Bottrop. Mit 14 Jahren ist er zur Jugendfeuerwehr gegangen, später zur Freiwilligen Feuerwehr Altstadt in Bottrop. Die Kameraden trauern um Fabian (30).

Ein Bild macht die Runde in den sozialen Medien in Deutschland. In Erinnerung an ihren viel zu früh aus dem Leben gerissenen Kameraden Fabian hat die Freiwillige Feuerwehr Altstadt seinen Helm neben eine Trauerkerze gelegt und auf ihren Plattformen in den sozialen Medien veröffentlicht. Das Bild und der Nachruf seines Kameraden Sebastian Tischler lösen Zuspruch und Trost aus ganz Deutschland aus. 53.200 Personen hat der Nachruf bis Freitag erreicht, 336 Menschen oder Gruppen wie ein Feuerwehrverband aus Oberbayern sprachen ihr Mitgefühl aus. „Wir Feuerwehrleute sind eine große Familie“, sagt Tischler. Und Fabians Familie kann diesen Zuspruch gerade sehr gut gebrauchen. Fabian wurde gerade mal 30 Jahre alt.

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Mit 14 Jahren ist Fabian zur Fuhlenbrocker Gruppe der Jugendfeuerwehr gegangen. „Das hat uns damals überrascht, weil er davon vorher nicht gesprochen hat“, erinnert sich die Mutter. Andererseits hatte der Junge früh einen Faible für Autos und Technik. „Mit 15 hat er an meinem Auto alle Reifen gewechselt“, sagt der Vater. „Ich habe ihm da blind vertraut.“

Im Alter von 21 Jahren wird der gelernte Installateur Mitglied des „LZ11“, wie sich die Ortswehr Altstadt nach ihrer Ordnungsnummer in der Bottroper Feuerwehr bezeichnet. Schnell haben die Kameraden schätzen gelernt, „dass er immer für alle da war“, erinnern sie sich. „Wenn du Fabian um einen technischen Rat gebeten hast, stand er fünf Minuten später mit dem Werkzeugkasten vor der Tür.“

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Sein erster großer Einsatz war der Pfingststurm „Ela“ 2014. Die ganze Nacht und mehr als den halben Tag hat damals die Ortswehr wie alle anderen Freiwilligen Feuerwehren und die Berufsfeuerwehr Bäume zersägt, Straßen geräumt und Gebäude gesichert. Am Nachmittag kamen Feuerwehrkameraden aus Borken zur Ablösung der erschöpften Helfer. Fabian ließ sich nicht ablösen. „Er hat damals zwei Nächte durchgearbeitet“, erinnert sich die Mutter. Sie erinnert sich auch gut daran, dass Fabians damaliger Arbeitgeber ihm eine Abmahnung schickte, weil er wegen des Sturmeinsatzes nicht zur Arbeit kam. Na, dem hat sie die Leviten gelesen!

Die Eltern des verstorbenen Fabian trauern zusammen mit Sebastian Tischler, Felix Lubina, Andreas Kwasnitza und Tim vom Scheidt (v.l.) von der Ortswehr Altstadt.
Die Eltern des verstorbenen Fabian trauern zusammen mit Sebastian Tischler, Felix Lubina, Andreas Kwasnitza und Tim vom Scheidt (v.l.) von der Ortswehr Altstadt. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

„Bei Fabian kam immer jeder nach Hause – und wenn es nachts um drei war“

Beliebt war Fabian auch bei der Jugendfeuerwehr, in der er sich aus Ausbilder engagierte. Und bei der Ehrenabteilung, mit deren alten Kameraden er wandern ging. Und wenn es bei einer Feier mal spät wurde: Fabian übernahm gerne die Heimfahrten: „Bei Fabian kam immer jeder nach Hause – und wenn es nachts um drei war.“

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Beim bisher letzten Großeinsatz der Ortswehr, der Flutkatastrophe an Ahr und Erft, konnte Fabian wegen seiner heimtückischen Krankheit nicht mehr mit anpacken. Also hat er anders geholfen. Hat den Kontakt zu den Familien gehalten, die ihre Männer wegen der zusammengebrochenen Mobilfunknetze vor Ort nicht erreichen konnten. „Er hat ganz viel für die Familien gemacht“, sagen die Kameraden. „Nur wegen Fabians Einsatz wussten unsere Frauen, wo wir gerade waren, was wir gerade machten und wie es uns ging.“ Und als die übermüdeten Helfer wieder in Bottrop eintrafen, hatte Fabian für alle Ravioli gekocht.

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Was die Kameraden neben seinem unermüdlichen Einsatz schätzten: seinen grenzenloser Optimismus, sagt Tischler. „Bis zuletzt hat er die Hoffnung nicht aufgegeben, irgendwann noch mal mit seinem Sohn ans Meer fahren und vielleicht auch irgendwann wieder bei der Feuerwehr mitmachen zu können.“ „Von ganz klein auf war Fabian, so oft es ging, immer am Meer“, erinnert sich die Mutter.

Deswegen fahrt die Familie mit ihm ein letztes Mal ans Meer: Fabian bekommt eine Seebestattung. Und natürlich fahren die Kameraden von „LZ 11“ mit. Ehrensache? Nein. Eine Herzensangelegenheit.