Bottrop-Kirchhellen. Am VSR-Labormobil können Kirchhellener ihr Brunnenwasser untersuchen lassen. Je nach Nutzung ändern sich die Anforderungen an die Qualität.
Ein Paar steuert auf das gelbe Labormobil mitten in Kirchhellen zu, übergibt drei kleine Flaschen mit Wasser aus seinem Brunnen an die Experten vom Verein VSR-Gewässerschutz. Viele andere, die an diesem Tag ihre Proben zur Analyse abgeben, nutzen ihr Brunnenwasser nur zum Gießen oder zum Befüllen des Pools. Für dieses Paar aber ist es das einzige Trinkwasser, das ihnen im Haus zur Verfügung steht. „Wir wohnen im Außenbereich, auf einem Hof“, erzählen die beiden.
Umso wichtiger ist ihnen, etwas über die Qualität ihres Wassers zu erfahren. Sie entscheiden sich deshalb gegen die schnelle Grunduntersuchung von Nitrat-, Säure- und Salzgehalt im Labormobil vor Ort und für die umfangreichere (und teurere) Trinkwasseruntersuchung, bei der unter anderem auch auf Bakterien oder halogenhaltige Pestizide geschaut wird.
„Wir möchten die maximale Sicherheit haben, dass das Brunnenwasser in Ordnung ist“
Sicherheit ist auch Agnes und Antonius Gahlen wichtig. „Wir haben sieben Enkelkinder.“ Im Sommer wird für sie das Planschbecken mit eigenem Brunnenwasser gefüllt. „Wir möchten die maximale Sicherheit haben, dass das Wasser in Ordnung ist“, sagt Antonius Gahlen. Eben hygienisch einwandfrei.
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Ein anderer Brunnenbesitzer aus Kirchhellen füllt nicht nur das Planschbecken, sondern bewässert auch den Garten und die Gemüsebeete mit dem kühlen Nass, das er aus rund 20 Metern Tiefe holt. Er macht sich durchaus Gedanken ob möglicher Belastungen. Schließlich gebe es in Kirchhellen viel Landwirtschaft – und womöglich werde dort viel Dünger eingesetzt.
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Tatsächlich ist die Erfahrung von Diplom-Physiker Harald Gülzow vom VSR-Gewässerschutz bezüglich der Brunnenwasserproben aus Kirchhellen: „Wir haben teilweise noch erhöhte Nitratwerte, gerade in den Außenbereichen.“ Das Nitrat stamme aus landwirtschaftlichem Dünger. Werde dieser von den Pflanzen nicht komplett aufgenommen, könne das Nitrat im Trinkwasser landen. „In Verbindung mit anderen Eiweißen entstehen krebserregende Stoffe“, erläutert Gülzow.
„Der Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat pro Liter sollte nicht überschritten werden.“ Wenn man das Wasser aus dem Brunnen trinken möchte, aber etwa auch, wenn man im heimischen Garten angebautes Gemüse damit wässert, mahnt Gülzow.
Im Trinkwasser, aber zum Beispiel auch bei Körperkontakt im Planschbecken können zudem Bakterien zur Gefahr werden. „Wir untersuchen bei Bedarf auf coliforme Keime und E-Coli“, erläutert Gülzow. Findet sich letzteres in der Wasserprobe, weise dies klar auf eine fäkale Belastung hin. „Da kann heißen, dass im Umreis von 150 bis 200 Metern ein Abwasserrohr defekt ist.“ Hier kann – und sollte – der Brunnenbesitzer aktiv werden.
Würden coliforme Keime gefunden, „heißt das normalerweise, dass der Brunnen nicht dicht ist“, so Gülzow. Vielleicht seien zum Beispiel Baumwurzeln eingedrungen. „Auch ein Brunnen altert.“
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Schon deshalb raten die Experten vom VSR-Gewässerschutz, das Brunnenwasser routinemäßig alle drei Jahre kontrollieren zu lassen. Nun, dann wird es für den Dorstener Ulrich Cleve wohl Zeit: „Unser Brunnen ist von 1995“, erzählt er – das Wasser daraus habe er aber bislang noch nie untersuchen lassen. Es werde vor allem zur Befüllung des Pools genutzt. „Ich möchte wissen, wie die Qualität ist“, sagt Ulrich Cleve.
Insgesamt sind am Labormobil in Kirchhellen diesmal 15 Proben abgegeben worden. Wer nicht die schnelle Vor-Ort-Analyse bucht, erhält das Ergebnis als Gutachten in zwei bis drei Wochen per Post. Sind dann noch Fragen offen, beantworten die Experten des Vereins diese immer freitags von 10 bis 13 Uhr unter 02831 976 33 42.
Trinkwasseranalyse ist auch möglich
Der VSR-Gewässerschutz e.V. ist eine gemeinnützige Umweltschutzorganisation. Die drei Buchstaben VSR verweisen auf den Ursprung des Zusammenschlusses im Jahr 1980 und stehen für „Verein zum Schutze des Rheins und seiner Nebenflüsse“. Heute gilt das Engagement dem Schutz der Gewässer im gesamten deutschen Nord- und Ostseeeinzugsgebiet.
Der Verein bietet Analysen für Brunnen-, Teich- und auch Trinkwasser an. Proben können auch in der Geschäftsstelle in Geldern abgegeben oder dorthin gesendet werden. Wie das genau funktioniert, ist auf der Homepage vsr-gewaesserschutz.de unter dem Punkt „Wasseranalyse“ erklärt.