Bottrop. Fachbereich Schule und der Schulausschuss Bottrop sind sich einig: Die Schulsozialarbeit muss fortgeführt werden. So viel kostet sie die Stadt.
Auch wenn die Finanzierung der Schulsozialarbeit die Stadt Bottrop künftig mehr kostet als bisher: Sie soll zum Nutzen der Kinder, Jugendlichen und Familien fortgesetzt werden. Dafür machen sich der Fachbereich Schule der Stadt und der Schulausschuss gleichermaßen stark. „Die Schulsozialarbeit ist unabdingbar. Das hat Corona gezeigt. Da können wir nicht drauf verzichten“, sagt Schul-Abteilungsleiterin Julia Koschate. Eigentlich aber sieht man in Bottrop das Land an dieser Stelle mehr in der Pflicht.
Schulsozialarbeit in Bottrop: „Flickenteppich aus Finanzierungen“
Zunächst einmal: Ein „Flickenteppich aus Finanzierungen“ steckt hinter den in der Regel 0,5 Schulsozialarbeiter-Stellen, auf die inzwischen jede Schule in Bottrop zurückgreifen kann. Da sind zum einen sieben Vollzeit-Stellen, die bislang über eine Landesförderung plus mindestens 20 Prozent städtischem Eigenanteil finanziert wurden.
Profitieren davon konnten die Grundschulen Albert-Schweitzer, Droste-Hülshoff, Fürstenberg, Welheim/Welheimer Mark, Nikolaus-Groß, Paul, Rheinbaben, Schiller/Ebel, die Gustav-Heinemann- und die Marie-Curie-Realschule, die Schule an der Bergmannsglückstraße/Bottrop und die Schule am Tetraeder. Für die Fortführung im Schuljahr 2023/24 muss ein neuer Antrag gestellt werden. Der Schulausschuss hat sich bereits dafür ausgesprochen. Die letzte Entscheidung fällt der Rat Anfang Mai.
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Die Landesförderung wird per Schulsozialindex ermittelt. Für Bottrop beträgt sie fix knapp 363.000 Euro. Im Jahr 2022, so steht es in der Verwaltungsvorlage, betrug der städtische Eigenanteil zusätzlich rund 148.000 Euro. Dieser wird sich aber voraussichtlich nun deutlich erhöhen, prognostiziert der Fachbereich Schule, und zwar um fast ein Drittel auf knapp 196.000 Euro. „In dem Bereich laufen Tarifverhandlungen, und wir wissen nicht, wie diese am Ende ausgehen“, erläutert Julia Koschate. „Wir haben erst einmal mit einer Lohnsteigerung von zehn Prozent gerechnet.“
Weiterfinanzierung der Stellen aus dem Programm „Aufholen nach Corona“
Dazu kommen Aufwendungen aus dem städtischen Haushalt für weitere 4,5 Stellen in der Schulsozialarbeit, die dank des Förderprogramms „Aufholen nach Corona“ auf die bis dahin unversorgten Grundschulen Astrid Lindgren, Konrad, Gregor, Johannes, Richard Wagner und Vonderort sowie die drei Gymnasien verteilt wurden. Die „Corona“-Förderung von Land und Bund lief Ende 2022 aus, doch der Schulausschuss beschloss im vergangenen Oktober, 330.000 Euro aus städtischen Haushaltsmitteln für die Fortführung dieser 4,5 Stellen in 2023 zu investieren.
Auch für 2024 will die Verwaltung vorschlagen, hierfür Geld im Haushalt einzuplanen, kündigt Julia Koschate an, und zwar dann entsprechend der voraussichtlichen Lohnsteigerungen rund 360.000 Euro. „Wie sich da die Politik aufstellen wird, wissen wir natürlich noch nicht“, so die Abteilungsleiterin. „Aber eigentlich sind sich Politik und Verwaltung an der Stelle auch einig, dass das Land da forscher werden müsste. Da sehen wir das Land weiterhin in der Pflicht, alle gemeinsam.“ In der Pflicht nämlich, weitere Finanzmittel zur Verfügung zu stellen.
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„Nichtsdestotrotz werden wir das in den städtischen Haushalt einbringen, weil wir sehen, dass das eine ganz wichtige Säule in der Schule ist.“ Eine Schulleitung habe mal gesagt: „Das ist das beste Instrument, das jemals an Schulen installiert wurde.“ Die Unterstützung durch Schulsozialarbeiter könne die Kinder weit nach vorne bringen, „sozial, schulisch, beruflich und auch, was die persönliche, individuelle Entwicklung angeht“, ergänzt die Abteilungsleiterin für den Bereich Schule.
Weitere zwei Schulsozialarbeiter-Stellen (je 0,5 an vier weiteren Standorten) werden laut der Abteilungsleiterin übrigens noch aus der Inklusionspauschale des Landes finanziert – „das läuft aber unbefristet“. Ein weiterer der besagten Flicken im Finanzierungsteppich. Koschate: „Es wäre supereinfach, wenn das Land sagen würde: Wir fördern Schulsozialarbeit an allen Schulstandorten zu einem bestimmten Kurs – und am Ende haben dann alle Schulsozialarbeit an der Schule.“
Bottrop: Zurzeit sind alle Schulsozialarbeiter-Stellen besetzt
Stellen für diese wichtige Arbeit an den Schulen zu sichern ist das eine – sie zu besetzen das andere. „Wir hatten mal Lücken, aber im Augenblick sind alle Stellen in der Schulsozialarbeit besetzt“, sagt Schul-Abteilungsleiterin Julia Koschate auf Nachfrage. Wechsel gebe es allerdings immer mal wieder. „Wenn die Schulsozialarbeit unbefristet gesichert wäre, dann hätten wir es auch leichter mit der Personalakquise. Wir verlieren immer wieder gute Leute, weil sie woanders etwas Unbefristetes bekommen können.“
Wie wichtig deren Arbeit ist, wird in der Verwaltungsvorlage mit diesen Worten unterstrichen: „Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Kinder und Jugendliche, ihre Familien und begleitende Institutionen und Personen sind immer noch präsent. Ebenso der Ukraine-Krieg. In dieser besonderen Situation gilt es einen niedrigschwelligen Zugang zu Kindern und ihren Eltern zu finden.“ Schulsozialarbeit solle zudem dazu beitragen, individuelle und gesellschaftliche Benachteiligung durch sozialpädagogische Maßnahmen auszugleichen.
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Detlef Baier, Leiter der Schillerschule und Sprecher der Bottroper Grundschulen, hatte sich in der Oktober-Sitzung des Schulausschusses nicht nur für eine Sicherung des Bestehenden, sondern gar für eine Ausweitung der Schulsozialarbeit ausgesprochen. „Das wäre wünschenswert, aber im Augenblick überhaupt nicht machbar“, bedauert Julia Koschate mit Blick auf begrenzte städtische Haushaltsmittel. Wenn sich das Land da nicht in eine andere Richtung bewege, „sehe ich nicht, dass wir da so schnell auf eine ganze Stelle pro Schule gehen können“.