Bottrop. Ist die Route Radquadrat ein Vorzeigeprojekt oder nicht? Eine Tour mit Grünen und Aufbruch Fahrrad über die Strecke zeigt Stärken und Schwächen.

Mit großem Aufwand und vielen Fördergeldern des Bundes hat Bottrop vor einigen Jahren die Radroute Radquadrat realisiert. Die führt Radfahrer über Nebenstrecken um die City herum. Die Kritik an dieser als Vorzeigeroute geplanten Strecke reißt nicht ab. Die Grünen haben das Thema nun erneut aufgegriffen und fragen, ob die Fördergelder hier sinnvoll verwendet wurden. Eine Tour mit Parteifreunden und Bottroper Radlern sollte eine Antwort auf die Frage geben.

Um eines vorwegzunehmen: Eine eindeutige Antwort können auch die Grünen nicht geben. Zwar gibt es vieles, was Kritik an der Route rechtfertige, einige Dinge seien aber auch gut umgesetzt worden, sagt Roger Köllner, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen im Rat. Ähnlich äußert sich auch Landtagskandidat Joachim Gutsche. Grundsätzlich seien Fördergelder für den Radverkehr sinnvoll, allerdings komme es eben auf die Verwendung an. Und die sollte eben auch entsprechend geprüft werden.

Viele wegweisenden Ideen wurden am Ende doch nicht umgesetzt

Tatsächlich gab es zahlreiche Ideen in der Entwicklung, die die Route zu einem Vorzeigeprojekt machen sollten und die dazu beigetragen haben, dass die Stadt die Fördermittel bei einem Wettbewerb des Bundes gewonnen hat. Doch Steigungshilfe oder fluoreszierender Asphalt wurden schließlich gar nicht oder nur minimal realisiert. Gleiches gilt für Zählanlagen.

Der Kreuzungsbereich zwischen Osterfelder Straße und dem Rad- und Fußweg von der Zeppelinstraße kommend – während Autofahrer für die Fußgänger am Zebrastreifen halten müssen, gilt für die Radfahrer „Vorfahrt achten“ – entsprechend auch die Ausschilderung oben rechts im Bild.
Der Kreuzungsbereich zwischen Osterfelder Straße und dem Rad- und Fußweg von der Zeppelinstraße kommend – während Autofahrer für die Fußgänger am Zebrastreifen halten müssen, gilt für die Radfahrer „Vorfahrt achten“ – entsprechend auch die Ausschilderung oben rechts im Bild. © Matthias Düngelhoff

Vom Rathaus aus machte sich der Trupp auf den Weg über die Gerichts- zur Lützowstraße. Der Knotenpunkt mit der Hans-Sachs-Straße wurde für den Radverkehr umgebaut. Markierungen und Fahrradspuren sollen den Radlern Sicherheit bieten. Doch ganz zufrieden sind die Grünen mit der Umsetzung nicht. Denn für größere Gruppen seien die Spuren schlicht nicht gemacht, sie sind zu klein – und das genau auf Höhe der Hochschule. Hat man doch die Hoffnung, dass Studierende aufs Rad umsteigen.

Vorfahrtsregelungen an Zebrastreifen werden zu einem Problem

Weiterer Knackpunkt aus Sicht der Grünen: Der Zebrastreifen der Parkstraße. Der Harald-Lubina-Weg ist Teil der Radroute, viele Radfahrer überqueren hier die Parkstraße und fahren durch den Torbogen in den Stadtgarten. Das ist problematisch, denn Radfahrer haben am Zebrastreifen keine Vorfahrt. Die SPD hat einen Antrag gestellt, hier einen bundesweiten Pilotversuch zu starten, der Radfahrern Vorrang gewährt.

Für die Grünen ein zweischneidiges Schwert. Sie halten die Stelle mit der Einfahrt durch den Torbogen für zu unübersichtlich. Kritik kommt auch von der Initiative Aufbruch Fahrrad. Schließlich sei die Parkstraße auch als Fahrradstraße vorgesehen. Die hat normalerweise Vorrang. Am Ende würden hier Radfahrer auf einer Fahrradstraße für andere Radler ausgebremst. Für die Beteiligten nicht einfach.

Bottroper Radroute – Licht im westlichen Teil, Schatten im östlichen

Zumal sich die Situation an der Osterfelder Straße ähnlich kompliziert darstellt – und zwar dort, wo der Weg von der Zeppelinstraße auf die Hauptstraße trifft. Der Umbau des Weges zu einem verbreiterten Rad- und Fußweg sei gut gelungen, loben Grüne und Aktivisten. Das Problem zeige sich wieder bei der Querung der Hauptstraße. Auch hier gilt – trotz Furt für Radfahrer – sie haben keine Vorfahrt. Ein Problem, das vor Ort nicht zu lösen ist, gibt Köllner zu. Ein Teilnehmer schlägt vor, zumindest noch farbige Markierungen aufzubringen, um eventuell die Sicherheit zu erhöhen – gerade hier in der „Einflugschneise zum JAG“.

Auch die Aktivisten von Aufbruch Fahrrad sind, was das Radquadrat angeht, hin- und hergerissen. Gerade im westlichen Teil der Strecke gebe es gute Lösungen und Ansätze, sagt Dirk Schaefer. Aber im östlichen Teil verliere sich das dann. Teilweise sei die Route schlecht ausgeschildert, Piktogramme auf den Fahrbahnen schon verblasst. „Mir ist es noch nie gelungen, die Strecke komplett abzufahren“, gibt Schaefer zu.

Immerhin: Viel Lob von allen gibt es für die Lösung am Harald-Lubina-Weg in Höhe der Hans-Böckler-Straße. Dort wurde neben der Treppenanlage eine gut zu bewältigende Rampe für Radler gebaut. Schöner Nebenaspekt: Früher kürzten die Radfahrer illegal durch die Böschung ab. Das ist nicht mehr nötig. „Seither erholen sich da auch die Pflanzen“, so Köllner.

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Was bisher geschah

Im Jahr 2016 hat der damalige Bau- und Verkehrsausschuss beschlossen, sich um die Fördergelder des Bundes zu bewerben. Auch die Grünen haben dem zugestimmt. Allerdings übte Roger Köllner damals schon Kritik an der Wegführung, forderte es dürfe nicht nur einen Weg um die City herum geben sondern auch Radrouten die in die Innenstadt hineinführen.

2018 wurde dann mit der Umsetzung der Radroute begonnen, als letzte Maßnahmen wurden dann die Kreuzungsbereiche an der Hans-Sachs- und Friedrich-Ebert-Straße für den Radverkehr umgebaut.