Kirchhellen-Hünxe-Dinslaken. Beim Race@Airport sorgten Fans wieder für PS-Schlachten auf zwei und vier Rädern. Der Andrang war riesig. Das waren die Folgen.
„402 m Adrenalin“ steht auf den Shirts beim „race@airport“ am Flugplatz Schwarze Heide. Wo sonst kleine Sportflugzeuge starten und landen, lieferten sich am Sonntag Auto- und Kradfahrer spektakuläre Duelle auf der Viertelmeile. Liebhaber von dröhnenden Motoren, durchdrehenden Reifen und intensivem Benzingeruch kamen nach zwei Zwangsjahren Pause wieder auf ihre Kosten. „Wir konnten nur 170 Teilnehmer zulassen, hatten aber mehr als doppelt so viele Bewerber,“ erklärte Veranstaltungsleiter Michael „Gustl“ Augustin. Man habe vorsortiert, um den Zuschauern einen „gesunden Mix“ anzubieten, denn „nur gleiche Autos will keiner sehen.“
Sechs Klassen - eingeteilt nach Hubraumgrößen
Eingeteilt nach Hubraumgröße fuhren Autos in 6 Klassen, die meisten Meldungen gab es in der Kategorie über 3500 Kubikzentimeter (ccm). Dazu kam eine Klasse US-Cars und Diesel über zwei Liter Hubraum. Motorräder starten in zwei Klassen mit mehr oder weniger als 750 ccm. Die Fahrzeuge treten zwar auf den beiden Fahrbahnen in Duellen gegeneinander an, gewertet wird jedoch nur die gemessene Zeit. In den jeweiligen Klassen erhielten die schnellsten drei Fahrer Pokale. Die magische Grenze beim Beschleunigungsspektakel liegt bei zehn Sekunden über diese Distanz, die in den ersten Stunden nur zwei Mal unterboten wurde.
Um zeitgemäß zu sein, wollen die Veranstalter im nächsten Jahr eine „Klasse 0“ einführen“ für Fahrzeuge mit null Emissionen. Ununterbrochen reihten sich die PS-Titanen mit und ohne Kennzeichen in die Warteschlange vor dem Startbereich ein, hielten die Motoren auf Touren oder wärmten die Reifen auf. Bei zügigem Ablauf können die Fahrer auf mehr als zehn Runden hoffen, um sich als guter Fahrer oder Schrauber zu beweisen. Zwischen den Einsätzen sieht man hektische Aktivitäten an den Fahrzeugen, Köpfe stecken unter Motorhauben, Anweisungen werden gebrüllt: „Tritt drauf, gib Gas, zieh mal dran.“ Spätestens beim „Hörst du was?“ wird’s schwierig, denn es ist schon nicht leicht das eigene Wort zu verstehen. Ralf Rüdiger sitzt allerdings ganz entspannt unterm Vorzelt seines Wohnmobils, auf seiner Suzuki GSXR 1100 steht: „Tiefer liegt nur die Titanic.“
„Hier kann man besser Gas als in der Stadt vor der Eisdiele“
Der Wuppertaler sieht das Rennen als Vorbereitung auf „NitrOlympX“, das größte deutsche Dragster-Rennen am kommenden Wochenende in Hockenheim. „Der Motorsport muss weiterleben“, sieht er ebenso wie Bernd Thomer, der mit seiner 400 PS Hayabusa dabei ist. Seine Tochter Marie Rosen fährt mit ihrer 48 PS Suzuki neben ihm an den Start. Die 16-Jährige fährt seit dem achten Lebensjahr und ist in ihrer Altersklasse bereits mehrfache Deutsche Meisterin. Sie haben Spaß „sich mit anderen zu messen.“ Auch Christian Amler ist in seinem McLaren 765 LT ganz entspannt „Es geht nur um die goldene Ananas, hier kann man doch besser Gas geben als in der Stadt vor der Eisdiele.“ Ähnlich sieht es Maxine Luig aus Menden: „So was macht man nicht alltäglich, auf den Straßen geht nicht viel.“ Sie hat sich mit ihren Chevrolet Camaro den „Ami-Traum“ verwirklicht. „Das es ein geiles Auto ist, muss man mir nicht sagen,“ meint Manfred Hübner aus Dortmund über seinen 12 Zylinder Lamborghini Aventador. „Man muss schon bekloppt sein, um so was zu fahren.“
Unter all den Boliden findet sich auch ein VW 1200 von 1968. Der straßentaugliche „Käfer“ von Tom Brinker aus Mettmann soll zwar kein Rennauto sein, bringt aber hochgeschraubt 260 PS auf die Strecke. Ingo aus Windeck präsentiert stolz seinen Hudson Essex von 1927. Der kalifornische Hot Rod ist nicht nur altersgemäß mit Rost übersät, sondern auch mit einem Kugelloch in der Tür versehen. Beim GMC, einem ehemaligen Lkw von 1944, fährt eine Gasmaske mit, die Tanks stammen aus alten B17 Bombern. Merrik aus Osnabrück hat das Gefährt mit einem 6,3 Liter Motor versehen: „Da ist nicht mehr eine Schraube original.“
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Die Zuschauerinteresse war riesig, an beiden Seiten der Strecke standen die Motorsport-Fans und genossen das Spektakel für Augen und Ohren. „Kirchhellen ist die zuschauerfreundliche Strecke der Serie“, sagt Veranstalter Gustl. Man habe große Freiflächen und ausreichend Parkplätze. Allerdings war die Anfahrt problematisch, kilometerlange Schlangen reichten auf der Dinslakener Straße bis Kirchhellen und in der Gegenrichtung fast bis Dinslaken.
Die Teilnehmenden können nach den Rennen Aufnahmen von ihren Auftritten bekommen. Eine Drohne fliegt direkt hinter den Fahrzeugen. Der Drohnenpilot Pit von „Flying Eye“ hat über eine Brille den Blick aus der Drohne und bleibt hinter den Autos „so weit es geht.“
Die nächste Veranstaltung ist am 15. August in Vilshofen an der Donau, das zweitägige tägige internationale Finale findet Mitte September in der Nähe von Berlin statt. Infos gibt es auf: race@airportwww.race-at-airport.de.