Bottrop-Kirchhellen. Der Kirchenchor St. Johannes ist seit seiner Gründung 1868 ein reiner Männerchor. Doch heute fehlt der Nachwuchs. Eine Kostprobe gibt’s Sonntag.

Seit inzwischen 155 Jahren begleitet der am 19. März 1868 gegründete Kirchenchor St. Johannes die Gottesdienst in der Gemeinde und ist damit der älteste Chor in Kirchhellen. Nach der großen Feier zum 150. Jahrestag 2018 soll das „nicht ganz runde“ Jubiläum nicht vergessen werden, denn: „Welcher Chor kann schon auf so viele Jahre zurückblicken?“, fragt der 1. Vorsitzende Norbert Josten, der selbst schon 50 Jahre dabei ist. Und außerdem: „Wir wissen nicht, ob noch jemals weitere Jubiläen gefeiert werden können, die Uhr tickt.“

Kirchenchor St. Johannes: Das jüngste Chormitglied zählt 72 Lenze

Schließlich sei das Durchschnittsalter der Sänger schon weit fortgeschritten, das jüngste Chormitglied ist 72 Jahre alt. Und Nachwuchs ist seit Jahren auch nicht in Sicht, Schriftführer Gerhard Gödde ist als zuletzt eingetretenes Mitglied auch bereits 15 Jahre im Chor. In den letzten Jahren ist die Zahl der aktiven Sänger durch Todesfälle von 32 auf nur noch 19 geschrumpft.

Festempfang zum runden 150. Geburtstag vor fünf Jahren im Gemeindehaus St. Johannes. Ein Ständchen durfte nicht fehlen.
Festempfang zum runden 150. Geburtstag vor fünf Jahren im Gemeindehaus St. Johannes. Ein Ständchen durfte nicht fehlen. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Der Chor ist traditionell seit der Gründung ein reiner Männerchor geblieben, und das soll nach Wunsch der Sänger auch so bleiben. Und eben weil es den reinen Männerchor gibt, hat sich in der Gemeinde zudem ein reiner Frauenchor gegründet. „Wir hören und machen gern Musik und sind im Chor groß geworden“, berichtet der Vorsitzende. Allerdings habe früher kirchliche Chormusik einen anderen Stellenwert gehabt, für junge Männer sei sie nicht mehr attraktiv, deren Interessen hätten sich verlagert.

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Es gehe in der Gemeinschaft zwar um das „Erlebnis Singen“, aber die Chorgemeinschaft sei auch „wie eine große, solidarische Familie“, man probt, singt und feiert auch gemeinsam. Zu allen Unternehmungen seien immer auch die Ehefrauen der verstorbenen Chormitglieder eingeladen: „Hier wird niemand vergessen.“ Neben den Chorausflügen gibt es immer wieder gemeinsames Frühstück oder Grillabende. Die diesjährige Chorreise wird im Mai in den Spessart gehen. Nach der schwierigen Corona-Zeit werde jetzt alles wieder im normalen Rhythmus laufen, hoffen die Vorstandsmitglieder.

Am Sonntag soll der Jubiläumstag mit einer Messe um 11 Uhr in der Kirche St. Mariä Himmelfahrt in Feldhausen gefeiert werden, weil die Kirche St. Johannes der Täufer aus terminlichen Gründen nicht zur Verfügung steht. Selbstverständlich will der Chor in Konzertkleidung - dunkler Anzug mit Fliege - den Gottesdienst mit vierstimmigem Gesang musikalisch begleiten. Dahinter steht allerdings noch ein kleines Fragezeichen wegen der kurzfristigen Erkrankung des Chorleiters Kantor Detlef Steinbrenner, der den Chor seit 1999 musikalisch ausrichtet.

Anschließend fahren die Sänger mit Partnerinnen und den Ehefrauen der Verstorbenen zum Essen ins Brauhaus. Dort bekommt die Chorfamilie noch eine gesangliche Kostprobe: „Große Konzerte wie früher mit mehr als 50 Sängern sind nicht mehr möglich“, erklärt Pressewart Ludger Geisler, „aber wir nehmen den kleinen Rahmen, um das Jubiläum nicht verfallen zu lassen.“

Seit 2019 ist Pater Periya Madalaimuthu als Präses der geistliche Begleiter der Chöre in St. Johannes. Der Chor probt donnerstags ab 17.30 Uhr im „Sängerheim“ Pfarrheim St. Johannes, neue Stimmen sind immer willkommen. Kontakt: Vorsitzender Norbert Josten, 02045 8 32 83.