und der Park des St. Antonius-Hospitals.

Auf der ehemaligen Friedhofserweiterungsfläche an der Schulstraße wäre mit 6000 Quadratmetern Platz. Doch da ist gerade ein Planverfahren für Wohnbebauung auf den Weg gebracht worden. Die SPD will dort auch geförderten Wohnungsbau, die Grüne wollen die Fläche mit mehrgeschossiger Bebauung optimal ausnutzen. Die Feuerwache an der Schulstraße ist für Kirchhellens CDU-Chef Rainer Hürter ohnehin keine echte Alternative: „Die könnten wir erst nutzen, wenn die neue Feuerwache frühestens 2026 fertig wird. Danach muss noch abgerissen werden. Wir brauchen eine zügige Umsetzung der Neubaupläne für ein Altenheim.“

Bottroper Sozialverwaltung argumentiert mit Zeitnot

Auch die Sozialverwaltung argumentiert bei der Planung mit Zeitnot. „Lässt sich das Projekt nicht am Standort realisieren, der in der Bedarfsbestätigung benannt ist, erlischt die Bedarfsbestätigung mit der Folge, dass der für Kirchhellen festgestellte Bedarf erneut ausgeschrieben werden muss“, schreibt sie in den nachgebesserten Beschlussvorschlag.

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„Eine erneute Ausschreibung würde das Projekt um mindestens zwölf Monate verzögern. Im ungünstigsten Fall gäbe es keine Interessenbekundung, so dass kein Projekt realisiert werden könnte. In diesem Fall könnte die Unterversorgung des Stadtteiles Kirchhellen in den Bereichen Dauerpflege und Kurzzeitpflege nicht zeitnah beendet werden. Aus Sicht des Sozialamts sollte daher das Projekt am Standort Feldstraße realisiert werden.“

Genau aus diesem Grund werden SPD und CDU in Kirchhellen nächste Woche das Bebauungsplanverfahren für den Standort Feldstraße auf den Weg bringen. „Wir brauchen sowohl die stationären als auch die Kurzzeitpflegeplätze in Kirchhellen so schnell wie möglich“, sind sich Hürter und SPD-Bezirksfraktionschef Willi Stratmann einig.

„Unterm Strich müssen wir froh sein über das neue Betreuungsangebot in Kirchhellen“

„Unterm Strich müssen wir froh sein über das neue Betreuungsangebot in Kirchhellen“, sagt Hürter. „Die CDU will pflegebedürftige ältere Menschen im Ort halten und sie nicht zwingen, auf Einrichtungen in anderen Städten auszuweichen. Auch Kurzzeitpflegeplätze sind wichtig. Deshalb können wir ins nicht den Luxus leisten, drei bis vier Jahre auf eine neue Altenpflegeeinrichtung zu warten.“ Zumal sich nicht abzeichnet, dass auf Sicht andere Flächen im Dorf frei werden.

Ähnlich argumentiert SPD-Bezirksfraktionschef Willi Stratmann. „Wir brauchen diese Pflegeplätze, und wir brauchen sie bald. Wir lassen uns das von der Verwaltung noch mal genau erklären, aber es sieht so aus, als müssten wir die Kröte schlucken.“ Die SPD Kirchhellen will aber vermeiden, dass mit diesem Bebauungsplan Begehrlichkeiten für ein weiteres Baugebiet geweckt werden. „Wir wollen die Neubaugebiete Schultenkamp und Tappenhof zu Ende ausbauen. Dann haben wir erstmal genug Wohnbebauung in Kirchhellen-Mitte.“ Zumal ja noch für das Neubaugebiet an der Schulstraße sowie das kleine Neubaugebiet Holthausener Straße Bebauungsplanverfahren auf den Weg gebracht worden sind.

Selbst wenn Bezirksvertretung und Planungsausschuss das Bebauungsplanverfahren auf den Weg bringen, wird es dauern, bis in den Neubau an der Feldstraße die ersten Senioren einziehen. Die Aufstellung des Bebauungsplanes plus die Genehmigung des Bauantrags dürften mindestens zwei Jahre dauern. Anderthalb bis zwei Jahre, schätzt Immotec-Geschäftsführer Heinz Barth, wird dann der Neubau des neue Pflegezentrums brauchen.