Bottrop. Es gebe keine Hinweise auf kriminelle Clans in Bottrop, sagt die Stadt. Trotzdem steckt sie Arbeitskraft in ein Bündnis. Wie passt das zusammen?
Auch Bottrop will die sogenannte Clankriminalität stärker bekämpfen. Die Stadt tritt dazu einem Bündnis einer ganzen Reihe weiterer Städte mit dem NRW-Innenministerium, der Bundespolizei und der Generalzolldirektion bei. Sie geht dieses Bündnis unter dem Titel „Sicherheitskooperation Ruhr“ ein, auch wenn es nach Erkenntnissen der städtischen Ordnungskräfte in Bottrop selbst kriminelle Großfamilien gar nicht gibt. Gemeinsame Razzien von Polizei und städtischen Ordnungskräften in Bars und Großkontrollen der Polizei vor Rockerclubs hatte es allerdings auch in Bottrop schon mehrfach gegeben.
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Oberbürgermeister Bernd Tischler machte im Rat klar, dass dieser Schritt für die Stadt vorbeugenden Charakter habe. „Ein Beitritt der Stadt zur Sicherheitskooperation Ruhr würde die Sicherheit innerhalb des Stadtgebiets effizient fördern. Das Sicherheitsgefühl unserer Bürgerinnen und Bürger würde außerdem signifikant steigen, da sie sich in dem Bewusstsein, dass die Stadt Bottrop alles Machbare gegen Kriminalität tut, in Bottrop aufhalten würden“, zitierte der Oberbürgermeister aus dem Plädoyer seiner Mitarbeiter für den Bündnisbeitritt. Tischler entgegnete damit Kritikern aus der Linkspartei, die den Schritt für unnötig halten, weil es in Bottrop ja keine kriminellen Großfamilien gebe. Linke-Ratsherr Niels Schmidt mahnte, den Kampf gegen organisierte Kriminalität nicht „rassistisch aufzuladen“. Die Ergebnisse der Razzien in den Bottroper Bars rechtfertigen den großen Aufwand für ihn jedenfalls kaum.
Kriminelle Mitglieder von Großfamilien stellen Gefahr dar
Den Bottroper Grünen ist ebenso wie dem OB aber der vorbeugende Charakter der Sicherheitskooperation wichtig, wie Ratsfrau Andrea Swoboda erklärte. Auch Rechtsdezernent Paul Ketzer setzte sich bereits für die engere Zusammenarbeit mit Bund und Land sowie den anderen Städten im Kampf gegen Clankriminalität ein. So könne die Sicherheitslage im gesamten Ruhrgebiet entscheidend verbessert werden. Denn: „Insbesondere Mitglieder türkisch-arabischstämmiger Großfamilienclans stellen eine zunehmende Gefahr dar“, heißt es in dem von ihm gezeichneten Verwaltungspapier. Das stelle nicht nur die Polizei, sondern auch die Kommunalverwaltungen vor große Herausforderungen. Um effektiver gegen die Clankriminalität vorgehen zu können, seien ein besserer Informationsaustausch, vorbeugende Arbeit und auch konsequentes Eingreifen von Polizei und anderen Behörden nötig.
Diese Maßnahmen werden daher über die Grenzen einzelner Behörden sowie Städte und Bezirke hinaus in einer vom Land mitfinanzierten gemeinsamen Geschäftsstelle und einem Lenkungskreis gebündelt und weiterentwickelt. Auch die Stadt könnte eigenes Personal in diese Geschäftsstelle entsenden, hält das aber vorerst nicht für notwendig. Das sei in Essen und Dortmund vielleicht anders, aber im Fachbereich für Recht und Ordnung gelangt Abteilungsleiter Markus Plängsken in einem vom ihm gezeichneten Verwaltungspapier zu dem Schluss: „In Bottrop gibt es weder Hinweise auf Aktivitäten von Banden, Rockern oder Familienclans, noch deuten irgendwelche Zeichen darauf hin, dass Bottrop ins Visier organisierter Kriminalität geraten könnte“.
Ordnungskräfte beteiligen sich an den Kontrollen in Bottrop
Untätig ist der Bottroper Ordnungsdienst deshalb aber längst nicht. So beteiligen sich seine Mitarbeiter seit Jahren an Großkontrollen von Polizei, Steuerfahndern und Zollfahndern in mehreren Städten. Dabei stellten die Behörden kiloweise illegalen Tabak sicher. Auch in Bottroper waren dabei wiederholt Bars durchsucht worden. Bei einer großen Razzia aus Anlass einer Clan-Hochzeit, die in einer Bottroper Veranstaltungshalle gefeiert wurde, nahmen Polizisten zwei Personen fest und stellten mehrere Waffen sicher. Darunter waren Messer, Baseballschläger und ein Elektroschocker. Zuvor kontrollierten die Beamten 456 Menschen sowie 186 Fahrzeuge und stellten Anzeigen wegen Verstöße gegen das Waffen- und Betäubungsmittelgesetz.
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Auch Großkontrollen im Umkreis ehemaliger Rockerclubs hatte es in Bottrop schon gegeben. Diese Polizeiaktionen liegen allerdings weit zurück. Die Clubheime am Nordring und an der Gladbecker Straße sind auch längst wieder geschlossen. Zuletzt verbreitete allerdings auch eine Jugendbande in der Innenstadt Schrecken. Die Stadt sei auch schon länger aktives Mitglied im Arbeitskreis zur Bekämpfung von Clan- und Rockerkriminalität beim für Bottrop mitzuständigen Polizeipräsidium Recklinghausen, berichtet Markus Plängsken. Auch dabei gehe es um den Austausch von Informationen und Daten mit anderen Behörden. An den Kontrollen beteiligen sich die Bottroper Ordnungskräfte allerdings nur in der Stadt selbst.