Bottrop. Gerade Reihenmittelhäuser und Eigentumswohnungen in Bottrop wurden viel teurer. Was aus Sicht der Gutachter auch in Zukunft die Preise treibt.

Die Preise für gebrauchte Häuser und Wohnungen in Bottrop sind erneut stark angestiegen. So stellte der Bottroper Gutachterausschuss für Grundstückswerte in seiner Zwischenbilanz zur Mitte des Jahres für gebrauchte Eigentumswohnungen einen durchschnittlichen Preisanstieg von 15 Prozent fest. „Im Falle der gebrauchten Doppelhaushälften und Reihenendhäusern ist eine Preissteigerung von acht Prozent gegenüber dem Vorjahr festzustellen, bei den Reihenmittelhäusern sind es 23 Prozent“, teilte Vorsitzender Achim Petri mit. Dennoch war die Anzahl der Verkäufe von Häusern und Wohnungen auch jetzt wieder überdurchschnittlich hoch.

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Damit stiegen speziell bei Eigentumswohnungen die auf dem Bottroper Immobilienmarkt tatsächlich erzielten Preise weitaus stärker an als die Preisvorstellungen der Verkäuferinnen und Verkäufer, die das Internetportal „Immowelt“ ermittelt hatte.

So meldete das Immobilienportal vor kurzem für Bottroper Eigentumswohnungen noch Preissprünge von acht Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021. Dabei meint auch Achim Petri: „Steigende Zinsen, ein steigender Baupreisindex und individuelle wirtschaftliche Unsicherheiten lassen eigentlich vermuten, dass dies auch Auswirkungen auf den Immobilienmarkt hat“.

Zahl der Immobilienverkäufe in Bottrop weiter überdurchschnittlich hoch

Zwar sei die Anzahl der Verkäufe (544) im ersten Halbjahr 2022 im Vergleich mit dem ersten Halbjahr zuvor (640) auch tatsächlich zurückgegangen, die Gesamtzahl liege aber immer noch um drei Prozent über dem Durchschnitt der vergangenen Jahre ab 2015. Im Marktsegment der bebauten Grundstücke betrage der Rückgang etwa zehn Prozent, beim Wohnungseigentum sogar 20 Prozent. Dennoch bleiben die Verkaufszahlen noch zwischen vier und neun Prozent höher als in den vorherigen Durchschnittsjahren. Für die Gutachter zeigen diese Zahlen, dass das Jahr 2021 ein außerordentliches Immobilienjahr gewesen sei.

Millionenobjekt: Das zum Verkauf stehende Haus an der Osterfelder Straße 19 mit der Traditionsgaststätte Schäfers wird für 2,25 Millionen Euro angeboten.
Millionenobjekt: Das zum Verkauf stehende Haus an der Osterfelder Straße 19 mit der Traditionsgaststätte Schäfers wird für 2,25 Millionen Euro angeboten. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

2022 sei dagegen auf dem Weg, ein normales Jahr zu werden, nimmt der Gutachterausschuss an. Trotz der gesunkenen Verkaufszahlen sind die Geldumsätze jedoch deutlich gestiegen. So ist nach den Erkenntnissen des Gutachterausschusses auf dem Immobilienmarkt im ersten Halbjahr 2022 elf Prozent mehr Geld geflossen als im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021. Die Geldumsätze lagen demnach sogar um 45 Prozent über dem Durchschnitt der 1. Halbjahre der vergangenen Jahre. „Mit einem Wert von 164,4 Millionen Euro wurde wieder ein Spitzenwert erreicht“, hebt Achim Petri hervor.

Absoluter Umsatzrekord auf dem Immobilienmarkt im vorigen Jahr

Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr 2021 lagen die Umsätze erst noch bei 148,7 Millionen Euro. Mit einer Gesamtsumme von 301,4 Millionen Euro war bis zum Ende des Jahres 2021 jedoch ein bisher nie dagewesener Spitzenwert erreicht.

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Gegenüber den Vorjahren sei vor allem der Umsatz beim Verkauf bebauter Grundstücke mit 104,4 Millionen Euro stark gestiegen. Auch die Geldumsätze beim Verkauf von Erbbaurechten und Erbbaugrundstücken sei enorm angestiegen: um 96 Prozent. „Was darauf hindeutet, dass die Erbbauberechtigten das immer noch günstige Zinsniveau ausnutzen, um das Erbbaugrundstück – auch zu hohen Kaufpreisen – zu erwerben“, erklärt der Vorsitzende des Gutachterausschusses.

Gutachter weisen auf preistreibende Faktoren hin

Der Gutachterausschuss

Der Gutachterausschuss für Grundstückswerte ist eine Einrichtung des Landes. Er ist ein selbstständiges, an Weisungen nicht gebundenes Kollegialgremium, deren Mitglieder von der Bezirksregierung Münster bestellt werden. Die Tätigkeit in den Gutachterausschüssen ist ehrenamtlich. Hauptberuflich sind die sachverständigen Mitglieder in den Bereichen Architektur, Bau- und Vermessungswesen, Wohnungs-, Immobilienwirtschaft, Bankwesen und Landwirtschaft tätig.

Mitglieder des Gutachterausschusses in Bottrop sind: Achim Petri, Nicole Wölke-Neuhaus, Ricardo Langer, Ulrich Borgmann, Ricardo Boksteen, Andreas Claaßen, Walter Eilert, Ulrich Fittkau, Markus Gebhardt, Nils Martens, Christian Schulte-Bockum, Michael Steinke, Wolfgang Strelzig, Dirk Erdelmann, Gabriele Hoppius und Frank Althammer.

Steigende Bauzinsen, die gestiegene Inflation und die wirtschaftliche Unsicherheit wegen des Krieges in der Ukraine werden künftig sowohl das Preisniveau beeinflussen als auch eine Verringerung der Verkaufszahlen zur Folge haben, blicken die Gutachter voraus. „Ob es zu einem drastischen Rückgang oder nur zu einem Verharren auf dem derzeit hohen Preisniveau kommt, hängt vor allem von der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland ab“, meint Achim Petri.

Preistreibend dürften die immer problematischer werdenden Kapazitätsbeschränkungen in der Bauwirtschaft, der Materialmangel, das fehlende Bauland und auch die höheren Anforderungen an die Energieeffizienz wirken. „Diese Faktoren werden die Erstellung und Sanierung von Immobilienobjekten voraussichtlich weiter verteuern“, lautet die Einschätzung des Vorsitzenden des Gutachterausschusses für Grundstückswerte.