Bottrop. Der Sozialamtsleiter spricht von Herausforderung. Die Stadt hat zwei Wochen Zeit, um passende barrierefreie Unterkünfte in Bottrop zu finden.
Immer mehr Flüchtlinge mit Behinderungen kommen im Moment nach Bottrop. Das teilte Sozialamtsleiter Sascha Borowiak zuletzt im Sozialausschuss mit. „Eine Herausforderung“, wie er im Gespräch mit der WAZ sagt. Hierzu nennt er ein jüngstes Beispiel, wie kompliziert die Aufgabe sein kann.
„Es kamen zusammen zweimal fünf Personen. Drei saßen im Rollstuhl, und eine Person war stark übergewichtig und pflegebedürftig.“ Ideal wäre es gewesen, wenn sie wie in ihrer Heimat beisammen hätten untergebracht werden können. Ein Ding der Unmöglichkeit. „Beim aktuellen Wohnungsmarkt ist es schwierig, mal eben zwei barrierefreie Wohnungen nebeneinander zu finden.“
Stadt Bottrop hat zwei Wochen Zeit, um Unterkünfte zu finden
Borowiak erklärt, wie die Zuweisung von der Bezirksregierung Arnsberg abläuft: „In der Regel haben wir einen Vorlauf von zwei Wochen.“ In dieser Zeit muss das Sozialamt entsprechende Unterkünfte gefunden haben. Auf die Entscheidung, wer nach Bottrop kommt, habe das Sozialamt keinen Einfluss. Man bekomme eine Liste mit Namen, Geschlecht, Nationalität und Geburtsdatum. Manchmal gebe es Information, ob sich darunter Familienangehörige befinden. Zudem werde übermittelt, ob die Personen gesundheitliche Einschränkungen haben.
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Salopp ausgedrückt, ab dem Zeitpunkt der Datenübermittlung ist die Stadt zuständig. In derart schwierigen Fällen mit Behinderungen gestaltet sich die aktuelle Suche nach Wohnraum besonders schwer. „Viele der Unterkünfte sind nicht barrierefrei“, sagt er. Auch die Containerdörfer hätten in der Regel am Eingang eine kleine Schwelle. Auch Wohnungen sind nicht unbedingt barrierefrei für Rollstuhlfahrer, mitunter sind etwa die Türen nicht breit genug.
Sozialamtsleiter: „Die Flüchtlinge haben keinen deutschen Pflegegrad.“
„Wir arbeiten eng mit dem Gesundheitsamt zusammen“, sagt der Sozialamtsleiter. Im schlimmsten Fall muss für Flüchtlinge ein Pflegeplatz gefunden werden. Leichter gesagt als getan. Und wenn ein Platz gefunden ist, wartet bereits das nächste Problem. „Die Menschen sind in keinen deutschen Pflegegrad eingestuft“, so Borowiak. Dass die Heimaufsicht auch im Sozialamt beheimatet ist, hilft bei der Lösung solcher Probleme. „Wir sind sehr gut vernetzt.“
Die Frage, warum gerade jetzt so viele Menschen mit Behinderungen nach Bottrop kommen, beschäftigte auch die Mitglieder im Sozialausschuss. Borowiak: „Wir wissen es nicht. Uns werden die Menschen zugewiesen.“ Auch andere Städte würden diese Situation momentan erleben. „Es scheint kein Bottrop spezifisches Problem zu sein“, so der Sozialamtsleiter.