Bottrop. Dienstleister aus der Hochzeitsbranche rechnen vor: Von Preissteigerungen bleiben sie nicht verschont. Sie raten Paaren, jetzt kreativ zu planen.
Gas, Strom, Lebensmittel – in etlichen Bereichen galoppieren die Kosten davon. Das spüren auch die Paare, die gerade ihre Hochzeitsfeier planen. Bottroper Dienstleister wissen um Budget-Nöte – und haben so manchen Tipp für die Brautleute parat.
Hochzeitsbranche bleibt nicht verschont von steigenden Preisen
Zunächst einmal gilt festzustellen: „Alles ist teurer geworden. Warum sollte die Hochzeitsbranche davon verschont bleiben?“, meint Vanessa Schreiber, die als Inhaberin des Brautmodengeschäfts „etwas blaues“ auf Hersteller und Lieferketten angewiesen ist. Verkaufte sie Brautkleider früher im Schnitt für 1500 Euro, werden jetzt zwischen 1600 und 1700 Euro fällig. Auch Maya Wenzke von der Essener Pottpapeterie, die u.a. mit Vanessa Schreiber den „Cozy Wedding Club“ (29. Januar, Marktviertel) organisiert, sagt: „Bei mir sind Papier-und Druckkosten gestiegen; bei den gängigen Papieren macht das 15 bis 20 Prozent aus.“
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Aber selbst Fotografen oder DJs, die auf den ersten Blick nicht von teurer gewordenen Produkten abhängig sind, müssten die Preise anheben, um die eigenen höheren Lebenshaltungskosten bestreiten zu können.
„Wir müssen ja irgendwo die Preissteigerungen im Energie- und Lebensmittelsektor auffangen“, meint auch Gastronom Thorsten Stöcker, der im Bahnhof Nord und in der historischen Mühle in Stadtmitte Hochzeiten ausrichtet. Die Energiekosten zum Beispiel seien für ihn im Moment nicht einmal mehr kalkulierbar. Um gut zehn Prozent, sagt Stöcker, seien die Preise für die Hochzeitspakete angehoben worden. Ob das die tatsächlichen Kosten decken wird, muss er abwarten.
Preisentwicklung ist für die Brautpaare „ganz, ganz schlimm“
Etwas geringer ist die Kostensteigerung für Hochzeitsfeier-Komplettpakete im Lokschuppen ausgefallen, aber natürlich gibt es diese auch hier – „auf Basis des amtlich ermittelten, gestiegenen Verbraucherpreisindex von 2022, daran halten wir uns“, sagt Sabine Buckermann, die dort verantwortlich für die Hochzeitsplanungen ist.
Für die Brautpaare sei die Entwicklung bei den Kosten in allen Bereichen „ganz, ganz schlimm“. Buckermann: „Sie suchen eine Location aus, wollen die Feier ihres Lebens haben – und müssen sich dann erstmal hinsetzen und durchchecken, ob das Budget passt.“ Was vor allem ein Problem für diejenigen sei, die zum Beispiel vor zwei Jahren schon für diese Saison einen Termin gebucht hätten. „Sie hatten ein Budget und stehen jetzt vor der Frage: Können wir die Feier tatsächlich so durchführen, wie wir sie geplant hatten?“ Absagen aufgrund eines möglicherweise nicht mehr passenden Budgets haben aber weder Buckermann noch Stöcker bisher registriert.
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Die – zumindest für flexible Brautpaare – gute Nachricht ist: Terminlich komplett ausgebucht sind weder der Bahnhof Nord, in dem am 5. Februar die Hochzeitsmesse „United Wedding Day“ stattfindet, noch der Lokschuppen für 2023. Thorsten Stöcker berichtet, dass die Paare überwiegend samstags heiraten wollen würden, so dass die Samstage von April bis Oktober ausgebucht seien. Freitags oder beim „neuen Thema“ Winterhochzeiten, bei den Paaren einhelliger Aussage nach deutlich im Kommen, sei noch was drin. Im Lokschuppen indes ist der Dezember komplett belegt - auch aufgrund von Firmenweihnachtsfeiern – und ansonsten „vereinzelt Freitage“ zu haben.
Bei Terminen außerhalb der Hochsaison für Hochzeitsfeste, also im Herbst oder Winter bzw. mitten in der Woche, ergebe sich durchaus Sparpotenzial mit Blick auf verschiedene Dienstleister, ist die Erfahrung von Maya Wenzke. Zusammen mit Vanessa Schreiber rät sie Paaren, kreativ zu sein. Seien klassische Locations zum Wunschtermin längst ausgebucht – auch dies hören sie angesichts vieler aufgrund von Corona aufgeschobener Feiern oft – oder finanziell nicht stemmbar, könnte man doch über Alternativen nachdenken.
Alternative Orte für die Hochzeitsfeier: der eigene Garten oder das Ruhrufer
Hochzeitsfotograf Bernd Schreiber beobachtet schon den Trend, die Feier zum Beispiel im eigenen Garten auszurichten, vielleicht in einem Zelt. Auch Orte wie ein freies Feld oder das Ruhrufer seien denkbar. Oder, so Vanessa Schreiber, Locations, die man leer mietet und den Rest passend zum Budget selbst zusammenstellt.
Dann, rät Maya Wenzke, sollten sich die Paare im Vorfeld genau überlegen, was ihnen so wichtig ist, dass sie da nicht auf den Euro schauen wollen. Und wo sie sich Alternativen gut vorstellen können. In Sachen Papeterie erlebe sie, dass etwa auf „Save the Date“-Karten oder das Willkommensschild verzichtet wird.
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Konventionen auszublenden und freier zu denken, könne helfen. Muss es die klassische, mehrstöckige Hochzeitstorte sein – oder mag das Paar nicht vielleicht sowieso lieber süße Kleinigkeiten? Ist uns eine Fotobox wichtig? Ist vorstellbar, das Brautkleid Second Hand zu kaufen? Wollen wir einen DJ – oder reicht eine im Vorfeld zusammengestellte Playlist?
Hochzeitsdienstleister: „Fachleute bieten nicht immer nur das Teuerste an“
Oder bevor man einen Posten ganz streicht: „Wenn man überall ein bisschen spart, kommt am Ende auch ein Batzen Geld zusammen“, meint Vanessa Schreiber.
Ermutigen möchten die Dienstleister auch dazu, dass Paare sich bei ihnen in Sachen Sparpotenziale beraten lassen. „Wir wollen Paaren die Angst nehmen, dass Fachleute ihnen immer nur das Teuerste anbieten“, unterstreicht Björn Schreiber.