Bottrop. Corona machte alle Konzertpläne zunichte. Jetzt meldet sich der Chor sogar gestärkt und mit spannendem Programm zurück.

Manchmal gelingt es, die sprichwörtlichen zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. So auch jetzt beim Propsteichor. Denn die Jazz-Messe, die beim nächsten Konzert des Chores im September auf dem Programm steht, ist durchaus auch gottesdiensttauglich.

Eigentlich sollte die „Latin Jazz Mass“ aus der Feder von Martin Völlinger schon im Konzert vor zwei Jahren aufgeführt werden. Aber - im Nachgang wenig überraschend - es kam Corona dazwischen. „Und damit die ganzen Schwierigkeiten, mit denen nicht nur hauptberufliche Künstlerinnen und Künstler, sondern auch alle Chöre zu kämpfen hatten“, sagt Ursula Kirchhoff. Keine Proben, Einzelstimmproben, separates Üben der einzelnen stimmen mittels CD, am Bildschirm des heimischen Computers. „Zum Glück hatten wir die Proben-CDs, die Rainer Neuwirth vom Musikverein und Projektsänger bei uns in seinem Tonstudio eingespielt hat“, sagt Chorsängerin Andrea Döing.

Nach digitaler Übergangszeit probt Bottrops Propsteichor nun wieder klassisch analog

Inzwischen probt der Propsteichor wieder regelmäßig, analog und in alter Besetzung. Denn: „Wir haben während der Pandemie zum Glück niemanden verloren, der Chor ist sogar etwas gewachsen durch Musikbegeisterte, die erst nur zum Projektchor gehörten und jetzt ,richtig’ dabei sind“, freut sich Ursula Kirchhoff. Gut 40 Sängerinnen und Sänger gehören nun zum Ensemble, dass nicht nur zwei Konzert pro Jahr sondern auch regelmäßig bei der Liturgie in der Bottroper Hauptkirche mitwirkt.

Eine Jazz-Messe hat es bislang aber wohl noch nicht gegeben. Aber: Der Chor ist begeistert. Das spürt nicht nur die Kantorin. Das sagen auch Sängerinnen und Sänger. „Der Rhythmus ist einerseits das Schwierige, dann aber auch das Mitreißende“, sagt Christine Bernsdorf. Man könne kaum still stehen, sitzen beim Singen sowieso nicht, wenn die Musik beginnt, vor allem mit dem Jazz-Ensemble zusammen, findet auch Dorothea Kosian-Schmitz, ebenfalls Sängerin im Chor.

Dass die Musik schon eingängig sei, zum Beispiel mit Free Jazz überhaupt nichts zu tun habe, bestätigt auch Rolf von Ameln. Er studierte sowohl Jazz als auch Kirchenmusik, ist gleichsam Wanderer zwischen beiden Welten, und hat das Werk im heimischen Euskirchen bei einer Schulaufführung kennengelernt. Er übernimmt bei der Aufführung auch den Klavierpart in dem klassisch besetzten Jazz-Quartett. Many Miketta, Bottrops Musik-Urgestein, ist am Bass zu erleben. „Ein echter Gewinn“, sagt Ursula Kirchhoff.

Zwei Vollblut-Jazzer mit militärischer Vergangenheit

Für den Part am Tenorsaxophon konnte Ean Gidman engagiert werden. Am Schlagzeug wird Uli Schmidt sein. Gidman kam als Berufsmusiker der britischen Armee nach Deutschland und ist seither in mehreren Jazz-Formationen unterwegs. Dass er bereits mehrfach vor „seiner“ Königin aber auch der ehemaligen Bundeskanzlerin gespielt hat, soll nicht verschwiegen werden. Auch Uli Schmidt hat eine „militärische“ Vergangenheit - als Schlagzeuger bei der Bundeswehr Bigband.

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Ganz unbekannt dürften zumindest der Gottesdienstgemeinde die Jazz-Messe nicht sein. Einige Auszüge sind bereits zu Ostern und Pfingsten in der Cyriakuskirche aufgeführt worden. „Aber das Ungewöhnliche dieser Messe ist, dass nicht nur die klassischen Teile des Ordinariums wie Kyrie oder Sanctus von Martin Völklinger vertont wurden, sondern auch Zurufe oder liturgische Antworten der Gemeinde“, sagt Ursula Kirchhoff. Beim Konzert sollen 13 von insgesamt 14 Teilen der Messe erklingen. Und dazwischen, gewissermaßen zur Entspannung - gibt es die Bearbeitung einer Orgelsonate von Mendelssohn. Die Melodie übernimmt dabei Ean Gidman am Saxophon. Sicher ein ungewöhnliches wie spannendes Konzerterlebnis.

Das Konzert - Die Karten

Das erste Konzert des Propsteichores nach zwei Jahren findet am Sonntag, 4. September, um 16 Uhr in der Propsteikirche St. Cyriakus, Hochstraße, statt.

Der Kartenvorverkauf beginnt im Pfarrbüro im neuen Pfarrzentrum direkt neben der Kirche. Dort gibt es die Karten zu 18 Euro.