Bottrop-Kirchhellen. „Dreibauernjungs“: Das sind drei Bauernsöhne und drei Bauernhöfe in Kirchhellen und Gladbeck: So vermarkten sich die Brüder Overgünne.

„Overgünne, das sind doch die mit den Martinsgänsen“, sagt eine Kirchhellenerin. Das ist zwar korrekt, aber auch viel zu wenig, um die Vielfältigkeit des Betriebes zu beschreiben. Unter dem Stichwort „Dreibauernjungs“ verbinden die Brüder Thomas, Michael und Christoph Overgünne als gleichberechtigte Partner mehrere Betriebe, vermarkten ihre unterschiedlichen Produkte gemeinsam und können so eine viel breitere Palette an Waren und Leistungen anbieten.

Thomas Overgünne mit Hühnereiern vor seinem Hofladen. In dem SB-wie-Selbstbedienung-Laden auf dem Bauernhof an der Hackfurthstraße in Kirchhellen gibt es auch Fleisch und Milch zu kaufen.
Thomas Overgünne mit Hühnereiern vor seinem Hofladen. In dem SB-wie-Selbstbedienung-Laden auf dem Bauernhof an der Hackfurthstraße in Kirchhellen gibt es auch Fleisch und Milch zu kaufen. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Auf dem Milchhof in Gladbeck hält Michael Overgünne Kühe und produziert Milch und Rindfleisch, dass neben vielen anderen Produkten auch in der Landfleischerei von Christoph Overgünne am Lippweg in Kirchhellen verarbeitet wird. Zentraler Punkt bleibt der Geflügelhof an der Hackfurthstraße in Kirchhellen, wo durchschnittlich 6000 Hühner in Freilandhaltung scharren. Saisonal kommen Enten und Gänse dazu, die vor St. Martin und Weihnachten stark nachgefragt sind. „Weihnachten war bei rund 1000 Abholern extrem,“, sagt Thomas Overgünne, „es kam zu langen Wartezeiten bei der Abholung, das machen wir in diesem Jahr etwas anders.“ Einigen Stress vorab gab es durch das Schlachtverbot wegen der Vogelgrippe auf einem anderen Hof. „Zum Glück konnten wir vor St. Martin wieder schlachten“, freute sich der Landwirt.

Brotlaib an Brotlaib liegen in den Automaten in dem Hofladen von Thomas Overgünne in Kirchhellen. Hier füllt der Landwirt gerade nach. Im Automaten hinter ihm warten Eier auf Kundinnen und Kunden.
Brotlaib an Brotlaib liegen in den Automaten in dem Hofladen von Thomas Overgünne in Kirchhellen. Hier füllt der Landwirt gerade nach. Im Automaten hinter ihm warten Eier auf Kundinnen und Kunden. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Als Besonderheit der gemeinsamen Landwirtschaft stellt Thomas Overgünne die generelle Freilandhaltung heraus. Tierwohl sei für echte Landwirte immer vorrangig.“ Das ist wie ein Bumerang, wer seine Tiere gut behandelt, bekommt Gutes zurück .“ Die Tiere werden von den Bauern selbst zur Schlachterei gebracht mit viel Vorlaufzeit zum Stressabbau. Das Fleisch wird sowieso in der eigenen Metzgerei verarbeitet, so dass die Erzeugnisse mehrerer Betriebe direkt vom Erzeuger zum Endverbraucher gehen.

Nach Overgünnes Beobachtungen sei die Nachfrage nach regionalen Produkten während der Corona-Zeit deutlich angestiegen, nehme allerdings in der letzten Zeit auch wieder etwas ab. Vermarktet werden die Produkte über verschiedene Vertriebswege. Auf allen Höfen stehen rund um die Uhr geöffnete SB-Hofläden, die vor allem frische Produkte anbieten, in der Fleischerei wird auch bedient.

++++ Nachrichten aus Bottrop direkt ins Postfach: Hier für den kostenlosen WAZ-Newsletter anmelden! ++++

Seit knapp einem Jahr gibt es den Online-Shop mit Selbstabholung oder Lieferservice mit eigenen Fahrzeugen in umliegende Städte. Mit dem Start ist Overgünne sehr zufrieden. „Es wird gut angenommen, vor allem haben wir schon sehr viele Stammkunden.“ Die Palette von etwa 240 Produkten reicht von Wurst- und Fleischprodukten, Eiern, Backwaren und –mischungen, Milchprodukten, Obst, Gemüse bis zu Getränken. In der nächsten Zeit ist eine Erweiterung mit Gemüse aus dem regionalen Anbau angedacht.

Hühner und Ziegen picken neben dem Hofladen Overgünne in Kirchhellen ihr Futter. Auch einige Ziegen und Nandus tummeln sich als eine Art „Hühnerpolizei“ dort.
Hühner und Ziegen picken neben dem Hofladen Overgünne in Kirchhellen ihr Futter. Auch einige Ziegen und Nandus tummeln sich als eine Art „Hühnerpolizei“ dort. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Der SB-Hofladen ist nicht nur wegen seines Angebots beliebt, dahinter tummeln sich Unmengen von Hühnern, einige Ziegen und Nandus, die Overgünne als seine „Hühnerpolizei“ bezeichnet, weil sie Greifvögel, die für massiver Verluste gesorgt hatten, vertreiben oder abschrecken. Da man die Tiere mit Automatenfutter füttern darf, sind Einkaufsspaziergänge bei den kleinen Kunden sehr beliebt. Sitzgelegenheit für die Eltern und buntes Kinderspielzeug laden zum Aufenthalt ein. In der weiteren Hofplanung ist ein Kinderspielplatz, damit dürfte sich die Attraktivität noch erhöhen.

Lesen Sie auch diese Nachrichten aus Bottrop:

Auf dem Gladbecker Hof können auch die Ställe und Melkvorgänge besichtigt werden. Die Kunden mögen die unkomplizierten Einkäufe: „Es ist einfach und entspannend, man sieht woher die Eier kommen,“ sagt Malte Weber, der auf dem Heimweg eben anhält. Eine Kundin schätzt ebenso die bekannte Herkunft der Waren und „weil ich sie hier garantiert frisch bekomme.“ Neben einem weiteren Geflügelhof in Marl mit SB-Hofladen ist die Hoftischlerei auf eigenem Gelände ein weiteres Standbein.

Thomas ist Tischlermeister und hat sich selbstständig gemacht, als sein Vater noch den Betrieb leitete. Ab 2009 übernahm der Sohn zwar die Landwirtschaft, hat aber die Tischlerei mit Schwerpunkt Möbelbau und Ladeneinrichtung nicht aufgegeben. Ebenso weiter betrieben wird die Schälmühle, in der Urgetreide wie Dinkel, Emmer oder Einkorn geschält und gemahlen wird. Mit den Produkten werden regionale Betriebe beliefert, in Kirchhellen besteht die Kooperation mit der Bäckerei Kläsener.

Hof Overgünne, Kirchhellen, Hackfurthstraße 98; Landfleischerei Overgünne, Kirchhellen, Lippweg 10, Hof Overgünne Gladbeck, Konrad-Adenauer-Allee 51.