Bottrop. Ein Verkehrskonzept für den Bottroper Süden muss her, das ist dem Bezirksbürgermeister für 2023 wichtig. Doch es steht noch mehr auf der Agenda.

Die neue Berne-Brücke ist eingesetzt. Mehr als fünf Jahre war diese Wegeverbindung in Ebel dicht, bis April wird es wohl mindestens dauern, bis der komplette Verkehr wieder darüber fließen kann, sagt Helmut Kucharski (SPD), Bezirksbürgermeister für Bottrop-Süd. „Ich habe die Befürchtung, die habe ich auch schon an den Oberbürgermeister weitergetragen: Es wird wieder verstärkt über die Brücke gefahren werden, um den Nachmittagsstau auf der L 631 zu umgehen.“ Die SPD-Fraktion habe daher Gelder in den Haushalt eingestellt, um einen Lkw-Blitzer anzuschaffen.

Lkw-Blitzer: Anliegerverkehr bleibt unbehelligt

Als problematisch gesehen wird der Lkw-Strom über die Ebelstraße Richtung Bahnhofstraße/ An der Knippenburg, der damit wirkungsvoll ausgebremst werden soll. Anliegerverkehr zu in Ebel beheimateten Betrieben wie Xervon bleibt davon unbehelligt.

Der Bezirksbürgermeister für Bottrop-Süd Helmut Kucharski will die Anwohner vor allem vor zu viel Lkw-Verkehr in Wohngebieten schützen.
Der Bezirksbürgermeister für Bottrop-Süd Helmut Kucharski will die Anwohner vor allem vor zu viel Lkw-Verkehr in Wohngebieten schützen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Zudem, so Kucharski in seiner Jahresvorschau, werde der geplante Logistikpark von Prologis auf dem ehemaligen Benteler-Gelände an der Knippenburg eine Rolle spielen, der „auch noch mehr Lkw-Verkehr in den Bottroper Süden bringen wird“. Prologis hat bereits dargelegt, dass zum geplanten Logistikzentrum in extremen Szenarien bei insgesamt 532 Fahrzeugen rund 300 Lkw täglich rollen werden. Realistisch sei allerdings, dass in Spitzenstunden 120 Fahrzeuge zu den neuen Lagerhallen fahren. Kucharski: „Ich habe die Anforderung gestellt, da muss erst mal ein Verkehrskonzept hin.“

Für ihn ist wichtig, den Verkehr aus Ebel und der Welheimer Mark herauszuhalten, „soweit es geht“. Eben mit einem entsprechenden Konzept, das auch Ampelschaltungen in den Blick nimmt, samt Beschilderung. „Was wir machen können, wenn einer sich nicht dran hält, das kann ich nicht sagen.“

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Kucharski pocht auf ein Konzept, „das für alle verträglich ist“. Also für die Anwohner im Bottroper Süden, um diese vor Verkehrsbelastung und Lärm zu schützen, aber auch für den Logistikpark, der ja nicht verhindert werden solle.

Anwohner im Bottroper Süden beschweren sich über Tempo-Sünder

Grundsätzlich beobachtet Kucharski, „dass sämtliche Verkehrsteilnehmer sehr aggressiv mittlerweile ihr Fahrzeug bewegen“. 30er-Schilder in Wohnquartieren würden übersehen, da kämen öfter Beschwerden von Anwohnern. Wie kann die Bezirksvertretung da helfen? „Zum Beispiel an der Beckstraße haben wir beschlossen, ein Tempodisplay aufzubauen.“ Und: „Wir wollen eine 30 auf die Straße markieren. Ich glaube, bei vielen Autofahrern haben Schilder keinen Beweggrund mehr.“

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Der Verkehr wird auch in einem weiteren Punkt wichtig in diesem Jahr. „Wir haben das Straßen- und Wegekonzept bis 2026 beschlossen. Da wird im Bottroper Süden vor allem auch die Bahnhofstraße eine große Rolle spielen.“ Als problematisch empfunden wird hier vor allem der Bereich Bahnhofstraße/ Gohrweide/ Bahnübergang. Die Planung der Verwaltung sei fast abgeschlossen, in der zweiten Jahreshälfte soll die Bürgerbeteiligung erfolgen. „Vorschläge werden eingearbeitet, wenn sie a) finanziell machbar und b) rechtlich machbar sind“, so Kucharski.

Im September 2022 wurde das neue Bürgerhaus Batenbrock im Volkspark eröffnet. Rund herum wird in 2023 noch einiges entstehen.
Im September 2022 wurde das neue Bürgerhaus Batenbrock im Volkspark eröffnet. Rund herum wird in 2023 noch einiges entstehen. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Insgesamt, weiß Kucharski, sehen viele Bürgerinnen und Bürger es im Bottroper Süden so: „Für Kirchhellen wird viel gemacht, und wir werden hier eigentlich allein gelassen.“ Doch, betont der Bezirksbürgermeister, „so einfach kann man es sich nicht machen.“ Er erinnert etwa an die Umgestaltung des Welheimer Parks mit dem neuem Spielplatz als Herzstück und an die noch laufende Schönheitskur für den Volkspark Batenbrock, in dem das neue Bürgerhaus unter Leitung der Awo im vergangenen Jahr eröffnet wurde.

Bezirksbürgermeister wünscht sich Treffpunkte in allen Quartieren im Bottroper Süden

Treffpunkte wie diese – mit längeren Öffnungszeiten über 16 Uhr hinaus – findet er wichtig, damit Menschen nachbarschaftlich zusammenkommen können. Das wünscht er sich auch für Vonderort – dort läuft gerade die Planung für das integrierte Stadtentwicklungskonzept – und daher schaut er auch nicht ganz glücklich nach Ebel, wo die katholische Pfarrei St. Josef einen Investor für Kirche und Matthiashaus gefunden hat.

„Es ist schade, dass die katholische Kirche sich immer mehr rauszieht aus dem Bottroper Süden“, sagt Kucharski. Der Trägerverein für das Matthiashaus ist inzwischen aufgelöst, die dort beheimateten Vereine hätten nur teils andere Unterkünfte gefunden. „Die Knappengarde geht ins Fußballheim“, nennt der Bezirksbürgermeister ein Beispiel. Die evangelische Gemeinde nutzt das Maschinenhaus im Bernepark, und diesen als neuen Nachbarschaftstreffpunkt in Ebel zu etablieren, darum bemühe Kucharski sich in Kooperation mit der dort beheimateten Gafög und der Emscher-Genossenschaft.

Er denkt dabei zum Beispiel an ein jährliches Stadtteilfest. „Es gab auch noch andere Idee, wie die eines Weihnachtsmarktes. Die Anfänge sind gemacht. Schauen wir mal.“ Just Anfang dieses Jahres sollen weitere Gespräche in der Sache geführt werden.

Klima und Umwelt

In Fragen des Klimaschutzes nimmt der Bezirksbürgermeister in 2023 die Solarenergie in den Blick. „Die Landesregierung hat Leitlinien festgelegt, auf welchen Denkmälern Solarenergie installiert werden kann. Ich bin dabei aufschlüsseln zu lassen, in welchen Quartieren was möglich ist.“ Denn dort gebe es viele Denkmalbereichssatzungen, die dafür sorgen, dass „die alten Zechenhäuser nicht kunterbunt aussehen“.

Weiterbeschäftigen wird den Bezirk Süd in Sachen Umwelt die Kokerei von Arcelor-Mittal und die im Umfeld gemessenen Werte an Benzo(a)Pyren – „wir können nur hoffen, dass die Bezirksregierung ihren Job macht und kontrolliert“. Gleichzeitig ist Ende 2022 eine Grundwasserbelastung wohl durch die frühere Kokerei im Bereich der Zeche Prosper II bekannt geworden, die nun weitere Untersuchungen nötig macht.