Bottrop. Die Preise steigen und das Ausgehverhalten der Bottroper verändert sich. Wie Gastronomen auf die Lage blicken und was sie befürchten.

Spricht man mit Bottroper Gastronomen über die aktuelle Situation, wirkt es wie die Ruhe vor dem Sturm. Denn Sorgen haben sie alle. Vor dem Winter. Vor den steigenden Gas- und Strompreisen. Vor der Corona-Lage, die sich in den kalten Monaten wieder verschlechtern könnte. Noch aber hält sich die Stimmung.

Was unisono zu hören ist: Die Gastronomen können die Preise nicht so weit anpassen, wie es eigentlich nötig wäre. „Wir können das nicht eins zu eins an unsere Gäste weitergeben“, sagt Janni Gortsas, Inhaber von Pikilia auf der Gastromeile. Um ein Beispiel zu nennen: Der Einkaufspreis einer Seezunge habe sich verdreifacht. „Wir müssen in Kauf nehmen, dass das unseren Gewinn schmälert.“ Noch sei das „nicht tragisch“, auch, weil der Sommer „super“ gewesen sei. Aber mit Blick auf zu erwartende hohe Nachzahlungen bei Strom und Gas sowie dem Auslaufen der reduzierten Mehrwertsteuer von sieben statt 19 Prozent Ende des Jahres, bereite die Situation Sorgen.

Bottroper Gastronomin: Im Winter gibt’s keine Tomaten

Die kennt auch Christina Berger. „Wir haben einen riesen Respekt vor dem Winter“, sagt die Inhaberin des Café Kram. Schon der vergangene Winter sei schwierig gewesen wegen der Corona-Gefahr und den strikten Infektionsschutzregeln. Doch in diesem Jahr droht nicht nur ein Wiederaufleben des Virus, sondern weiter steigende Kosten und Engpässe. „Wir müssen uns Speck anfressen, um durch den Winter zu kommen.“

Sie wisse beispielsweise schon jetzt, dass der Händler auf dem Markt, von dem Christina Berger die Tomaten kauft, in diesem Winter keine anbauen wird. Von November bis April gibt es keine Tomaten, weil die Kosten für den Anbau mit Beheizung nicht mehr in Relation zum Verkaufspreis stehen. Der Markthändler könne die Tomaten gar nicht so teuer verkaufen wie er eigentlich müsste. Einerseits gut, sagt Christina Berger, sich auch wieder auf die Produkte der Saison zurückzubesinnen. Aber Tomaten sind eben auch ein Gemüse, das normalerweise ganzjährig verfügbar ist, an das die Kunden gewöhnt sind.

Trinkgeld im Restaurant: Früher zehn Prozent, heute maximal fünf

Im Café Kram hat Christina Berger wegen des anhaltenden Personalmangels einen zweiten Ruhetag eingeführt. Thorsten Stöcker öffnet seinen Bahnhof Nord nur noch freitags und samstags. „Die Besucherzahlen sind rückläufig“, sagt der Gastronom. „Viele haben panische Angst vor den Energiepreisen und dass sie ihren Lebensunterhalt nicht mehr bestreiten können.“

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Aufs Trinkgeld wirke sich die angespannte Lage noch nicht aus, wenngleich grundsätzlich die Bereitschaft für üppiges Trinkgeld längst passé sei. „Früher waren es zehn Prozent, heute maximal fünf“, sagt Stöcker. Das sei aber keine neue Entwicklung. Besonders extrem sei das bei größeren Feiern wie Hochzeitsessen. Bei Rechnungen zwischen 5000 und 10.000 Euro sei es schon viel, wenn jemand 200 Euro für den Service hinterlässt.

Imbiss am Tetraeder: „Wir müssten alles deutlich mehr erhöhen“

Seine eigenen Energiekosten sind noch stabil, der Gasvertrag läuft noch bis Ende des Jahres, ist dann aber gekündigt seitens der Ele. Stöcker rechnet auch damit, dass der Stromvertrag gekündigt wird. Neue Energieverträge seien derzeit seriös kaum zu bekommen.

Auch Stefan Otte, Betreiber vom Imbiss am Tetraeder, rechnet mit deutlichen Erhöhungen in den kommenden Monaten. Bislang habe er lediglich zehn Cent auf Mayo und Curry-Soße aufgeschlagen, fängt die teuren Einkaufspreise unter anderem für Öl noch durch die hohen Verkaufsmengen ab. „Aber wir müssten alles deutlich mehr erhöhen“, sagt Stefan Otte. „Da führt kein Weg dran vorbei.“