Bottrop. In der ASB-Tagespflege „Am Lamperfeld“ gibt es eine besondere Mitarbeiterin: Die vierbeinige Paula. Und die hat dort einen wichtigen Job.
Paula mag Käse. Und Ursula Zlender (81) mag Paula. Einträchtig sitzen sie auf dem Sofa im Wohnraum der ASB-Tagespflege „Am Lamperfeld“ beieinander. Und mit jedem Käse-Leckerli für die kleine Mischlingshundedame, mit jeder Streicheleinheit rückt der Vierbeiner näher an den Zweibeiner heran. „Sie ist ja so lieb“, sagt die Seniorin und lächelt. „Ich brauche nur zu rufen, dann ist sie schon da.“
Bottrop: Paula ist vom ASB als Besuchshündin anerkannt
Paula hat Größe und Aussehen eines Welpen, aber tatsächlich ist die Hündin mit dem hellen Fell schon sechs Jahre alt. Sie ist geduldig und ruhig – und vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) als Besuchshund anerkannt, wie Kevin Rogowski erklärt. Dieser ist Paulas Herrchen und gleichzeitig Leiter der Tagespflege am Lamperfeld. „Ich bin ein totaler Fan von Tieren in der Tagespflege“, sagt er. „Das macht viel mit den Gästen.“ Plötzlich würde zum Beispiel jemand, der sonst seinen Arm vor Schmerzen nicht bewegen mag, einfach so hinunter reichen und den Hund streicheln. Zur körperlichen Aktivierung komme das Wohlgefühl, das durch das warme Tier, das weiche Fell vermittelt werde.
Dabei achtet Kevin Rogowski im Alltag darauf, dass es Tagespflege-Gästen und Hündin gleichermaßen gut geht. Paula, die ursprünglich aus Griechenland kommt und vermutlich ein Mix aus Malteser und West-Highland-Terrier ist, ist tendenziell eher zurückhaltend. Sie hat jederzeit die Möglichkeit, sich im Mitarbeiterbereich in ihr Körbchen zurückzuziehen.
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Paula begrüßt zwar morgens die eintreffenden Gäste, rückt diesen aber nicht den ganzen Tag einfach so auf die Pelle. „Sie läuft nicht die ganze Zeit in den Räumen der Tagespflege herum. Sie kommt zu den Gästen, wenn man sie ruft“, erklärt Kevin Rogowski. Gerne werde Paulas wohltuende Anwesenheit für Zehn-Minuten-Aktivierungen im Bereich des Betreuungsprogramms genutzt.
Susanne Graßhoff, die stellvertretende Leiterin der Tagespflege, berichtet von einem dementiell veränderten Gast, der innerlich immer sehr unruhig war, mit Lauftendenzen. „Wenn er sich dem Hund gewidmet hat, war er für diese Zeit ruhiger.“
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Dazu kommt, ergänzt Susanne Graßhoff, die Hunderunde am Mittag, „die ist bereits etabliert“. Nach dem Mittagessen machen sich alle Gäste, die Lust dazu haben, zu einem gemeinsamen Hundespaziergang auf. Das ist mal nur eine Person, mal ist es ein richtiges Grüppchen. „Dienstags sind wir immer mit fünf oder sechs Gästen im Stadtgarten unterwegs“, erzählt Kevin Rogowski. Voller Freude und mit Rollator stehen die Seniorinnen und Senioren schon an der Tür, „und Paula kommt immer ganz zum Schluss“.
ASB-Tagespflege „Am Lamperfeld“: Hunderunde am Mittag ist etabliert
Draußen schlage Paula zusammen mit den Tagespflegegästen ein gemütliches Tempo an (sie kann auch anders, betont ihr Herrchen), die Zweibeiner behalten den Hund im Blick, erzählen unterwegs auch mal von eigenen Haustiererlebnissen.
Dass die Begegnung mit Tieren den oft auch demenzkranken Seniorinnen und Senioren, die die Tagespflege besuchen, gut tut, beobachten die Verantwortlichen beim Arbeiter Samariter Bund immer wieder. So waren am Standort Welheim schon zwei Alpakas zu Gast. Und im Rahmen eines Pilotprojektes besuchten ASB-Tagespflegegäste im vergangenen Jahr den BDKJ-Abenteuerspielplatz, wo sie unter anderem die Ziegen fütterten.
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Projektmitarbeiterin Nurcan Balaban hatte in diesem Zusammenhang erklärt: „Gerade ältere, an Demenz erkrankte Menschen profitieren von der Begegnung mit Tieren. Die Tiere öffnen Türen, sie finden Zugänge zu den Menschen, die Zweibeinern meist verborgen bleiben. Tiere sind nicht voreingenommen, egal ob jemand ihren Namen vergessen hat oder sich im Spiegel nicht mehr erkennt. Sie stellen keine Fragen und kritisieren nicht. Tiere reagieren auf Streicheln und Zuwendung, aber nicht auf Äußerlichkeiten. Sie vermitteln das Gefühl gebraucht zu werden und halten auf Trab.“
Der Vorteil am Einsatz von Hündin Paula ist: Sie ist nicht nur ein einmaliges „Projekt“, sie ist zusammen mit Herrchen Kevin Rogowski tagtäglich vor Ort. Sie gehört sozusagen zur Ausstattung – genauer gesagt, zum „Team Hunde“, das per Foto an der Wand mit den Mitarbeiterporträts verewigt ist. Denn ja: An vielen Tagen ist Paula nicht der einzige Vierbeiner in der Tagespflege. Milow (10), der große, schwarze Labrador-Ca de Bou-Mix von Mitarbeiterin Lisa Beck, schaut auch oft vorbei.
Mit im „Team Hunde“: Milow, der Labrador-Ca de Bou-Mix
Wie Paula sei er ein ruhiger Typ, der aufs Wort höre, und die beiden kommen gut miteinander aus. Für die Gäste sind sie fast schon so etwas wie eigene Haustiere. Wobei die Seniorinnen und Senioren nur in den Genuss der positiven Seiten kommen, bemerkt Susanne Graßhoff. Alle Pflichten wie das regelmäßige Ausführen, Erziehen, Futter besorgen, Fellpflege, Tierarztbesuche müssen die Gäste nicht kümmern.
Sie können sich ganz aufs Verwöhnen konzentrieren. „Guck mal hier, Mama hat noch Leckerchen“, sagt Ursula Zlender zu Paula. „Ach, schon aufgefressen.“ Sie lacht.
Freie Plätze in der Tagespflege mit Hund
Die Tagespflege des Arbeiter-Samariter-Bundes „Am Lamperfeld“ hat im Jahr 2020 eröffnet. Zurzeit wird sie von insgesamt 31 Gästen besucht. „Pro Tag dürfen wir bis zu 15 Gäste betreuen“, sagt Leiter Kevin Rogowski. „Manche Gäste kommen nur an einem Tag der Woche zu uns, andere sind fünf Tage da.“
Bei den Aufnahmegesprächen wird stets darauf hingewiesen, dass es sich um eine Tagespflege mit Hund handelt. Aktuell sind noch Plätze frei. Kontakt: ASB-Tagespflege, Am Lamperfeld 7, 02041 375 44 10, E-Mail tagespflege-lamperfeld@asb-ruhr.info