Bottrop. Das Weihnachtsgeschäft in Bottrop läuft anders als vor der Krise. Die Kunden sind zurückhaltender, Spontankäufe seltener. Ein Stimmungsbild.

Trotz Temperaturen um den Gefrierpunkt war die Bottroper Innenstadt auch am dritten Adventswochenende gut frequentiert. Neben dem Besuch des Wochenmarktes und geselligen Momenten bei Tee, Kaffee und Glühwein wird es jetzt natürlich höchste Zeit, Weihnachtsgeschenke zu besorgen. Wer fällt also das Fazit des Einzelhandels zwei Wochen vor Weihnachten in Bottrop aus?

Weihnachtsaccessoires und Kerzen sind gefragt

Vor allem Läden, die neben Non-Food-Produkten auch über einen Gastronomiebereich verfügen, ziehen positive Bilanz. So auch Thomas Albrecht, Inhaber des Concept Store AK1. „Insgesamt werden alle Produkte gut angenommen“, stellt er fest, „aber im Moment stehen Weihnachtsartikel, vor allem Accessoires, Kerzen und unsere beliebten Holzengel natürlich im Vordergrund. Und bei einem Glühwein genießen die Kunden im Außenbereich die Vorweihnachtsstimmung.“

Im Moment stehen Weihnachtsartikel im Vordergrund, bestätigt Thomas Albrecht, der den Concept Store AK1 in der Bottroper Innenstadt betreibt.
Im Moment stehen Weihnachtsartikel im Vordergrund, bestätigt Thomas Albrecht, der den Concept Store AK1 in der Bottroper Innenstadt betreibt. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Von gelöster Stimmung und gut gelaunten Kunden spricht auch Jennifer Flühr, Mitarbeiterin im Modehaus Sinn. Allerdings wirkt sich das nicht direkt auf das Kaufverhalten aus. „Die Kunden kaufen gezielter, neigen weniger zu Spontankäufen“, schildert sie die Situation am dritten Adventwochenende. „Der klassische Einkaufsbummel, bei dem man sich einfach treiben lässt und von der Ware zum Kauf animiert wird, ist eher die Ausnahme. Man merkt, dass die Kunden sich im Vorfeld Gedanken machen und gezielt Ware kaufen, über die sie sich vorher, zum Beispiel über unsere App, informiert haben.“

Einkaufen? Ja, aber mit Bedacht und Augenmaß

Einkaufen mit Bedacht und Augenmaß spielt auch im Bereich Elektro- und Weißware eine große Rolle. „Wir sehen einen klaren Trend zu Energiespargeräten“, beschreibt der Geschäftsführer der Olschewski-GmbH die Lage. „Neben der Qualität findet vermehrt die Energieeffizienz bei der Kaufentscheidung Beachtung.“ Eine Entwicklung, die ganz unabhängig vom Weihnachtsgeschäft vor dem Hintergrund der Energiekrise seit geraumer Zeit zu beobachten ist. Tatsächlich wird branchenübergreifend berichtet, dass die Käufer sehr bewusst und gut informiert ihre Auswahl treffen.

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„Unsere Kunden schätzen vor allem Nachhaltigkeit, hochwertige Materialien, ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und passgenaue Beratung“, erklärt Birgit Drache von Hobbymade auf der Hochstraße. „Zusätzlich kommt uns jetzt in der Vorweihnachtszeit zugute, dass viele individuelle, persönliche Weihnachtsgeschenke bevorzugen. Da steht Selbstgemachtes hoch im Kurs.“

Im Marktviertelkiosk stellt man fest: Die Kunden haben Freude an kleinen Kostbarkeiten.
Im Marktviertelkiosk stellt man fest: Die Kunden haben Freude an kleinen Kostbarkeiten. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Dass die Kunden Freude an aktiver Gestaltung und kleinen Kostbarkeiten haben, bestätigt auch Timo Fischer, Mitarbeiter im Marktviertelkiosk. Schon seit geraumer Zeit ziehe das Weihnachtsgeschäft deutlich an. Ausgefallene Dekoartikel als Schmuck für den Adventskranz oder Weihnachtsbaum kommen gut an, aber auch klassische Süßigkeiten. „Und wem der Glühwein nicht so zusagt, der greift auch zur Weihnachtszeit gerne zum Bottrop Bier“, sagt Fischer mit einem Schmunzeln.

Veganer Weihnachtsbraten im Angebot

Apropos Glühwein und Süßigkeiten. Auch der Bottroper Vegan-Shop hat sein Sortiment auf Weihnachten eingestellt und hält eine Auswahl an saisonalen Produkten vor, das gut angenommen wird. „Wer außerdem mal einen veganen Weihnachtsbraten probieren möchte, kann sich hier auf kulinarische Überraschungen gefasst machen“, verspricht Stefan Wollenberg, Inhaber von Just VGN.

Sieht lecker aus! Dennoch bemerkt die Choco-Lädchen-Chefin: Viele scheinen ihr Geld zurzeit eher für alltägliche Lebensmittel auszugeben, weniger für ausgefallene Genussmittel.
Sieht lecker aus! Dennoch bemerkt die Choco-Lädchen-Chefin: Viele scheinen ihr Geld zurzeit eher für alltägliche Lebensmittel auszugeben, weniger für ausgefallene Genussmittel. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Mit erlesenen Köstlichkeiten lockt auch das Chocolädchen auf der Kirchhellener Straße. „Obwohl jetzt in der Adventszeit weihnachtlich verpackte Leckereien natürlich sehr nachgefragt sind, greifen die Kunden auch gerne bei originellen Produkten wie der Kumpel Schokolade mit klarem Ruhrgebietscharakter zu“, weiß Inhaberin Marlies Roggelin zu berichten.

Dennoch stellt sie einen deutlichen Unterschied zu den Vorjahren fest und vermutet, dass viele aktuell ihr Geld eher für alltägliche Lebensmittel oder Gebrauchsartikel und weniger für ausgefallene Genussmittel ausgeben.

Heribert Matschey vom Musikforum erlebt Zurückhaltung bei größeren Anschaffungen.
Heribert Matschey vom Musikforum erlebt Zurückhaltung bei größeren Anschaffungen. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Ähnliche Zurückhaltung erlebt auch Heribert Matschey vom Musikforum. Die Kunden decken zwar nach wie vor ihren Bedarf an Zubehör für ihre Instrumente, zögern aber bei größeren Anschaffungen. Profitieren vom Weihnachtsgeschäft kann dagegen der Buchhandel. Ob Christmas-Krimi oder schwarzer Humor unterm Tannenbaum, das Angebot ist riesig. „Außerdem kommt uns zugute, dass der Bücherkauf keine Vorplanung braucht“, stellt Ralf Becker von der Buchhandlung Erlenkämper fest. „Da wird man auch am Morgen des 24. Dezember noch fündig“.

Insgesamt optimistisch zeigt sich Andrea Pech, langjährige Mitarbeiterin bei Blumen Risse. „Das Vorweihnachtsgeschäft läuft prima“, lautet ihr Fazit. „Und das Schöne ist, auch nach dem Fest ist unsere Perspektive zwar tannenfrei, aber immer grün.“