Bottrop-Kirchhellen. Das Opferfest wird auf dem Hof Königshausen in Bottrop nicht mehr gefeiert, doch hier ernten auch viele muslimische Familien ihr Gemüse selbst.
Auf diesem Bauernhof in Feldhausen kann man Fasulye, Misir, Ispanak oder Patates selbst ernten, man kann aber auch türkische Bohnen, Mais, Spinat und Kartoffeln dazu sagen. Seit 1966 hat sich der Hof Königshausen auf die Direktvermarktung für muslimische Kundschaft spezialisiert. Seitdem treffen sich hier in den jeweiligen Erntezeiten islamische Familien aus dem ganzen Ruhrgebiet, um sich bei der Selbsternte mit frischem Gemüse zu versorgen.
++++ Nachrichten aus Bottrop direkt ins Postfach: Hier für den kostenlosen WAZ-Newsletter anmelden! ++++
Vater Rudolf Königshausen hat damals mit der Umstellung begonnen, inzwischen wird der Familienbetrieb von Jochen und Daria Königshausen bewirtschaftet. Die Landwirte freuen sich über jede Kundschaft, schätzen aber, dass das Gemüse fast ausschließlich an Muslime geht. Neben den Gemüsen stehen auch die Früchte der 1500 Pflaumenbäume auf der Plantage hoch im Kurs. Früher wurden auch Schafe und Rinder auf dem Hof unter veterinärer Aufsicht geschlachtet und Kurban Bayrami, das Opferfest, gefeiert, aber das ist inzwischen nach den Corona-Einschränkungen Geschichte.
In der Sommerzeit ist auch der Hofladen geöffnet
Insgesamt habe sich auch das Einkaufs- und Pflückverhalten des Kundenkreises stark verändert, haben die Eheleute Königshausen festgestellt. Der Andrang an den Wochenenden sei stärker geworden, viele nehmen das Angebot auch als kleinen Ausflug für die augenscheinlich kleiner werdenden Familie aufs Land wahr, so dass im Sommer viel Betrieb auf den Feldern ist. Um die Erntezeiten zu verlängern, erfolgt der Anbau in Etappen. Während der Sommerzeit ist auch der Hofladen in der Verkaufstenne geöffnet. Dabei wird auch Fleisch von den hofeigenen Limousin-Rindern angeboten, die im „geschlossenen System“ mit eigenem Futter aufgezogen werden. Das Fleisch gibt es in unregelmäßigen Abständen als fertige Pakete oder nach individueller Zusammenstellung.
Weitere Teile der Bottroper Hofladenserie:
Ganzjährig können rund um die Uhr Kartoffeln und Eier am Automaten erworben werden. Die Freilandeier kommen seit 2016 von den rund 600 Legehennen im selbstgebauten Hühnermobil auf den anliegenden Wiesen. Die „klassische“ Landwirtschaft mit Ackerbau und Grünlandbewirtschaftung fürs Winterfutter gehört immer noch zum Hofalltag, Neben Weizen für die Hühner werden Roggen, Mais und Zuckerrüben für industriellen Zucker angebaut. Der augenblickliche Grund für besondere „Aaaahs“ und „Oooohs“ ist „Junior“, ein Ende Februar geborenes Ponyfohlen. Neben dem Blickpunkt für die Kundschaft ist die Züchtung Deutscher Reitponys ein „persönlicher Spaß“ für die Familie Königshausen.
Der Hof Baukholt wurde im 13. Jahrhundert erstmals erwähnt
Über Photovoltaikanlagen auf den Wirtschaftsgebäuden wird der Strom für Wohngebäude, Kühlhaus, Betrieb und die E-Mobilität erzeugt, auch die im Sommer notwendige Bewässerung der Felder wird darüber gesteuert: „Bei schönem Wetter sind wir strommäßig komplett autark“
Für Veranstaltungen in Eigenregie steht auch ein großer Scheunenraum mit Theke zur Verfügung, der von einigen lokalen Vereinen genutzt wird. Der Hof ist einer der Anlaufstellen für Aufmarsch- und Singübungen der Schützen- und Brezelbrüder, der Ländliche Reit- und Fahrverein nutzt das große Gelände bei Kutschenausfahrten als Zwischenstation. Hier hat auch schon ein Hähne-Wettkrähen und eine Teckelzuchtschau stattgefunden. Der Hof wurde bereits 1222 erstmals urkundlich erwähnt, manche kennen ihn noch unter dem früheren Namen Baukholt, so heißt auch immer noch die Bushaltestelle direkt vor der Hofeinfahrt. Umbenannt wurde der Hof, nachdem die Hoferbin Mitte des letzten Jahrhunderts einen Königshausen heiratete.
Hof Königshausen, Dorstener Straße 16, 46244 Bottrop-Feldhausen, 02045 2171, post@hof-koenigshausen.de