Bottrop. Das Ziel im Hallenbad in Welheim ist das Frühschwimmerabzeichen. Alle Kurse waren sofort ausgebucht. Das steckt hinter der Initiative.

Bottroper Kinder wollen unbedingt schwimmen lernen. Doch die Wartelisten sind lang. Ein Ausweg: 70 Grundschüler profitieren zurzeit von dem Projekt „Sportif“, einer Initiative der Bezirksregierung Münster, des städtischen Sport- und Bäderbetriebes und des Bottroper Sportbundes. Jungen und Mädchen aus den Jahrgangsstufen drei und vier erlangen in Intensivkursen im Hallenbad in Welheim die Grundkenntnisse und erhalten – im besten Fall – am Kursende das Seepferdchen. Nach den Herbstferien im Vorjahr und den diesjährigen Osterferien findet nun in den Sommerferien die dritte Auflage statt.

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„Spätestens nach Corona war der Zeitpunkt, einiges im Bereich der Schwimmausbildung zu machen“, sagt Henning Wiegert. Der Mann vom Sport- und Bäderbetrieb kennt die problematische Situation in den Bottroper Schwimmvereinen und bei der DLRG. Monatelang saßen Kinder in der Pandemie auf dem Trockenen. Der Nachholbedarf und die Nachfrage dementsprechend groß. Lange Wartezeiten bis zu zwei Jahren sind inzwischen eher die Regel als die Ausnahme.

„Wir wollen keine Konkurrenz zu den Schwimmkursen sein“

Wiegert: „Wir wollen aber keine Konkurrenz zu den Schwimmkursen sein.“ Das Angebot der Sportif-Initiative ist niederschwellig und kostenlos. Die Zielgruppe ist klar: Es soll Grundschüler aus den genannten Jahrgangsstufen ansprechen, die von der sozialen Herkunft her wahrscheinlich nicht den Weg in einen Schwimmverein finden würden.

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Über die Mithilfe von Sportif-Beauftragten, die es laut Wiegert an jeder Bottroper Grundschule gibt, kam die Sache schnell ins Rollen. „Das Netzwerk und die Kommunikation funktionieren sehr gut“, sagt er. Wie stark das Interesse weiterhin ist, zeigt folgende Aussage. „Wir mussten nach fünf Tagen die Anmeldelisten schließen“, sagt Wiegert.

Alle Kurse sind ausgebucht

Alle Kurse sind ausgebucht. Maximal 70 Grundschüler dürfen teilnehmen. Sie sind aufgeteilt in sechs Kurse. Im Schnitt befinden sich pro Kurs circa zwölf Kinder mit bis zu fünf Schwimmlehrern. Vier Kurse dauern fünf Tage, zwei zehn Tage. „Die Erfahrung zeigt, dass auch in diesem kompakten Format sehr schnell Fortschritte erzielt werden“, sagt Wiegert. Die Dritt- und Viertklässler sind dafür im geeigneten Alter, weil sie unter anderem schon motorische Voraussetzungen mitbringen würden.

Trotz des Angebots weiß Wiegert. „Wir erreichen hier auch nicht alle, die wir gerne erreichen möchten“. Aber die Schüler, die teilnehmen, haben Spaß. „Die Kinder haben Freude und verstehen sich untereinander“, sagt er. „Das ist ein Verdienst der Übungsleiter, die machen einen tollen Job und sind mit Herzblut dabei.“

Hilfsmittel sind nicht tabu, um erst einmal über Wasser zu bleiben. Das Ziel von „Sportif“ ist es aber, später ganz ohne Hilfe schwimmen zu können.
Hilfsmittel sind nicht tabu, um erst einmal über Wasser zu bleiben. Das Ziel von „Sportif“ ist es aber, später ganz ohne Hilfe schwimmen zu können. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Zu diesen Übungsleitern zählt auch Dustin Filip. Er ist seit sechs Jahren Schwimmtrainer bei der TVG Steele in Essen. Die Schüler erlernen bei ihm und bei seinen Kolleginnen und Kollegen im Wasser die Grundlagen. „Viele haben die Kraulbewegung bereits drauf, aber das Brustschwimmen ist die schwierigere Bewegung.“ Im Nichtschwimmerbecken erklären die Trainer die Arm-, dann die Beinbewegung. Zwischendurch soll der Spaß im Wasser dank einiger Spiele nicht zu kurz kommen. „Wir versuchen so oft es geht, im tiefen Wasser zu sein“, sagt Dustin Filip. Dort wird jedoch kein Risiko eingegangen. Die Nichtschwimmer werden jeweils mit Schwimmnudeln gesichert.

Erste Erfolge lassen nicht lange auf sich warten. 13 von 18 Kindern durften schon mit dem Seepferdchen aus dem Becken steigen. Weitere werden bis Ende des Kurses folgen, davon sind die Schwimmtrainer überzeugt.

Fortsetzung ist schon geplant

In den Herbstfeiern soll es eine Fortsetzung der „Sportif“-Schwimminitiative geben. Für das Seepferdchen müssen die Nichtschwimmer folgende Aufgaben erfüllen: die Kenntnis von Baderegeln, ein Sprung vom Beckenrand mit anschließendem Schwimmen einer 25-Meter-Bahn sowie das Heraufholen eines Gegenstandes mit den Händen aus dem Wasser aus Schulterhöhe.

Das Frühschwimmerabzeichen, auch Seepferdchen genannt, ist laut DLRG noch kein Nachweis für sicheres Schwimmen. Wer das Seepferdchen erworben hat, muss weiter intensiv beim Schwimmen beaufsichtigt werden. Sicheres Schwimmen wird mit den Abzeichen Bronze, Silber und Gold nachgewiesen.