Bottrop. Die Initiative Aufbruch Fahrrad will Radfahren in Bottrop sicherer und komfortabler machen. Einige Ideen lassen sich kurzfristig verwirklichen

Langfristig wünscht sich die Initiative Aufbruch Fahrrad in Bottrop holländische Verhältnisse. Doch die Mitglieder der Initiative wissen, dass ein solch ambitioniertes Ziel nicht auf die Schnelle erreichbar ist. Wahrscheinlich brauche es Jahrzehnte, um einen solchen Standard hinzubekommen. Deshalb hat die Gruppe konkrete Vorschläge erarbeitet, die sich ihrer Meinung nach schnell und einfach umsetzen lassen. Zugleich werde der Komfort und vor allem auch die Sicherheit für Radfahrer erhöht.

Die Initiative Aufbruch Fahrrad gibt es seit einigen Monaten in Bottrop. Regelmäßig trifft sich die Gruppe zum Austausch und zur Ideenfindung an einem offenen Stammtisch. Ein „harter Kern“ hat daraus Forderungen und Vorschläge entwickelt und wirbt nun bei Politik und Verwaltung für die Anliegen der Radler. Denn gerade in der Stadt, so Heinz Brockmann, ADFC-Vorsitzender und Mitglied der Initiative, sei das Rad oftmals das schnellste Verkehrsmittel. Er und Kurt Mehring stellen im Gespräch mit der Lokalredaktion einige der Ideen vor.

So stellt sich die Initiative Aufbruch Fahrrad die Gestaltung der Fahrradstraßen in Bottrop vor, hier eine Montage am Beispiel der Gerichtsstraße.
So stellt sich die Initiative Aufbruch Fahrrad die Gestaltung der Fahrradstraßen in Bottrop vor, hier eine Montage am Beispiel der Gerichtsstraße. © Aufbruch Fahrrad Bottrop | Aufbruch Fahrrad Bottrop

So hat sich die Initiative mit den Fahrradstraßen in Bottrop beschäftigt. Hier wünschen sich Mehring und Brockmann eine Qualitätssteigerung und verweisen auf das Beispiel Münster. Die Initiative schlägt vor, die Fahrradstraßen breiter und auffälliger zu markieren, etwa in rot (s. Foto-Montage). Das würde die Sicherheit für Radfahrer erhöhen und mache die Orientierung auch für Autofahrer einfacher, so die Überzeugung.

Ein Beispiel aus Wien zeigt, wie es in Bottrop gehen könnte

Ein weiterer Punkt, den die Radler-Truppe im Auge hat, sind die Abstellmöglichkeiten für Fahrräder. Auch hier sehen sie Bedarf und die Möglichkeit, Dinge kurzfristig umzusetzen. „Vor allem bei Veranstaltungen wie etwa dem Feierabendmarkt oder dem Stadtfest fehlen Abstellplätze für Fahrräder“, sagt Kurt Mehring. Dafür sei es nicht einmal nötig, fest installierte Fahrradstände aufzubauen. Die Initiative verweist auf ein Beispiel aus Wien für Behelfsfahrradständer. Die sind auf einem klassischen Abroll-Container montiert, können mit dem entsprechenden Lkw einfach zu den Veranstaltungen gefahren werden und nach dem Ende wieder abtransportiert werden. „Warum kann man über so etwas nicht auch für Bottrop nachdenken?“

Ein Vorschlag der Initiative: Die Radstation am Bahnhof sollte Radfahrern kostenlos zur Verfügung stehen – genau wie das Parkhaus den Autofahrern. Zusätzlich sollte ein Chipsystem installiert werden, so dass Radfahrer auch außerhalb der Öffnungszeiten an ihre Räder kommen. Ein solches System werde vom VRR gefördert, sagt Mehring.

Initiativen wie in Bottrop gibt es schon in vielen Städten

Die Initiative Aufbruch Fahrrad sieht sich als parteiunabhängige Gruppe an. Neben Vertretern von Grünen und ÖDP arbeite auch CDU-Ratsherr Christian Geise dort mit, sagt Heinz Brockmann. Eine ersten Erfolg konnte die Gruppe bereits verbuchen. Sie hat sich dafür eingesetzt, dass die Stellplätze auf dem Parkstreifen an der Osterfelder Straße wegkommen. Für Radfahrer, die von oben auf dem Radweg die Straße herunterkommen, seien diese Stellplätze eine Gefahr. Mit dieser Argumentation hat sich die Gruppe durchgesetzt. Sie sehen aber noch Handlungsbedarf etwa bei einigen Einmündungen oder auch bei Ampelschaltungen.

Initiativen wie die Bottroper gibt es in vielen Städten. Landesweit macht sich Aufbruch Fahrrad dafür stark, den Anteil des Radverkehrs bis 2025 von derzeit acht auf dann 25 Prozent zu erhöhen und hat dazu eine entsprechende Volksinitiative angeschoben. In manchen Städten initiieren die Gruppen auch Ratsbürgerentscheide.

Initiative wirbt bei Bottropern: Weg von dem Automatismus, ins Auto zu steigen

So weit wollen die Bottroper noch nicht gehen. „Wir wollen erstmal mit Politik und Verwaltung ins Gespräch kommen“, sagt Kurt Mehring. Demnächst empfängt Planungsdezernent Klaus Müller die Gruppe, auch die Parteien wurden bereits angesprochen.

In Bottrop liegt der Anteil des Radverkehrs bei 13 Prozent. Zugleich sind die Strecken, die mit dem Auto zurückgelegt werden, verhältnismäßig kurz – im Schnitt 3,4 Kilometer. Die Initiative Aufbruch Fahrrad möchte hier ansetzen und ein Umdenken bei den Bürgern erreichen: „Weg von dem Automatismus, ins Auto zu steigen“, sagt Heinz Brockmann.

Gruppe will sich öffentlich präsentieren

Die Bottroper Gruppe der Initiative Aufbruch Fahrrad will sich öffentlich vorstellen und mit Bürgern und Politikern ins Gespräch kommen. Dazu sind verschiedene Aktionen geplant, kündigen Kurt Mehring und Heinz Brockmann an.

Konkret ist ein Infostand auf der Gladbecker Straße geplant. Am 4. April, zum Frühlingsfest auf der Gastro-Meile, wollen auch die Radfahrer Flagge zeigen und interessierte Besucher über ihre Anliegen und Ideen informieren.