Kirchhellen. .
Die Idee kam Markus Kläsener in der Weihnachtsbäckerei: „Jedes Jahr backen Grundschüler bei uns Plätzchen für einen guten Zweck. Wir haben auch über die Getreidesorten fürs Mehl gesprochen. Und da habe ich mich gefragt: Wissen die Kinder eigentlich, wie ein Brot entsteht?“ Da passte es gut, dass der Bäckermeister in nostalgischer Kooperation mit dem Landwirt Thomas Overgünne das Urgetreide Dinkel zu saftigem Vollkornbrot verarbeiten will. Gestern hatte er die Klasse 3 der Johannesschule auf den Dinkelacker auf dem Karnickelberg eingeladen. Zum Startschuss für den langen Weg des Dinkels vom Korn übers Mehl zum Brot.
Kinder suchen Namen für das Brot
„Ihr könnt ein Jahr lang als Paten das Wachstum des Dinkelgetreides begleiten“, sagte Markus Kläsener den Kindern, „Bauer Thomas wird euch zu jeder Wachstumsphase etwas erzählen – und ihr könnt auch bei der Ernte mit dem Mähdrescher dabei sein.“ Was die Kleinen natürlich zu Begeisterungsstürmen hinriss. Die Kinder sollen auch entscheiden, ob Dinkelbrötchen, ein helleres Brot mit Dinkel-Mais-Kruste oder ein Vollkornbrot aus dem Dinkelmehl gebacken wird. Und à la „Bernd das Brot“: „Ihr dürft bestimmen, wie das Brot heißt. Lasst euch was einfallen“, so der 40-jährige Markus.
Auf 7,2 Hektar hat Thomas Overgünne bereits vor Tagen das Dinkelkorn in drei bis fünf Zentimetern Tiefe eingepflügt. Der 29-jährige gelernte Schreiner, der im landwirtschaftlichen Betrieb seines Bruders mithilft, pult eine Korne aus dem hier recht leichten, sandigen Boden. „Erste Keime sind schon zu sehen.“ Mit der Ernte rechnet er im Juli 2013. Dann wird das Dinkelkorn in der Mühle Kottmann Grevenbroich gemahlen. Bei Kläsener schließt sich der Kreis. Und nach Jahrzehnten wird erstmals wieder ein Brot gebacken, dessen Korn in Kirchhellener Boden aufgegangen ist.
Regionale Lebensmittel
„Unser Grundgedanke ist, ein regionales Lebensmittel herzustellen“, so Markus Kläseners älterer Bruder Hans-Theo (42), „da liegen wir im Trend. Die Kunden wollen sich heute wieder mit ihrem Produkt identifizieren. Für die Schulkinder besitzt die eher symbolische Aktion sicher einen Lerneffekt.“
Das Urgetreide Dinkel war für viele Jahre aus dem Handel verschwunden, verdrängt vor allem von Weizen und Roggen. Seit zwei, drei Jahren erlebt Dinkel ein Comeback. „Es wurde unter anderem von Getreide-Allergikern wiederentdeckt“, so Hans-Theo Kläsener, der ebenfalls Bäckermeister ist, „vor allem Weizen löst bei den Betroffenen Allergien aus, weniger der Roggen.“
Dinkel ist eine ideale Alternative, weil bei reinem Dinkel keine anderen Getreidearten eingekreuzt sind. Mittlerweile wird Dinkel in vielen Varianten verarbeitet: von der Knabberstange bis zum Dinkelreis.