Bottrop. Die Evangelische Sozialberatung und die Stadt Bottrop sind jetzt Teil einer NRW-weiten Initiative bei Wohnungslosigkeit. Hier alle Infos dazu.

Die Stadt Bottrop ist nun Teil der landesweiten Initiative „Endlich ein Zuhause“. Das Land NRW hat mit der Wohnungswirtschaft vereinbart, mehr Wohnraum für Menschen vorzuhalten, die wohnungslos sind. Ein weiterer Schwerpunkt ist die engere Zusammenarbeit mit der jeweiligen Kommune, um Probleme (Räumungsklagen, Mietschulden etc.) schneller aufzudecken und zu helfen.

Diese Initiative existiere laut Sozialamtsleiter Sascha Borowiak seit 2019. Damals nahmen 22 Städte und Kreise daran teil. Wegen des großen Erfolgs sei „Endlich ein Zuhause“ auf alle Kommunen und Kreise ausgeweitet worden. In der zweiten Förderphase ist Bottrop mit dabei. Das Ziel der Initiative ist die Bekämpfung der lokalen Wohnungsnot.

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Als Kooperationspartnerin ist die Evangelische Sozialberatung (ESB) mit im Boot. Die Verantwortlichen in Bottrop haben der Initiative mit „Kümmer-Projekt – Dach und Fach“ einen eigenen Namen gegeben. Stadt und ESB erhoffen sich eine Win-Win-Situation. Wohnungslosigkeit sei seit Jahren traditionell ein Kernthema der ESB, sagt Oliver Balgar, Abteilungsleiter der diakonischen Einrichtungen. „Wir haben eine hohe Bekanntheit unter den Menschen, die in Armut leben und von Wohnungslosigkeit betroffen sind.“

Traurig, aber wahr. Die Zahl der Menschen, die von Wohnungslosigkeit bedroht oder betroffen sind, nimmt in Bottrop zu. „Die Zahlen sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen“, sagt Sozialplaner Moritz Brunecker vom Sozialamt. „Wir haben einen Anstieg von 40 Prozent in den letzten fünf Jahren. Es zeigt, dass es keine Momentaufnahme ist.“ Als Zielgruppe bezeichnet Borowiak zum Beispiel diejenigen, die in den Notunterkünften am Borsigweg leben, oder eben jene, die keinen Mietvertrag besitzen und stattdessen bisher bei Freunden oder Bekannten eine Bleibe gefunden haben.

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Bis zum 25. Februar 2025 ist die Initiative zeitlich befristet. 90 Prozent werden dafür vom Land gefördert, zehn Prozent übernimmt die Stadt. Zwei Vollzeitstellen sind davon geschaffen worden. Saskia Lütgerhorst ist Sozialarbeiterin bei der ESB. „Prävention ist ein wichtiger Teil unserer Arbeit“, sagt sie. Eine ihrer Aufgaben ist das persönliche Gespräch mit Mietern. Sie soll helfen und vermitteln, wenn erste Streitigkeiten oder Probleme auftauchen. Die Gründe können ganz unterschiedlich sein wie Miet- oder Energieschulden. Für die Gespräche wird sie nicht nur im „Dach-und-Fach-Büro“ (siehe Infobox) sein, sondern auch vor Ort bei den Betroffenen.

„Dach und Fach“ versteht sich als Bindeglied zwischen Mieter und Vermieter

Gemeinsam sollen Lösungen gesucht und gefunden werden. Konkret wird auch bei Problemen bei der Antragsstellung (Sozialleistungen, Wohngeld etc.) geholfen. Jessica Risse ist Immobilienfachwirtin bei der Stadtverwaltung und wird als feste Ansprechpartnerin den Kontakt sowie den Austausch mit der Wohnungswirtschaft und Vermietern in Bottrop suchen. Zu ihren Aufgaben wird auch die Akquise gehören. Beide sollen „Hand in Hand“, so Borowiak, arbeiten und helfen, dass die Zielgruppe einen leichteren Zugang zum Wohnungsmarkt erhält oder „gar nicht erst Gefahr läuft, ihre Wohnung zu verlieren“.

Nach Aussage des Sozialamtsleiters läuft das Projekt in Essen seit drei Jahren. Im Vorfeld der Antragsstellung für die Initiative habe man dort hospitiert und sich informiert. Oliver Balgar ergänzt, dass der ESB gute Kontakte zum Kreis Recklinghausen hat, wo die Initiative ebenfalls bereits existiert. „Wir hoffen, dass wir von den Erfahrungen anderer profitieren können.“