Bottrop/Gladbeck. Betrügerisches Cybertrading wird immer häufiger, warnt die Polizei. Internationale Fahnder haben die Köpfe einer weiteren Tätergruppe verhaftet.

„Sie versprechen das schnelle Geld“, warnt Friederike Zurhausen, Präsidentin der Recklinghäuser Polizei, vor Betrug mit Geldanlagen im Netz. Betrügerisches Cybertrading wird immer häufiger: „Die Ermittler registrieren eine stetig wachsende Anzahl an Betrugsopfern. In den vergangen fünf Jahren sprechen wir von einem Gesamtschaden, der annähernd 5 Millionen Euro erreicht. Allein 2022 waren es über 2,5 Millionen Euro bei 79 bekanntgewordenen Fällen.“ Zum Vergleich. Nach Angaben des Landeskriminalamtes (LKA) gab es im Jahr 2021 in NRW 741 Ermittlungsverfahren wegen Anlagebetruges, 2022 waren es 632 Ermittlungsverfahren. Bei der jüngsten internationalen Razzia im März haben Fahnder fünf mutmaßliche Köpfe einer Betrugsbande verhaftet. Zwei ihrer Opfer kamen aus Bottrop, einer wurde um eine fünfstellige Summe geprellt, berichtet die Polizei.

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Wie funktioniert diese Masche? Der erste Kontakt findet statt, wenn sich die potenziellen Kunden im Internet auf Themenseiten über Anlagemöglichkeiten informieren. Schon manche Internetseite ist ein Fake. Zur Anmeldung verlangen die Betreiber der Seite dann z.B. Fotos des Personalausweises sowie der letzten Heizkostenabrechnung.

Kurz darauf erhalten die Kunden einen Anruf eines angeblichen Brokers – oft mit einer Nummer aus England. Er fachsimpelt mit dem Anleger und bringt ihn dazu, sich auf dessen Computer aufschalten zu lassen. Damit öffnen sie den Betrügern damit Tür und Tor. Der Zugriff auf persönliche Daten ist von außerhalb möglich, solange der Rechner am Netz hängt.

Betrüger erwerben heimlich Bitcoins

Betrogen werden die Kunden nun auf verschiedene Weise: Während die Betrüger mit den Kundendaten heimlich Bitcoins erwerben, überweisen die Anleger das erste Geld, mit dem die Broker arbeiten sollen. Dann spielen die Betrüger den Kunden am heimischen Bildschirm vor, wie sich das angelegte Geld nach nur wenigen Tagen verdreifacht hat. Allerdings handelt es sich hier um eine reine Illusion. Dieses Geld gibt es nämlich in der Realität schon gar nicht mehr.

Wenn ein Anleger eine Teilauszahlung fordert, wird sie in manchen Fällen sogar gewährt. „Weil die Betrüger noch mehr Geld von Ihnen wollen“, erklärt Hauptkommissar Dirk Christossek vom Polizeipräsidium Recklinghausen. Und leider fallen auch viele Betrogene darauf herein. Nicht selten überweisen die Investoren dann mehrere Zehntausend, ja sogar bis zu mehreren Hunderttausend Euro.

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Ermittler Dirk Christossek berichtet: „Die Ermittlungen gestalten sich schwer. Das Internet ist schnelllebig, und so sind es auch die Betrüger. Die Internetseiten werden flugs geschlossen und sind nicht mehr auffindbar. Die Rufnummern sind in der Regel auf falsche Personalien ausgestellt. Zeitgleich schalten die Betrüger neue Internetseiten auf und setzen ihre perfide Masche fort.“

„Leider verbreiten sich die vermeintlichen Erfolge schneller als das eingebüßte Kapital“, mahnt Polizeipräsidentin Zurhausen und ergänzt: „Durch Mundpropaganda bewerben die Neuanleger ihre ersten Erfolge. Die Scham hingegen, wenn sie merken, dass sie alles verloren haben, hemmt viele, damit offen umzugehen. Anstatt andere zu warnen oder sich bei der Polizei zu melden, sagen sie lieber nichts. Wir möchten die Betroffenen dennoch animieren, sich bei der Polizei zu melden. Helfen Sie uns, andere vor den gleichen Fehlern zu bewahren.“

Millionenschwerer Anlagebetrug: Fünf Festnahmen in Rumänien und Bulgarien

Eine Erfolgsmeldung im Kampf gegen Online-Anlagebetrüger kommt aus Niedersachsen: Ein internationales Fahnderteam hat fünf Hauptverdächtige in einem Ermittlungsverfahren zu millionenschwerem Anlagebetrug festgenommen. Zugriffe seien in Rumänien und Bulgarien erfolgt, sagte Mario Krause vom Fachkommissariat Cybercrime der Polizei Braunschweig am Donnerstag. Die Männer befinden sich ihm zufolge seit Ende März in Untersuchungshaft.

Bei einem „Action Day“ seien Cybercrime-Experten aus Niedersachsen unter der Leitung der Staatsanwaltschaft Göttingen in Zusammenarbeit mit Eurojust und Europol am 22. März ausgerückt. In insgesamt vier Staaten gingen Ermittler nach den Polizeiangaben gegen Verdächtige vor. Mit dem Einsatz sei der Tätergruppe die Führungsriege genommen worden. „Wir sind zuversichtlich, dass wir die Verdächtigen auch anklagen können“, sagte Manuel Recha von der Staatsanwaltschaft Göttingen.

Aktuell sprechen die Ermittler von mehr als 33.000 Geschädigten mit einem Schaden mehr als 89 Millionen Euro. Für Deutschland gehen die Fahnder von mehr als 5500 Betroffenen und einem Schaden von mehr als 22 Millionen Euro aus. Einer der Fälle, die die Ermittlungen auslösten, spielte der Polizei zufolge in Braunschweig. (lro/dpa/ks)

Infos zu den aktuellen Betrugsmaschen im Netz: https://www.polizei-beratung.de/themen-und-tipps/betrug/kredit-und-anlagebetrug/

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