Bottrop-Kirchhellen. Die SPD will ein kleines Neubaugebiet auf der ehemaligen Friedhofsfläche entwickeln. Die Grünen fordern jetzt dort Geschosswohnungsbau.
Auf den ersten Blick sieht es nach einer breiten politischen Mehrheit aus: Auf der ehemaligen Friedhof-Erweiterungsfläche an der Schulstraße will die SPD ein kleines Neubaugebiet mit bezahlbarem Wohnraum entwickeln. Deshalb wird dort jetzt ein Bebauungsplanverfahren eingeleitet. Unter bestimmten Bedingungen hat Bezirksbürgermeister Ludger Schnieder (CDU) Zustimmung signalisiert. Auch die Grünen wollen das Neubaugebiet und haben im Planungsausschuss dem SPD-Antrag zugestimmt. Großes Aber mit reichlich Konfliktpotenzial: Sie wollen dort nicht Doppelhaushälften entstehen lassen, sondern Geschosswohnungsbau, also Mehrfamilienhäuser.
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Die knapp 12.000 Quadratmeter große Fläche zwischen Schulstraße, An der Sandgrube und Im Pinntal weckt politische Begehrlichkeiten, seitdem der Fachbereich Umwelt und Grün 2013 festgestellt hat: Die Fläche werden wir für eine Erweiterung des neuen Friedhofes an der Schulstraße nicht mehr brauchen. Es handelt sich um eine der ganz wenigen Flächen in Kirchhellen im städtischen Besitz, die vergleichsweise schnell entwickelt werden könnten.
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Deshalb hatte die CDU in der Bezirksvertretung Kirchhellen schon 2013 vorgeschlagen, das damals geplante Gewerbegebiet „Westlich Gartenstraße“ um diese Fläche zu erweitern. Die Grundstücke in diesem Gewerbegebiet waren wie erwartet schnell vergeben. Inzwischen ist gegenüber ein weiteres Gewerbegebiet entstanden und gefüllt, auch wenn einige Käufer mit dem Neubau wegen der explodierten Preise am Bau noch warten.
Die SPD hatte dann den Plan eines Neubaugebietes mit bezahlbarem Wohnraum ins Gespräch gebracht, auch als Gegenentwurf zum Neubaugebiet Schultenkamp. Dort wächst inzwischen der fünfte Bauabschnitt. Zu groß und viel zu teuer, kritisiert die SPD Kirchhellen inzwischen. Die Bauträger dort berichten allerdings von ungebrochener Nachfrage. „Wir haben eine Liste von über 1000 Interessierten“, berichtet Georg Spitzer, Chef von SHF Projektbau, im Sommer 2022 beim Beginn der Vermarktung des fünften Bauabschnitts.
SPD-Fraktionschef Thomas Göddertz hat für die Bebauung an der Schulstraße Doppelhaushälften vorgeschlagen, wie sie die Stadt-Tochter GBB zuletzt neben dem neuen Kindergarten an der Horsthofstraße gebaut hat. An der Schulstraße sollte zudem die Hälfte der Wohnung mit öffentlicher Förderung entstehen. Ein Teil der Fläche steht ohnehin nicht zur Verfügung, weil dort bereits Bestattungen stattgefunden haben und Ruhezeiten eingehalten werden müssen. Darauf hatte Bezirksbürgermeister Ludger Schnieder immer wieder hingewiesen, auch die SPD will dort die Grünfläche erhalten.
Unter den Beschränkungen, die SPD und CDU für die Bebauung formulieren, wären in diesem Neubaugebiet nach Expertenschätzung rund 20 Wohneinheiten denkbar. Ähnlich rechnen auch die Stadtplaner und sehen an der Schulstraße in ihrem Wohnbauflächenbericht 2021 Potenzial für bis zu 30 Wohneinheiten. Doch jetzt wollen die Grünen dort mehr. Viel mehr.
Auch die Grünen wollen geförderten Wohnraum in Kirchhellen
Sie stimmen der Forderung der SPD zu, dort die Hälfte der Wohnungen mit öffentlicher Förderung zu bauen: „Wir müssen hier keine Abstriche von unseren Leitlinien machen, um Investoren dazu zu bewegen geförderten Wohnraum zu schaffen“, sagen Sigrid Lange, Andrea Swoboda und Burkhard Hölting nach der Sitzung des Planungsausschusses.
Wie die SPD bringen auch die Grünen die Stadt-Tochter GBB ins Spiel. „Wir sehen die GBB, aber auch Wohnungsbaugenossenschaften als geeignete Partner an, die beim Wohnungsbau nicht das Ziel der Gewinnmaximierung verfolgen. Auch können wir hier Baugemeinschaften wie Mehrgenerationenwohnungen oder auch eine Mehrgenerationssiedlung fördern.“
Aber anders als SDP und CDU wollen die Grünen an der Schulstraße verdichtet bauen: „Mit anderen Wohnformen als mit Doppelhaushälften haben wir hier ganz andere Potenziale. Um auch in Zukunft dem Bedarf an Wohnungsbau gerecht zu werden müssen wir flächensparend bauen.“ Das bedeutet für die Grünen: An der Schulstraße soll Geschosswohnungsbau entstehen.
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Ob das gut ankommt in einer Ecke von Kirchhellen, in denen die Menschen nur die Aulkestraße hinauf gehen müssen, um hoch aufragende Geschosswohnungs-Bausünden zu sehen? „Wir müssen Prioritäten setzen auf den Flächen- und Ressourcenschutz“, sagen Sigrid Lange, Andrea Swoboda und Burkhard Hölting. „Wir kennen selbstverständlich auch die Wünsche nach dem Eigenheim im Grünen. Es gibt aber auch den Wunsch nach anderen Wohnformen. Wir müssen hier im Sinne zukünftiger Generationen unserer Verantwortung gerecht werden und uns für nachhaltige Lösungen entscheiden.“