Auf dem Zebrastreifen haben Radler Vorrang - wenn sie ihr Rad schieben. Auf dem Radweg direkt daneben müssen sie beim Queren der Straße warten.
Das neue Radquadrat ist Anwohnern und Verkehrsteilnehmer noch nicht präsent. Vor gut drei Wochen hat die Stadt die Route, die Radfahrer um die City herumführt, mit einem Fest auf dem Berliner Platz eröffnet. Ganz fertig ist das Radquadrat allerdings noch nicht, und auch die Bürger haben Fragen. „Was bedeuten die neuen, farbigen Fahrrad-Piktogramme?“, will zum Beispiel WAZ-Leser Hans-Gert Schmidt wissen.
Mehr als 50 dieser Radquadrat-Logos hat die Stadt auf Straßen und Wege auftragen lassen. Sie dienen den Radfahrern quasi als Wegweiser. „Die Piktogramm markieren einerseits die Strecke, auf der die Radfahrer gut fahren können. Sie stellen aber nicht nur den Verlauf der Route dar, sondern machen andererseits auch anderen Verkehrsteilnehmern, also sowohl Kraftfahrern als auch Fußgängern, klar, dass sie hier mit Radfahrern rechnen sollten“, erklärt Projektleiter Frank Skiba. Die Piktogramme dienten ausschließlich der besseren Orientierung, sie hätten keine rechtliche Wirkung, erläutert auch Tim Schmidt vom Straßenverkehrsamt in einem Antwortschreiben auf die Bürgeranfrage.
Die rot unterlegten Radquadrat-Logos machen neugierig
Einerseits machen die neuen rot unterlegten Logos viele neugierig, andere wie WAZ-Leser Hans-Gert Schmidt fühlen sich dagegen eher verunsichert. „Ich finde die neuen Markierungen in Gänze sehr verwirrend“, meint er. Schmidt macht das am Beispiel der Fahrbahnmarkierungen am Zebrastreifen auf der Osterfelder Straße in Höhe der Haltestelle Nathrathstraße deutlich. Die Verunsicherung liegt aber weniger am neuen Logo als vielmehr an zusätzlichen Radweg-Markierungen auf Pflaster und Straße neben dem dortigen Fußgängerüberweg. „Wer hat nun Vorfahrt?“, fragt Hans-Gert Schmidt eher rhetorisch, der Kraftfahrer oder der Fahrradfahrer?
Projektleiter Frank Skiba betont im Gespräch mit der WAZ daher, dass Radfahrer auf den auf der Straße markierten Radbahnen selbstverständlich keine Vorfahrt beim Überqueren der Osterfelder Straße haben. „Es sei denn, sie schieben das Fahrrad“, schränkt er ein, und zwar über den Zebrastreifen direkt daneben. Denn an Zebrastreifen müssen Radfahrer nach wie vor absteigen, um dasselbe Vorrecht wie Fußgänger und Rollstuhlfahrer zu erhalten.
Vorfahrt-achten-Schilder sollen mehr Klarheit schaffen
Realer Irrsinn - Leser informierte Satiresendung
Realer Irrsinn - so lautet der Titel einer Rubrik, in der Fernsehreporter in der Satiresendung Extra 3 über allerlei Kurioses quer durch die Republik ihren Spott treiben. Hans-Gert Schmidt hat die Satiriker über die neue Verkehrsregelung auf der Osterfelder Straße auch schon informiert.
Denn statt des einen Zebrastreifens gebe es jetzt zwei Querungen: für Fußgänger, dem Verkehr übergeordnet und für Radfahrer, die schiebend ja auch den Zebrastreifen nutzen könnten, dem Verkehr untergeordnet. Wie teuer war der Spaß, der mehr Verunsicherung als Sicherung verursacht?
Um das deutlicher zu machen, werde an dem Fußgängerüberweg an der Osterfelder Straße für Radfahrer noch ein Vorfahrt-achten-Schild aufgestellt, versicherte Tim Schmidt vom Straßenverkehrsamt dem Bottroper. Dasselbe kündigt Projektleiter Skiba auch für den Fußgängerüberweg an, der an der Parkstraße in Höhe des historischen Torhauses zum Stadtgarten liegt. Dort sei die Lage ähnlich.
Hans-Gert Schmidt macht in einem Schreiben an das Straßenverkehrsamt klar, dass er dafür eher wenig Verständnis aufbringt. „Welchen Grund hat dann der neuartige Überweg mit derartig markanter Markierung?“, fragt er, zumal querende Radfahrer ja noch extra durch ein Verkehrsschild darauf hingewiesen werden sollen, dass sie eben keine Vorfahrt haben. Der Bottroper bringt die verunsichernde Markierung so auf den Punkt: „Wenn ein 10-jähriges Kind an dem Zebrastreifen absteigt und schiebend die Straße quert, hat es die Sicherheit des Zebrastreifens auf seiner Seite und zudem noch Vorrecht vor dem Straßenverkehr. Steigt es nicht ab, muss es dennoch warten.“