Bottrop-Kirchhellen. In Bottrop-Grafenwald ist eine Flüchtlingsunterkunft errichtet worden. Sie bietet Platz für 80 Menschen. Der Bau hat sich lange verzögert.

Auf dem Parkplatz von Schacht 9 in Vossundern ist ein neues Containerdorf für Flüchtlinge fertig geworden. Es wird seit vergangener Woche bewohnt von 34 Menschen, bietet aber Platz für insgesamt 80. Die Flüchtlinge waren zuvor auf dem Hof Umberg untergebracht.

Dort steht aber die Saison von der Tür. Die Räume werden für die Erntehelfer benötigt. „Es war eine temporäre Einrichtung“, erklärt Sozialamtsleiter Sascha Borowiak. Dass der Mietvertrag endet, sei im Vorfeld so abgesprochen gewesen. Vom Overhagener Feld folgte jüngst der Umzug zur Fernewaldstraße.

Nach Auf der Bredde, Am Tollstock und Liboriweg hat Kirchhellen seinen vierten und Grafenwald nun seine erste Flüchtlingsunterkunft. Bis zur Inbetriebnahme war es ein langer Weg. Mehr als neun Monate hat es gedauert von der Wahl des Standorts über die Planung bis zum Einzug. Die lange Dauer hat viele Gründe. Denn wie es sich ein Laie vorstellt, dass nur eine Fläche im Stadtgebiet gefunden muss und Container darauf gestellt werden, ist die Errichtung eines solchen Dorfes in Wirklichkeit nicht.

Geschlafen wird in Doppel- und Viererzimmern. Kleidung kann in Spinden verstaut werden. Dazu gibt es in jedem Zimmer einen Tisch und  Stühle.
Geschlafen wird in Doppel- und Viererzimmern. Kleidung kann in Spinden verstaut werden. Dazu gibt es in jedem Zimmer einen Tisch und Stühle. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

„Wir müssen einen Bauantrag stellen“, sagt Michael Monden, Abteilungsleiter im Fachbereich Immobilienwirtschaft. Man könne als Verwaltung nicht einfach Container aufstellen. „Es ist das klassische Prozedere wie bei einem Hausbau.“ Außerdem muss die Infrastruktur am Standort überprüft werden.

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Unter dem Parkplatz von Schacht 9 lagen zum Beispiel keine Versorgungsleitungen. Das heißt: Die Fläche musste an die Strom-, Trink- und Abwasserversorgung der Fernewaldstraße angeschlossen werden. Leichter gesagt als getan. „Die Versorger sind auch andernorts tätig und können nicht so schnell sein, wie wir es uns gerne wünschen“, sagt Monden. Es dauert. Borowiak nennt es „ein massives Problem“, was die Stadt auch an anderen Flüchtlingsstandorten, wie zu Beispiel auch am Schacht 10 am Alten Postweg, hat. Zudem war die Parkplatzbeleuchtung von Schacht 9 abgeklemmt und musste wieder in Betrieb gehen. In dem Zusammenhang wurden gleich neue LED-Lampen eingebaut.

Das Bergwerk Prosper IV in Grafenwald. Ganz rechts im Bild auf der freien Fläche ist der ehemalige Parkplatz zu sehen, wo sich heute das neue Containerdorf für Flüchtlinge befindet.
Das Bergwerk Prosper IV in Grafenwald. Ganz rechts im Bild auf der freien Fläche ist der ehemalige Parkplatz zu sehen, wo sich heute das neue Containerdorf für Flüchtlinge befindet. © FUNKE Foto Service | Hans Blossey

Darüber hinaus wurde der Boden des Parkplatzes auf Blindgänger überprüft. Nach der erfolgreichen Überprüfung musste die Ebenerdigkeit für die Container gewährleistet sein. Das menschliche Auge kann beim Blick auf die große Fläche einem einen Streich spielen. Es wirkt eben, ist es aber keineswegs. Der Fachmann schaut genauer hin. „Uns war schnell klar, dass die Fläche nicht gerade ist“, so Michael Monden. Eine Lösung musste her.

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Bei der Unterkunft fällt sofort auf, dass sie wie auf Stelzen steht. Hierbei handelt es sich um Schachtringe aus Beton. Ein Laser half bei der waagerechten Ausrichtung der Container. Einzeln hingen sie am Haken eines Krans. Zum Ausgleich schoben die Fachleute, wenn nötig, zusätzliche Plastikplatten unter die Container. Als sie endlich in Position standen, waren sie innerlich „nackt“.

Die Flüchtlingsunterkunft auf dem ehemaligen Parkplatz von Schacht 9. Im Bild: eine vollausgestattete Küche.
Die Flüchtlingsunterkunft auf dem ehemaligen Parkplatz von Schacht 9. Im Bild: eine vollausgestattete Küche. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Es folgte der Einbau der Inneneinrichtung und die Elektroinstallation. Ganz zu schweigen vom Aufstellen der Tische, Stühle und Betten. „Die Montage von der Anlieferung der Container bis zur Fertigstellung dauert zwei bis drei Wochen“, sagt Monden. Zusätzlich sind Bleche an den Schachtringen und Containern befestigt, so dass keine Kinder unter die Unterkunft kriechen oder Tiere sich darunter verstecken können. „Es sind verschiedene Fachbereiche hier tätig“, sagt Rebecca Steinert-Chmiel vom Sozialamt. Die Sachgebietsleiterin spricht von einem „gut funktionierenden Team“. „Wenn Probleme auftauchen, werden sie auf dem kurzen Dienstweg schnell geklärt.“

Die Flüchtlinge verfügen nun seit einigen Tagen über möblierte Küchen mit Herd, Spüle, Kühlschrank, Mikrowelle und Backofen. Geschlafen wird in Doppel- und Viererzimmern. Kleidung kann in Spinden verstaut werden. Wer möchte, kann sich in seiner Freizeit auch in Gesellschaftsräumen aufhalten. Dazu gibt es Dusch -und Toilettenanlagen – getrennt nach Geschlechtern. Ein Hausverwalter von der Stadt ist Ansprechpartner vor Ort. Von 18 bis 6 Uhr passt eine Sicherheitsfirma auf.