Bottrop. Eigentlich sollte der Schaden am Bottroper Hallenbad bis Heiligabend behoben sein. Nun dauert es deutlich länger – zum Leidwesen vieler Vereine.

Der Fliesenschaden im Hallenbad im Sportpark schlägt größere Wellen als bisher angenommen. Nun haben der städtische Sport- und Bäderbetrieb sowie der Fachbereich Immobilienwirtschaft beschlossen, den gesamten Fliesenboden zu entfernen und ihn neu verlegen zu lassen. Demzufolge bleibt das Hallenbad bis voraussichtlich Ende Mai 2023 geschlossen. Diese Nachricht ist eine Katastrophe für Vereine, Schüler und Reha-Sportler.

„Im Moment ist Stillstand auf der Baustelle“, sagt Jürgen Heidtmann, Leiter des Sport- und Bäderbetriebs. Und daran wird sich vorläufig nichts ändern. Noch am Montag vergangener Woche zeigte er sich optimistisch, dass die damals stattfinden Reparaturarbeiten bis Heiligabend abgeschlossen sein werden. Nun die Kehrtwende. Zu hoch scheint das Risiko, das in naher Zukunft sich weitere ältere Fliesen am Boden des Schwimmerbeckens lösen. „Wir bitten um Verständnis für diese Entscheidung. Aber lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende“, sagt Heidtmann.

Ein Foto vom Montag, 5. Dezember. Neue Fliesen werden im Schwimmerbecken von einer Fachfirma verlegt. Nun ist Stillstand auf der Baustelle. Alle Bodenfliesen sollen demnächst entfernt werden.
Ein Foto vom Montag, 5. Dezember. Neue Fliesen werden im Schwimmerbecken von einer Fachfirma verlegt. Nun ist Stillstand auf der Baustelle. Alle Bodenfliesen sollen demnächst entfernt werden. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Denn der nächste Schaden könnte (theoretisch) im nächsten Jahr bei der nächsten Routinewartung entstehen. Michael Monden, Abteilungsleiter für kommunale Hochbauten im Fachbereich Immobilienwirtschaft, erklärt dazu: „Wenn wir das Wasser ablassen, ist das nicht so wie in einem normalen Badezimmer, sondern wir haben einen erhöhten Wasserdruck.“ Man versuche deshalb, sehr sensibel mit den Fliesen umzugehen. Aus dem Grund wird das Wasser langsam abgelassen. Zugleich wird die Heizung heruntergefahren. In diesem Spannungsfeld könnte es also erneut passieren, dass sich Fliesen vom Beckenboden lösen oder sogar abplatzen.

„Wir haben uns den Schaden angeguckt“, so Monden. „Und die sinnvollste Lösung ist, den Boden vollflächig zu sanieren.“ Die Fliesen an den Wänden bleiben bestehen, weil sie bisher keinerlei Schäden aufweisen. In einem nächsten Schritt soll laut Michael Monden eine Ausschreibung der Baumaßnahme für Ende dieses Jahres, Anfang nächsten Jahres erfolgen.

Hallenbad in Bottrop: 400 Quadratmeter müssen mit Fliesen gelegt werden

Auf circa 400 Quadratmetern müssen demzufolge neue Fliesen verlegt werden. Diese hohe Anzahl an Badfliesen sind aber nicht mal eben kurzerhand irgendwo aufzutreiben. „Die Hersteller haben nur ein gewisses Kontingent auf Lager“, sagt Monden. Sport- und Bäderbetrieb und Immobilienwirtschaft können es selbst nicht glauben, aber die Fliesen müssen nach Rückmeldung mit Herstellern erst noch gebrannt werden. Mit deren Fertigstellung rechnet der Bäderbetrieb für Mitte, Ende Februar.

Bis dahin sollen die Vorarbeiten wie der Abbruch und die Entsorgung der alten Fliesen abgeschlossen sein. Im April sollen die Fliesen gelegt werden. „Anschließend dauert es noch mal circa sechs Wochen bis das ganze Material getrocknet ist“, so Jürgen Heidtmann. Erst dann wird das Wasser wieder ins Schwimmerbecken gelassen.

Auch interessant


Apropos: Das Wasser im Nichtschwimmerbecken bleibt da, wo es ist. Aktuell ist dort kein Schwimmunterricht möglich. „Es gibt Überlegungen, das Becken mit einem Staubvorhang von dem Schwimmerbereich abzugrenzen. Für den Weg zu den Sanitäranlagen müsste jedoch eine Schleuse eingerichtet werden, damit kein Staub verschleppt wird. Zudem muss geprüft werden, ob die Träger im Dach für die Last der Vorhänge ausgelegt ist und auch der Baulärm darf nicht vergessen werden“, erklärt Monden. Diese und weitere Ideen müssen zunächst geprüft werden. Besonders der Kosten-Nutzen-Faktor stehe dabei im Fokus.

Bottrop: Die Warteliste für Schwimmkurse ist sehr lang

Heidtmann weiß natürlich, was die Schließung bis Mai bedeutet. „Wir werden versuchen, möglichst viele zusätzliche Öffnungszeiten im Hallenbad Welheim und in Kirchhellen zu schaffen. Das Personal, das hier im Hallenbad nicht benötigt wird, wird dort eingesetzt.“ Henning Wiegert vom Sport- und Bäderbetrieb dazu weiter: „Wir versuchen gemeinsam mit den Vereinen, zusätzliche Kapazitäten und Lösungen zu finden. Nach der Corona-Pandemie ist dies für die Schwimmausbildung die nächste Katastrophe.“ Denn manches Kind auf der Warteliste muss schon jetzt bis zu zwei Jahre auf einen Platz warten. Mit dem Fachbereich Schule und Kindertagesbetreuung sei man im engen Austausch. Möglicherweise wird es Priorisierungen geben. Schwimmunterricht für Nicht-Schwimmer und Grundschulkinder werden dann vorrangig behandelt.

Was die großflächige Sanierung im Sportpark kostet, dazu wollen weder Sport- und Bäderbetrieb noch der Fachbereich Immobilienwirtschaft zum aktuellen Zeitpunkt eine Aussage treffen.