Gladbeck / Bottrop. . Beim Bauern Overgünne leben 3500 Hühner. Nandus schützen sie vor dem Feind, dem Habicht. Zu Ostern haben wir Eier-Geschichten zusammengetragen.

„24 Stunden Eierautomaten“ – seit ein paar Jahren kann man in kleinen Verkaufshäusern an der Konrad-Adenauer-Allee und an der Voßbrinkstraße Tag und Nacht Eier und andere landwirtschaftliche Erzeugnisse kaufen. Ins Leben gerufen hat das Ganze Familie Overgünne, die hauptsächlich in Kirchhellen eine große Anzahl Hühner hält.

Nah an der Stadtgrenze liegt der Hof Overgünne

Relativ nah an der Gladbecker Stadtgrenze liegt der Hühnerhof von Thomas Overgünne. Schon von der Straße aus kann man zig Hennen und Hähne in einem großen Auslauf picken und scharren sehen. „Wir haben seit 2014 etwa 3500 Tiere, die hier auf dem Hof leben“, verrät Thomas Overgünne. Die Tiere leben in kleineren Gruppen zusammen auf verschiedenen Flächen, denen jeweils ein Stall angegliedert ist.Vor allem zu Ostern und in der Weihnachtszeit steigt die Anzahl der Hühner bei Overgünne, denn: „In der Zeit benötigen die Leute mehr Eier, ob zum Färben, Backen oder Essen.“ Ein Huhn legt im Jahr rund 290 Eier. Diese werden für den Verkauf in Gewichtsklassen von S bis XXL unterteilt.

Thomas Overgünne und sein Federvieh auf dem Hof in Kirchhellen. Seine Eier verkauft er auch im „24-Stunden-Automaten“ an der Konrad-Adenauer-Allee und an der Voßbrinkstraße.
Thomas Overgünne und sein Federvieh auf dem Hof in Kirchhellen. Seine Eier verkauft er auch im „24-Stunden-Automaten“ an der Konrad-Adenauer-Allee und an der Voßbrinkstraße. © Heinrich Jung

Zu Ostern gibt es zusätzlich zum üblichen Angebot noch Eier in Lagen, damit der fleißige Eierfärber oder Kuchenbäcker gleich 30 Eier auf einmal kaufen kann. Außerdem wird ein Teil der Eier in Borken bei einer Eierfärberei bunt gefärbt und quasi essfertig verkauft.

Overgünnes Hühner sind „frei laufend“, halten sich tagsüber meist draußen unter freiem Himmel auf. Der Nachteil: So sind sie auch ständig der Gefahr ausgesetzt, von Raubtieren geholt zu werden. „Der Fuchs ist hier nicht so ein großes Problem, eher der Habicht“, berichtet Thomas Overgünne.

Um dem Herr zu werden, hat er für die vordere Wiese vor ein paar Jahren sieben Nandus angeschafft. Nandus, originär beheimatet in Südamerika, sind große Laufvögel und ähneln dem afrikanischen Strauß. Sie sind vor allem aber auch gute Wächter und wehren Angriffe der Habichte mit großem Erfolg ab. So groß ist der Nutzen dieser Tiere, dass der Landwirt in wenigen Wochen auch auf den hinteren Wiesen weitere Nandus einziehen lassen wird.

So unterschiedlich groß sind  Nandu- und Hühnereier.
So unterschiedlich groß sind Nandu- und Hühnereier. © Heinrich Jung

Die Haltung der auch in Nordeuropa heimisch gewordenen Tiere ist zudem vergleichsweise einfach: Die Tiere ernähren sich genau wie Hühner von Körnern oder altem Brot. Hinzu kommt: Nandus und Hühner harmonieren bestens, es gibt keinen Stress auf der Wiese oder im Stall. Die Eier der Laufvögel wiegen übrigens 600 bis 700 Gramm, sind zehnmal größer als ein normales Hühnerei.

Nachts gehen alle in ihre Ställe

Wenn es abends dunkel wird, gehen Nandus und Hühner in ihre Ställe. „Hier schlafen die meisten und legen auch ihre Eier, bevor sie am nächsten Morgen wieder ins Freie gehen“, so Overgünne. Allerdings blieben manche Hennen auch gern mal draußen, „die flattern dann hoch in die Bäume und schlafen dort“.

Da die Flügel der Hühner bei Overgünne nicht gestutzt werden, können die Tiere auch über den Zaun flattern und laufen dann draußen auf dem Hof der Overgünnes herum. „Einmal hat sich ein Huhn in unser Wohnzimmer verirrt“, erinnert sich Thomas Overgünne, „und erst als es abends hinterm Sofa gackerte, haben wir es gefunden.“

Ralf Scheschi ist Taubenzüchter aus Leidenschaft

Bereits morgens um halb fünf ist die Nacht für Ralf Scheschi vorbei. Es geht aber nicht zur Arbeit, nein, es ist seine große Leidenschaft, für die er so früh aufsteht: die Tauben. „Ich war schon als Kind begeistert von Tauben“, erzählt er, „und mit 14 habe ich mir auf einer Ausstellung die erste gekauft“. Inzwischen beherbergt er in seinen Volieren hinten im Garten des Zechenhauses in Schultendorf weit mehr als 20 Tauben – Brieftauben und arabische Trommeltauben. Auf die ist er besonders stolz, denn erst im Januar hat er mit ihnen wieder einen Preis gewonnen.

Taubenvater Ralf Scheschi.
Taubenvater Ralf Scheschi. © Heinrich Jung

Ralf Scheschis Tauben erinnern kaum an die Wildtauben, die man aus der Innenstadt kennt. Seine Tiere sehen elegant aus, das weiße Gefieder der hellen Brieftauben blendet förmlich im Sonnenschein. Gerade genießen sie die Zeit im Freien. „Ich halte die Tauben in den Volieren und zweimal am Tag lasse ich sie fliegen“, erzählt der Schultendorfer. Die meisten drehen dann eine Runde über Schultendorf und kehren bald zurück. Andere setzen sich in die Sonne und lassen sich wärmen.

„Es ist ein tolles Gefühl, die eigenen Tauben fliegen zu sehen“, schwärmt der leidenschaftliche Züchter. Eier legen seine Tauben zwar, aber die werden aber nur zum Brüten verwendet. Scheschi: „Essen tun wir die nicht.“

„Wachteln brauchen nicht so viel Platz“

Dafür hält der 58-Jährige Wachteln. „Wachteln brauchen nicht so viel Platz wie Hühner“, erklärt er. „Und die Hähne krähen nicht so laut“. Vor allem in einer Zechensiedlung wie bei ihm Zuhause sei das schon enorm wichtig. Die Wachteln sind reine „Legewachteln“, das heißt, die Eier werden von den Hennen nicht bebrütet.

Ralf Scheschi zeigt eine seiner Legewachteln.
Ralf Scheschi zeigt eine seiner Legewachteln. © Heinrich Jung

Wenn Scheschi Küken ziehen will, muss er sich selbst darum kümmern und die Eier in einer Brutmaschine reifen lassen. Ansonsten werden die Wachteleier bei Familie Scheschi gern gegessen – ein Wachtelei kocht übrigens im Vergleich zum Hühnerei viel kürzer: nach maximal einer Minute ist es fertig.

Weil es ihm so viel Spaß bereitet, hält Scheschi noch ein paar Wellensittiche, eine Zwergwachtel, deren geschlüpfte Küken kaum größer sind als eine Hummel, und Zwerghühner. Für alle Tiere wendet Ralf Scheschi enorm viel Zeit auf. Morgens vor der Arbeit sorgt er eine gute Stunde für sie, abends sind es meistens zwei, am Wochenende auch mehr Stunden. Dann ist er zusätzlich als Preisrichter für Tauben unterwegs oder zeigt seine Tiere auf Ausstellungen.

Im Wärmeschrank wachsen und gedeihen 46 Küken

„Hühner hat es hier schon immer gegeben, auch vor dem Krieg schon“, sagt Gerd Gröbel. Der 60-Jährige hält in dem großen Garten hinter seinem Haus „1,5“- und „1,6“-Hühner. Was das bedeutet? In der Fachsprache heißt das, dass Gröbel zwei Zuchtgruppen besitzt. In der einen lebt ein Hahn mit fünf Hennen, in der anderen ein Hahn mit sechs Hennen.

Wenn die Küken größer sind, ziehen sie ins Kükenheim um. Foto Services
Wenn die Küken größer sind, ziehen sie ins Kükenheim um. Foto Services © Heinrich Jung

Gerd Gröbels Federvieh ist mittelgroß und schwarz gefiedert. „Zwerg Australorps“ heißt die Züchtung, die Gerd Gröbel gelegentlich auch mal auf Ausstellungen zeigt. In erster Linie aber sind die Tiere für den Gladbecker ein reines Hobby.

Umzug ins Kükenheim

Im Moment zieht Gerd Gröbel 46 wuschelige Küken in einem so genannten Wärmeschrank groß. Die Tiere sind schon ziemlich gewachsen, und deshalb wird es in dem kleinen Schrank so langsam wuselig. „Wenn die Küken zu groß für den Wärmeschrank sind“, erzählt der Hobbyzüchter, „kommen sie ins Kükenheim.“

Das heißt: sie werden in einem separaten Stall untergebracht, wo sie erst noch etwas wachsen können, bevor sie sich dann zu den „Großen“ im Gehege gesellen dürfen. Die Junghennen setzt Gerd Gröbel dann wieder zur Zucht ein, einzelne Hähne dürfen auch bleiben. Der Rest wird „der Küche zugeführt“, wie Gröbel es vorsichtig ausdrückt.

Der Fuchs hat die Streicher-Enten gestohlen

„Fuchs, du hast die Enten gestohlen...“ - das Lied könnte Daniel Garbe singen. Der 31-Jährige hat sich im vergangenen Jahr 14 männliche und weibliche Enten gekauft, um dann in diesem Jahr auf dem iyllisch gelegenen alten Bauernhof an der Gladbeck/Kirchhellener Stadtgrenze in die Zucht einzusteigen. Sogenannte Streicher-Enten hält er, eine britische und seltene Art.

Von den 14 Enten sind nur noch zwei Weibchen übrig.
Von den 14 Enten sind nur noch zwei Weibchen übrig. © Heinrich Jung

Doch von den 14 Enten sind nur noch zwei Weibchen übrig. Der Fuchs ist schuld. „Im Januar hat die Zeitschaltuhr fürs Radio genau eine Nacht nicht funktioniert“, erzählt Garbe, der das Radio normalerweise laufen lässt, um den Fuchs abzuschreiben. „Diese Nacht hat der Fuchs genutzt“. Zwölf Tiere sind verendet, zwei davon hat Meister Reineke gleich mitgenommen.

Nur Emma und Toni schnattern noch

Und nun? Daniel Garbe hat die Zucht noch nicht aufgegeben, er sucht nach einem neuen Erpel. Solange schnattern und watscheln die beiden Enten-Weibchen – Emma und Toni – alleine über das Grundstück. Die Enteneier sind übrigens etwas größer als große Hühnereier und ihre Schale ist hellgrün.