Bottrop. Das neue Warenverteilzentrum in Bottrop wird nach sehr hohen Umweltstandards gebaut. Auch die befürchteten Verkehrsprobleme will Prologis lösen.
Zu dem geplanten Logistikzentrum des Immobilienspezialisten Prologis werden in extremen Szenarien täglich 532 Kraftfahrzeuge ins Bottroper Industriegebiet An der Knippenburg rollen. Darunter wären dann etwa 300 Lkw, die das jetzige Gelände des Benteler-Stahlrohrwerkes ansteuern. „Ein solcher Worstcase ist bisher aber niemals eingetreten“, betonte Prologis-Managerin Christina Deuß bei der Präsentation der Pläne für das Logistikzentrum im Bottroper Wirtschaftsförderungsausschuss. Realistisch sei, dass in Spitzenstunden 120 Fahrzeuge zu den neuen Lagerhallen fahren werden, hieß es von Prologis-Seiten.
Das Immobilienunternehmen plant auf dem insgesamt zehn Hektar großen Gelände um das Benteler-Werk den Bau von zwei nebeneinanderliegenden Warenverteilzentren, die jeweils aus drei aneinandergereihten Blöcken bestehen. Das Vorhaben steht oder fällt mit der Antwort von Verkehrsgutachtern auf die Frage, ob das wegen der Lagerhallen zusätzlich zu erwartende Verkehrsaufkommen letztlich zu groß würde. „Ob das funktioniert, weiß ich auch noch nicht“, sagte daher Planungsamtsleiterin Christina Kleinheins. Unter Vertretern nahezu aller Ratsparteien ist die Skepsis aber sehr groß.
Prologis baut Logistikzentrum nach hohen Umweltstandards
Zu den Kunden in den Prologis-Zentren gehören namhafte Unternehmen wie Edeka, L’Oreal, BMW, VW, MAN sowie Logistikfirmen wie DHL, DB Schenker oder Rhenus. „Wir sind langfristige Investoren. Wir bleiben an den Standorten und wollen gute Nachbarn sein“, betonte Prologis-Vizepräsident Philipp Feige. „Wir vermieten an Kunden, die kommen und auch wieder gehen können“, erklärte er. Prologis plane in dem Gewerbegebiet den Bau der Gebäude nach dem Well Building-Standard, bei dem die Gesundheit der Beschäftigten eine größere Rolle spiele.
Die Baumaterialien sollen daher so schadstofffrei wie möglich sein. Techniker sorgen zum Beispiel für eine bessere Belüftung und Beleuchtung mit viel natürlichem Licht. „Alle Lagerhallen sind für Photovoltaik-Anlagen ausgelegt“, sagte Feige. Die Fassaden werde Prologis begrünen lassen. Die Warenverteilzentren werden auf dem Gelände, das dem Immobilienunternehmen seit Herbst 2020 gehört, neu gebaut und die Gemäuer des Stahlrohrwerks vorher abgerissen. Die Hallen sollen mit Hilfe von Luftwärmepumpen beheizt werden und sind für bis zu fünf Mieter gleichzeitig ausgelegt.
Bottroper Planer halten Logistikzentrum prinzipiell für zulässig
Planungsamtsleiterin Christina Kleinheins machte klar, dass das Vorhaben in dem Industriegebiet am Stadtrand prinzipiell zulässig sei. Um den zu erwartenden Verkehr besser zu steuern, will das Unternehmen für die Lkw-Touren aus Richtung der Autobahn A 42 die Ampelschaltungen auf der Essener Straße auf eigene Kosten optimieren lassen. Trotz des höheren Lkw-Aufkommens in Richtung der Warenverteilzentren werde die Verkehrslage in dem Engpass dann besser sein als jetzt, hieß es. Die Skepsis in den Ratsparteien ist allerdings groß, ob das genügen wird, damit die Verkehrsbelastungen nicht zu groß werden.
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„Die Stadt kann glücklich sein, dass sich jemand für das Gelände bewirbt. Das einzige Problem ist der Verkehr“, sagte zum Beispiel CDU-Wirtschaftssprecher Volker Jungmann. Es gebe nur zwei Zuwege zu dem Logistikzentrum: von der A 42 am Essener Stadtrand und von der B 224 über die Knappenstraße. „Der Zugang zur A 42 ist eine Katastrophe. Da sind heute schon dicke Staus. Die Fahrten nach Essen und zurück sind heute schon der Horror“, betonte der Ratsherr.
Ratsparteien bereitet hohes Verkehrsaufkommen große Sorgen
Auch SPD-Wirtschaftssprecher Frank Beicht rief die Prologis-Vertreter daher dazu auf: „Lösen Sie die Verkehrsprobleme mit der Stadt. Man muss die Bewohner im Bottroper Süden schützen.“ Das Vorhaben sei in Bottrop „politisch brisant“, sagte er. Auch Linke-Ratsherr Sven Hermens macht klar, dass nicht das Gebäude nach modernen Standards das Problem sei, sondern einige hundert zu erwartende Lkw-Fahrten zusätzlich. Die Grünen lehnen den Bau des Logistikzentrums ab. Ihre Fraktionsvorsitzende, Andrea Swoboda, riet dem Unternehmen bereits, sich andere Standorte im Ruhrgebiet zu suchen.
Benteler-Beschäftigte wechseln
Die Benteler AG ist weltweit in den Bereichen Automobiltechnik, Stahl- und Rohrproduktion sowie Maschinenbau tätig. Die Benteler Steel/Tube GmbH beschäftigt in Bottrop zurzeit noch rund 100 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Der Bottroper Standort wird jedoch zur Mitte dieses Jahres geschlossen.
Die Benteler AG hatte 2007 die Rothrist Rohr AG, die für die Automobilindustrie geschweißte Präzisionsrohre herstellte, übernommen und damit auch deren Stahl-Rohrwerk im Gewerbe- und Industriegebiet An der Knippenburg. Die Stadt berichtet, dass die Bottroper Belegschaft nun in das Benteler-Werk in Dinslaken wechselt sowie in eine Transfergesellschaft, die vor kurzem ein Büro in Bottrop eröffnet hat.