Bottrop. Nach der Geburtshilfe soll nun auch die Gynäkologie in Gladbeck schließen. So stellt sich die Frauenklinik am Marienhospital Bottrop darauf ein.

Eine Klinik-Schließung in der Nachbarstadt hat in der Regel Auswirkungen auf die Krankenhäuser in Bottrop. Das war am hiesigen Marienhospital deutlich zu spüren, als Ende 2016 die Geburtshilfe am St.-Barbara-Hospital in Gladbeck schloss. Dort soll jetzt auch noch der Rest der Gynäkologie dicht gemacht werden. „Wir sind bereit, das Unsere dazu zu tun, damit keine Versorgungslücke entsteht“, kündigt der Bottroper Frauenklinik-Chef Dr. Hans-Christian Kolberg als Reaktion darauf an.

Gladbecker Gynäkologie soll nach Buer ziehen

Das Gladbecker Krankenhaus gehört zur St. Augustinus GmbH. Diese hatte in der vergangenen Woche bestätigt, die bislang am St.-Barbara-Hospital beheimatete Gynäkologie voraussichtlich schon zum 1. Mai zum Sankt-Marien-Hospital in Gelsenkirchen-Buer verlegen zu wollen. Kündigungen seien bei dieser Klinikverlagerung nicht vorgesehen; Chefarzt Dr. Rudolph Gossen wechselt mit nach Buer und soll dort künftig eine Doppelspitze mit seinem chefärztlichen Kollegen Dr. Adalbert Waida bilden. Der Gladbecker Rat hat den Krankenhausträger in einer Resolution aufgefordert, seine Pläne noch einmal zu überdenken.

Dr. Hans-Christian Kolberg, Chefarzt der Gynäkologie am Marienhospital in Bottrop, hier im Gespräch mit Hebamme Barbara Albersmann. In Bottrop werden jetzt schon pro Jahr 300 bis 400 Geburten aus Gladbeck betreut.
Dr. Hans-Christian Kolberg, Chefarzt der Gynäkologie am Marienhospital in Bottrop, hier im Gespräch mit Hebamme Barbara Albersmann. In Bottrop werden jetzt schon pro Jahr 300 bis 400 Geburten aus Gladbeck betreut. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Sollten diese aber unverändert bleiben, steht das Bottroper Marienhospital bereit, zusätzliche Patientinnen aus Gladbeck in der hiesigen Frauenklinik zu versorgen. „Wir betreuen jetzt schon einen Großteil der Geburten, die in Gladbeck anfallen“, berichtet Kolberg. „Jedes Jahr kommen bei uns 300 bis 400 Kinder aus Gladbeck zur Welt. 25 Prozent unserer Geburten sind aus Gladbeck.“ Und auch im Bereich der Gynäkologie kommen jetzt schon Frauen aus Gladbeck ans Bottroper MHB. „Zehn Prozent der stationären Fälle sind bereits Gladbeckerinnen“, erläutert der Chefarzt.

Kapazitäten am Bottroper MHB gerade erst ausgebaut

Das dürfen ruhig mehr werden, denn die Kapazitäten sind am MHB vorhanden, betont der Chefarzt. Eine grundsätzliche strategische Ausrichtung hatte zur Folge, dass sich das Oberärzte-Team an der Bottroper Frauenklinik bereits vergrößert hat. Fünf Oberärzte und -ärztinnen stehen dort jetzt für verschiedene Spezialgebiete in der Frauenheilkunde bereit. Plus ein Team von Assistenzärzten und -ärztinnen. „Das macht es entspannt, wenn mehr Patientinnen kommen. Wir haben genügend Personal“, unterstreicht Kolberg.

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Dennoch sieht der Mediziner es alles andere als gerne, dass die Gynäkologie in der Nachbarstadt offenbar vor dem Aus steht. „Jeden Chefarzt erfüllt es mit gemischten Gefühlen, wenn in der Nachbarstadt eine Abteilung zumacht. Das sind ja alles Abteilungen, wo Patienten versorgt werden.“ Insofern entstehe auch immer eine Versorgungslücke.

Allerdings gebe es insgesamt in der Krankenhauslandschaft den Trend hin zu Zentralisierungen – zentralisierte Kliniken wachsen, andere machen dicht. Am MHB in Bottrop gibt es beispielsweise ein Brust-, ein gynäkologisches Krebs- und ein Perinatalzentrum Level 1.Eine stärkere Spezialisierung der Krankenhäuser gehört zudem zu den Zielen der neuen Krankenhausplanung in NRW.

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Kreißsaal-Dienste gut besetzt

Aufgrund von Personalausfällen muss das Alfried-Krupp-Krankenhaus in Essen seinen Kreißsaal bis zum 18. April schließen. Werdende Mütter, die deren Entbindungstermin in diesen Zeitraum fällt, mussten sich eine andere Option suchen. Könnte so etwas auch in Bottrop passieren?

„Wir haben bisher zu keinem Zeitpunkt den Kreißsaal schließen müssen“, sagt Dr. Hans-Christian Kolberg, Chefarzt der Geburtshilfe am Marienhospital Bottrop (MHB). Und er klopft sprichwörtlich auf Holz.

Weder hätten Corona-Ausfälle da bislang zu große Probleme gemacht, noch die seit Jahren allgemein schwierige Suche nach Hebammen. Am MHB habe man früh angefangen, Hebammen aus anderen Ländern anzuwerben. „Wir haben keine Schwierigkeiten, die Dienste zu besetzen“, betont Kolberg.