Bottrop. Das Stadtspiegel-Haus in der Bottroper Innenstadt steht seit Monaten leer. Der Besitzer will es abreißen lassen – so soll der Neubau aussehen.
Trostlos und verlassen sieht das Haus an der Kirchhellener Straße 31 aus. Die Rollläden sind zugezogen. Der Putz bröckelt, die Farbe der Fassade ist verblichen. Zwei dunkle Flecken lassen erahnen, wo einst der blau-weiße Schriftzug „Stadtspiegel“ prangte. Inzwischen ist geklärt, was mit dem Haus passiert.
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Es wird abgerissen. Die Bottroper Firma Borgmann Immobilien hat das Gebäude gekauft. Auf dem circa 800 Quadratmeter großen Grundstück soll ein neues Haus gebaut werden. Das teilte Geschäftsführer Jan Gerd Borgmann auf WAZ-Nachfrage mit. Der Bauherr plant ein Gebäude mit einem Ladenlokal im Erdgeschoss, zwei Etagen und einer Penthouse-Wohnung unter dem Dach. Verantwortlich für die Entwürfe ist das Bottroper Architekturbüro „Less Plus“.
Der Neubau soll sich optisch einbetten in die Nachbarhäuser und in das Rathaus. Hierzu wird es die gleiche Höhe aufweisen wie die Häuserzeile auf ihrem Teil der Kirchhellener Straße. Auf dem Dach wird eine Photovoltaikanlage installiert, die in Richtung Rathaus zeigt und somit zur Sonnenseite ausgerichtet sein wird. Im Gegensatz zum jetzigen Haus wird beim Neubau der Giebel an einer Stelle um 90 Grad gedreht. Nur ein Teil verläuft parallel zur Kirchhellener Straße.
Seit Jahresende sind die ehemaligen Redaktionsräume des Stadtspiegels im Erdgeschoss leer geräumt. Nur noch das Schaufenster erinnert an jene Zeit. Innendrin ist laut Jan Gerd Borgmann alles entkernt. „Innenwände, Decken und der Fußboden sind raus. Die Elektrik demontiert.“ Dasselbe gilt für den Keller. Nur noch die Hausanschlüsse sind geblieben.
Im Neubau soll es keinen Keller geben, das Erdgeschoss (ca. 140 Quadratmeter) soll gewerblich genutzt werden. Jan Gerd Borgmann kann sich vorstellen, dass die Fläche attraktiv wäre für Praxen von Ärzten oder Rechtsanwälten. Aber auch Einzelhandel wäre möglich. Zusätzlich zum Erdgeschoss könnten Gewerbetreibende auch die erste Etage anmieten.
Wenn es anders kommt, ist in der ersten Etage Platz für zwei Mietwohnungen (jede ca. 70 Quadratmeter). In der zweiten Etage sollen in jedem Fall zwei Wohnungen (jede ca. 66 Quadratmeter) entstehen. Die Penthousewohnung ist trotz Dachschrägen geräumig und verfügt über eine Grundfläche von rund 130 Quadratmetern. Sieben Dachfenster ermöglichen einen Blick zum Rathausplatz.
Wie die Wärme erzeugt werden soll, ist noch nicht geklärt. „Entweder über Fernwärme oder über die Photovoltaikanlage-Anlage mit Wärmepumpen. Oder eine Kombination aus beidem“, sagt Jan Gerd Borgmann. Das Haus hat Borgmann Immobilien der eingesessenen Bottroper Familie Reidick abgekauft und zum 1. Januar dieses Jahres übernommen.
Laut Borgmann stammt das Haus aus dem Jahr 1890. Vier Generationen gehörte es der Familie Reidick. Vor dem Einzug des Stadtspiegels befand sich in den Räumen eine Bäckerei und ein Lebensmittelladen. In den nächsten Monaten ist Franz-Josef Reidick, der in Essen lebt, damit beschäftigt, das einstige Elternhaus mitsamt Dachboden auszuräumen. Bis zuletzt bewohnte nur seine Mutter die erste Etage.
Wenn er grünes Licht gibt und das Haus endgültig leer steht, soll der Abriss erfolgen. Den Garagen auf dem Hof droht dasselbe Schicksal. Borgmann rechnet mit einem Abriss des Hauses im August oder September dieses Jahres. Ob dann zügig der Neubau erfolgt, darauf will er sich aktuell nicht festlegen. Entscheidend wird sein, ob zum Zeitpunkt eine Baugenehmigung vorliegt. Zum Zeitplan sagt er: „Ich wäre froh, wenn wir in 2024 mit dem Neubau fertig sind.“
Eine Sanierung ist keine Alternative gewesen. Borgmann: „Wir müssen das Gebäude abreißen.“ Und nennt Gründe für die Entscheidung. „Das Gebäude weist Bergschäden auf. Vor allem an den Fundamenten im Keller.“ Demzufolge lassen sich in den Etagen keine schweren Veränderungen (neue Fenster oder neue Türen) umsetzen.
Und: Das Haus ist ein wirtschaftlicher Totalschaden. Borgmann erklärt dies am Beispiel des Treppenhauses, welches sich inmitten des Gebäudes befindet. Es sei eine schmale und steile Stiege aus Holz. „Wenn man das Haus als Mietobjekt nutzen und ins Obergeschoss möchte, dann darf das Treppenhaus nicht mehr benutzt werden. Der Neigungswinkel ist nicht mehr zulässig.“
Eine Lösung wäre der komplette Neubau eines Treppenhauses – jedoch an einer anderen Stelle. Das ist für den Bauherrn finanziell und wirtschaftlich nicht sinnvoll. Und es gibt noch ein bauliches Problem, was für einen Abriss spricht. „Die einzige Decke aus Beton ist die Kellerdecke“, erklärt er. „Alle anderen Decken sind aus Holz.“