Gladbeck. Der Stadtrat Gladbeck kritisiert massiv die Pläne, die Gynäkologie des St.-Barbara-Hospitals zu schließen. Wie die Politik auf das Aus reagiert.
Heftige Kritik und Vorwürfe mussten sich die Vertreter der Krankenhausträger-Gesellschaft St. Augustinus am Donnerstagabend im Rat der Stadt Gladbeck für das beschlossene Aus der Gynäkologie im St.-Barbara-Hospital anhören. Der Rat hatte das Thema spontan auf die Tagesordnung gehievt, nachdem die WAZ die Schließungspläne publik gemacht hatte. In einer Resolution forderte der Rat nach Ende der mehr als einstündigen Debatte den Krankenhausträger auf, seine Pläne noch einmal zu überdenken.
Bürgermeisterin Bettina Weist, die nicht über das Vorgehen des Krankenhausträgers informiert war, äußerte sich zu Beginn der Diskussion überrascht und enttäuscht über das Vorgehen der St. Augustinus GmbH und warf ihr mangelnde Kommunikation vor. „Änderungen von Leistungen, ein Ausstieg aus einer Versorgung lösen bei den Bürgern Ängste und Sorgen aus, da wäre eine frühzeitige Information hilfreich gewesen“, beanstandete Weist.
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CDU und SPD kritisieren heftig das Vorgehen der St. Augustinus GmbH
Die CDU-Fraktion geißelte das Vorgehen von St. Augustinus als stillos und wertete die Nicht-Kommunikation als Affront. „Überfallartig“ sei die Stadt vor vollendete Tatsachen gestellt worden und anstatt aufzuklären, habe der Krankenhausträger bei Bekanntwerden der Pläne noch „um den heißen Brei geredet“, kritisierte CDU-Ratsfrau Kathrin Wischnewski. Die CDU sei sehr enttäuscht, in der Partei herrsche großer Unmut, sei doch nach Schließen der Geburtshilfe zugesagt worden, die Gynäkologie zu stärken. Wischnewski: „Davon ist nun keine Rede mehr, es gibt keine Verlässlichkeit.“ Die Verlegung der Gynäkologie nach Buer bringe Gladbeckern jedenfalls keine Vorteile, im Gegenteil: Sie sei für Betroffene eine Belastung.
Auch die SPD kritisierte das Vorhaben von St. Augustinus: Akzeptanz für derartig weiterreichende Entscheidungen finde man bei Bürgern, Verwaltung und Politik nicht, wenn man nur soviel Informationen wie nötig, aber nicht wie möglich preisgebe, sondern nur, wenn man „offen, ehrlich und transparent“ vorgehe, so SPD-Ratsherr Uwe Zulauf, der für seine Fraktion die Schließung der Gynäkologie ablehnte und die Resolution vorschlug.
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Grüne und ABD befürchten den Anfang vom Ende für das St. Barbara
Grünen-Ratsherr Peter Kleimann zeigte sich ebenso „sehr erstaunt“ über das Vorgehen der Krankenhausgesellschaft und argwöhnte, ob das Gladbecker Hospital überhaupt noch eine realistische Zukunft habe. „Die Bürger sind entsetzt über die Pläne und vermuten einen ersten Schritt, dass die Klinik ganz zugemacht wird.“ Linke-Fraktionschef Rüdiger Jurkosek kritisierte die Kommunikation ebenfalls als „grottenschlecht“, meinte allerdings, die Vorgehensweise von St. Augustinus sei eine Folge des Krankenhausbedarfsplans, „der in Düsseldorf gemacht wird“.
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Einen „Anfang vom Ende“ sieht auch ABD-Ratsherr Süleyman Kosar (ABI) in der Gynäkologie-Schließung. Er erinnerte daran, dass die Stadt den Träger jährlich mit erheblichen Zahlungen unterstütze, somit sei man ein Partner der Krankenhausgesellschaft. Kosar: „Aber so, wie St. Augustinus nun vorgegangen ist, geht man nicht mit Partnern um.“ Sein Fraktionskollege Gerd Dorka (DKP) forderte, die Stadt solle – falls eine Revision der Pläne nicht erfolgt – die Frauenklinik in Eigenregie übernehmen. AfD-Fraktionschef Marco Gräber regte eine Prüfung an, ob der Zuschuss der Stadt gekürzt werden könne. Außerdem sei der von St. Augustinus benannte Grund für das Aus der Gynäkologie „die falsche Vorgehensweise“.
Die Augustinus-Geschäftsführung bekennt sich um Gladbecker Hospital
Hendrik Nordholt von der Geschäftsführung der St. Augustinus GmbH hatte zuvor vor dem Rat erläutert, dass die vergebliche Suche nach zwei Oberärzten für die Gynäkologie – zwei langjährige Vertraute von Chefarzt Dr. Gossen waren zuvor ausgeschieden – die Ursache für die Teilbetriebsschließung und Verlegung der Gynäkologie zum St.-Marien-Hospital Buer (MHB) sei. „Eine dauerhafte Sicherstellung der Oberarztstellen sind nicht darstellbar und daher die Aufrechterhaltung der Abteilung nicht möglich.“
Nordholt versicherte dem Rat, der Krankenhausträger glaube an St. Barbara, „es gibt null Fragezeichen und ein klares Bekenntnis zum Standort“. Das bewiesen auch die Investitionen in andere Bereiche in jüngerer Zeit. Nordholt: „Wir haben das Krankenhaus von einem Basisversorger zu einem erweiterten Notfallversorger entwickelt.“ Einen weiteren Rückgang an Leistungen werde es nicht geben, sowohl OP- als auch Bettenkapazitäten der Gynäkologie würden die anderen klinischen Bereiche des Krankenhauses übernehmen, so der Geschäftsführer, der Fehler in der Kommunikation eingestand und versicherte, künftig regelmäßig den Kontakt zu den politischen Gremien zu suchen.
Ohne Gegenstimme
Der Rat der Stadt, so heißt es in der Resolution zum St.-Barbara-Hospital, sieht die Schließung der Gynäkologie kritisch. Es wird gefordert, die Pläne zu überdenken mit dem Ziel, die Frauenklinik zu erhalten. Gleichzeitig wird von der Krankenhausgesellschaft St. Augustinus verlangt, sich öffentlich zum Standort St. Barbara zu bekennen.
Die Resolution war nach einer kurzen Sitzungsunterbrechung ein gemeinsamer Antrag von SPD, CDU, Grünen und FDP. Er wurde bei Enthaltung von AfD und Linken ohne Gegenstimme angenommen. Am 10. Mai soll in der nächsten Sitzung des Sozialausschusses das Thema noch einmal erörtert werden.