Bottrop. Die Veranstalter waren verzweifelt. Doch endlich wächst wieder die Nachfrage nach Kulturveranstaltungen. Was schon gut läuft – und was weniger.
Die Kultur gehört zu den am stärksten durch Corona betroffenen Branchen. Und sie hat es immer noch schwer, das Publikum zurückzulocken in die Veranstaltungssäle. Wie zuvor die Gastronomen leiden in diesem Jahr die Kulturschaffenden darunter, dass sich das Ausgehverhalten der Bottroper durch Corona nachhaltig verändert hat. Aber allmählich entdecken die Bottroperinnen und Bottroper aufs Neue den Spaß an der Kultur. Das beweisen die Besucher- und Verkaufszahlen.
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Er hat ja auch wirklich keinen Spaß gemacht, der Kulturgenuss in Zeiten von Corona. Einlasskontrollen mit Nachweis von Impfung oder Test, Maskenpflicht bis zum oder sogar auch am Sitzplatz, jeder zweite Zuschauerplatz gesperrt, eingeschränkte Bewirtung in den Pausen. Eine Folge: Zu vier Jazzkonzerten in der Saison 2021/22 kamen gerade mal 103 Besucher (Wie war das noch mal mit dem Aerosolausstoß durch Blasinstrumente?).
Auch die Abonnentenzahlen der Theater-, Konzert- und Kabarettreihen sind in der Corona-Zwangspause eingebrochen. Da ist die Trendwende inzwischen geschafft, berichtet Kulturamtsleiterin Martina Schilling-Graef. „Viele Abokunden haben die Zwangspause zum Anlass genommen, auch aus Altersgründen ihr Abonnement zu kündigen. Das haben wir aber kompensieren können durch neue Kunden. Wir sind jetzt so gut wie auf dem alten Stand vor Corona.“
Die Kulturamtsleiterin wird dem Kulturausschuss am Freitag einen Vergleich der Spielzeiten 21/22 und 22/23 vorlegen, aus dem ersichtlich wird, wie stark sich etwa die Besucherzahlen bei Komödien oder bei Kabarettveranstaltungen wieder erhöht haben (siehe Grafik). Was die Kulturamtsleiterin besonders freut: Offensichtlich ist die Entscheidung, die Kultrevue „Katzengold“ aus dem Jahr des Stadtjubiläums neu aufzulegen, auf viel Gegenliebe bei den Bottroperinnen und Bottropern gestoßen. Drei Wochen nach Beginn des Vorverkaufs sind schon 1000 Tickets weg.
Besucherzahlen bei „Comedy im Saal“ haben noch Luft nach oben
Das nimmt auch Hauptdarsteller Benjamin Eisenberg hocherfreut zur Kenntnis. Bei der Entwicklung der Zuschauerzahlen seiner Kabarettveranstaltungen sieht er noch viel Luft nach oben. Mut macht ihm die Entwicklung der Reihe „Nachgewürzt“ im Zentrum Altenberg in Oberhausen: „Seit September sehen wir, wie die Zahlen nach oben gehen.“ Doch zum Beispiel die Reihe „Comedy im Saal“ hat noch einen Weg zu gehen bis zur fast 100-prozentigen Auslastung in den Jahren vor Corona. Dafür sind wohl auch neue Wege in der Bewerbung notwendig, sagt er: „Man muss da vielleicht noch ein bisschen mehr machen. Die Veranstalter sollten sich auch gegenseitig bewerben.“
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In die gleiche Richtung geht der Ansatz der Kulturamtsleiterin: „Ich habe die Absicht, einen Veranstalterkreis zusammenzutrommeln und gemeinsam über Vermarktungswege nachzudenken.“ Martina Schilling-Graef wünscht sich „schlichte Werbemöglichkeiten zum Beispiel an den Zufahrts- und Ausfallstraßen der Stadt“.
Hof Jünger in Kirchhellen meldet „sehr deutlichen Rückgang“
Kirchhellen ist von der Rückkehr des Publikumsinteresses an Kulturveranstaltungen noch weniger zu spüren, sagt Hermann Reinbold, Programmplaner für das Kulturzentrum Hof Jünger. „Wir haben für das zweite Halbjahr 23 Veranstaltungen geplant mit großen Erwartungen. Stattdessen registrieren wir einen sehr deutlichen Rückgang auch bei Veranstaltungen, die vor Corona immer ausverkauft waren.“ Reinbold führt das auch darauf zurück, dass die Besucher des Hofes Jünger im Schnitt älter sind als die Kulturkonsumenten in Alt-Bottrop und deshalb noch deutlich vorsichtiger bei der Rückkehr zu öffentlichen Veranstaltungen.
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Immerhin: Während Reinbold in den Coronajahren 2020 und 2021 fast jedes Monatsprogramm des Kulturzentrums für den Papierkorb geschrieben hat, mussten im zweiten Halbjahr bisher nur zwei Veranstaltungen abgesagt werden; wegen Corona sogar nur eine: „Paules Nacht 2.0“ wegen der kurzfristigen Erkrankung von „Prinz Paul“ Berthold van Oepen. Die Veranstaltung soll im Januar nachgeholt werden. Die Absage des Gitarrenkonzertes mit dem Quartett „Guitartist“ wurde abgesagt wegen des Einbruchs in das Kulturzentrum.
Für Januar, März und Mai hat Reinbold das „Kabarett im Hof“ mit Benjamin Eisenberg jeweils nochmals als Doppelveranstaltung an zwei Abenden hintereinander geplant. Dabei hätte im November ein Abend ausgereicht, an dem alle Besucher Plätze gefunden hätten. „Deshalb müssen wir schauen, was unsere Sponsoren zu den Besucherzahlen sagen.“ Und seufzt: „Corona wird uns hier in Kirchhellen weiter begleiten.“
Karten für „Katzengold“ gibt es bis Weihnachten zum Frühbuchertarif an der Theaterkasse im Kulturzentrum Blumenstraße: 02041 70-3308