Bottrop-Kirchhellen. Erstmal dick einpacken und warmföhnen nach dem Schwimmkurs: Eine Mutter ärgert sich über die abgesenkten Temperaturen im Hallenbad Kirchhellen.

„Nach dem Schwimmkurs musste ich meine Tochter erst einmal dick einpacken und dann warm föhnen“ – verärgert schildert Annegret Scheffczyk ihre Erlebnisse im Kirchhellener Hallenbad. Ihre fünfjährige Tochter besucht dort einen Schwimmkurs, und weil die Wassertemperatur auf 26 Grad gesenkt wurde, hätten sie und die anderen Kinder zuletzt erbärmlich gefroren.

Die Bottroperin kann nicht nachvollziehen, dass die Wassertemperatur im Kirchhellener Bad abgesenkt wurde. Schließlich werde es doch über die Biogas-Anlage von Hof Miermann beheizt. Warum also greife auch in Kirchhellen der städtische Energiesparplan? Denn darauf geht die Absenkung der Wassertemperatur zurück. Auch im Hallenbad Stadtmitte müssen die Schwimmerinnen und Schwimmer nun mit zwei Grad kälterem Wasser vorliebnehmen.

Bottroper Kommunalpolitik hat Energiesparmaßnahmen beschlossen

Aus Sicht der Mutter ein Unding. Wieder einmal müssten die Kinder es ausbaden, sagt sie mit Blick zurück auf die Einschränkungen in der Corona-Krise, die vielfach auch zulasten der Kinder gegangen seien. Dass nun auch das Kirchhellener Bad kälter werde, sei angesichts der Energie aus der Biogas-Anlage nun überhaupt nicht zu verstehen, sagt Annegret Scheffczyk. Sie erinnert daran, dass Kinder längst nicht so gut gegen Kälte geschützt seien wie Erwachsene.

Tatsächlich wird das Schwimmbad mit der Abwärme der Biogas-Anlage beheizt. Das bestätigt auch der Leiter des Sport- und Bäderbetriebs, Jürgen Heidtmann. Das Problem sei aber, dass die Abwärme derzeit nicht ausreicht – etwa um auch das Duschwasser auf bis zu 70 Grad aufzuheizen, um die Gefahr durch Legionellen zu bannen. Also müsse über die beiden Heizkessel des Bades konventionell zugeheizt werden. Dafür werde Gas genutzt, und hier sei man wieder an die Einsparziele gebunden, erläutert Heidtmann die Schwierigkeit, vor dem der Sport- und Bäderbetrieb steht. Zuletzt hatte die Politik im Betriebsausschuss die Einsparungen beschlossen.

Abwärme aus Biogas-Anlage wird in mehreren Kirchhellener Gebäuden genutzt

Nicht nur das Schwimmbad nutzt die Abwärme der Biogas-Anlage, erläutert Marten Schulze-Icking von Miermann Bio-Energie auf Nachfrage. Auch das Schulzentrum und das Krankenhaus würden beliefert. Tatsächlich aber gebe es Zeiten, da reiche die Abwärme zum Heizen der Gebäude nicht aus, so dass die Betroffenen auf zusätzliche Energieträger zurückgreifen müssen.

Für Annegret Scheffcyk eine unbefriedigende Erklärung. Zumal das Lehrschwimmbecken in Stadtmitte weiter eine Wassertemperatur von 30 Grad habe. „Warum heizen wir das Wasser in Kirchhellen nicht auf 28 Grad und senken es in der Stadt auch auf 28 Grad“, fragt sie. Dabei habe sie nicht nur die Kinder im Blick, sondern vor allem auch die Trainerinnen und Trainer, die ja teils Stunden in dem kalten Wasser verbringen müssten.

Für ein warmes Lehrschwimmbecken wird weniger Energie benötigt

Doch so einfach sei es leider nicht, sagt Jürgen Heidtmann. Die Crux in dem Fall sei, dass es in Kirchhellen kein Lehrschwimmbecken gebe. „Da hätten wir dann mit Sicherheit auch eine Wassertemperatur von 30 Grad“, sagt der Leiter des Sport- und Bäderbetriebs. Im Schwimmerbecken gebe es eben ein vielfaches der Wassermenge im Vergleich zum Lehrschwimmbecken. Entsprechend ist es wesentlich energieintensiver, so ein Schwimmerbecken aufzuheizen. Daniel Schimanski, der verantwortliche Leiter für die Bäder, macht es noch deutlicher. Das Schwimmerbecken an der Parkstraße fasse 733 Kubikmeter Wasser, das Lehrschwimmbecken 93. Ins Kirchhellener Becken passten rund 550 Kubikmeter.

Annegret Scheffczyk hat nun in den sauren Apfel gebissen und zunächst einmal einen Neoprenanzug für ihre Tochter bestellt. Das seien wieder zusätzliche Kosten für Eltern, ärgert sie sich. In einer Reaktion auf die niedrigeren Wassertemperaturen hatte sich im Oktober auch die SVg 1924 gemeldet. Die Schwimmschule des Vereins nutzt das Hallenbad an der Parkstraße. Damals hieß es, dass die Schwimmschule auch unter diesen Bedingungen weitermachen könne. Wichtig sei, dass das Bad überhaupt geöffnet bleibe, so die Leiterin der Schwimmschule damals. Zusätzlich gab sie da noch den Tipp, im Zweifel auf einen kurzärmligen Neoprenanzug auszuweichen.

Vom Sport- und Bäderbetrieb will Annegret Scheffczyk zudem den Rat erhalten haben, ihr Kind für einen anderen Kurs in Stadtmitte anzumelden. Angesichts der langen Wartelisten klingt das wie Hohn in ihren Ohren. Der Platz in Kirchhellen sei der einzige, der ihr angeboten wurde, daher fahre sie ja aus Bottrop regelmäßig zum Kirchhellener Bad, sagt sie. Sie hofft nun, dass auch andere Eltern sich wehren und es vielleicht doch noch zu einem Umdenken kommt.