Bottrop. Bottrops Gastromeile – ein Erfolgskonzept? Ja, sagen die meisten. Ein Zwiegespräch mit Investor Oliver Helmke und Wirt Schorsch Schumacher.
Die Gastromeile, d a s Bottroper Erfolgskonzept? Ja, sagen viele, die es genießen, eine breite gastronomische Auswahl in der Innenstadt zu haben, von einem Laden zum nächsten gehen zu können, ein wenig Altstadt-Atmosphäre zu genießen. Nein, sagen andere, die dort wohnen, den Lärm nicht ertragen, den Müll, und sich die Frage stellen: Wie viel gastronomisches Angebot braucht Bottrop so geballt?
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Blickt man auf die Ergebnisse des Heimat-Checks, dann gehört die „Gla“ zu den am häufigsten genannten Orten – neben dem Wochenmarkt –, an denen sich Bottroperinnen und Bottroper gerne aufhalten. Diskussionen gibt es trotzdem immer wieder, gab es in der Vergangenheit, als sich vor knapp zehn Jahren die Gastromeile etablierte.
Bottroper Gastromeile: „Desto mehr Leute unterwegs sind, desto besser“
Wir treffen Georg Louven-Schumacher, besser bekannt als Schorsch, und Oliver Helmke im Stadtcafé. Der eine ist einer der alteingesessensten Wirte in Bottrop, Betreiber des Stadtcafés, dem anderen gehört das Gebäude, er ist Förderer und Financier der Gastromeile. Sie sollen diskutieren über das Für und Wider – und legen los, kaum dass sie gemeinsam am Tisch sitzen.
Oliver Helmke: Schorsch ist Urgestein, nicht nur auf der Gastromeile, sondern in Bottrop im wahrsten Sinne.
Georg Louven-Schumacher: Ja, du kamst hier an, als du gesehen hast, das funktioniert hier auf der Ecke, und hast gefragt: Was hältst du davon, wenn ich hier eine Gastromeile mache? Mach, wat du willst, habe ich gesagt, wenn du meinst, du musst, dann mach. Feierabendmarkt, Kneipennacht, Gastromeile – das sind ja Sachen, die Leute in die Stadt ziehen. Man muss die Leute vom Sofa runterkriegen.
Helmke: Und das haben wir alles gemeinsam geschafft. Ich bin oft rumgerannt und habe gefragt: Was haltet ihr von der Nutzung, von der Nutzung, von der Nutzung? Wir hatten eine klare Vorstellung, was wo reinkommt. Der Schorsch war immer eine Säule, genauso wie der Drago und dann das Corretto. Mit Hürter waren das die Hauptsäulen. Das ist genug Stabilität, um das weiter auszubauen. Aber das darf hier ja auch nicht ausarten jede Nacht bis um drei. Und dann war das oft genug der Schorsch, der den Vatter der Meile gespielt hat.
Louven-Schumacher: Mittlerweile funktioniert das. Diese Ausartungen, da passe ich schon drauf auf. Es ist eine Sondergenehmigung, und die kann ganz schnell fallen.
Gab es nicht zu Beginn Vorbehalte, dass eine Konkurrenzsituation entsteht, das Publikum nicht reicht, um das Angebot zu füllen?
Louven-Schumacher: Desto mehr Leute unterwegs sind, desto besser. Ich lebe von meinen Stammgästen, mir nimmt keiner was weg. Im Gegenteil: Wenn es irgendwo voll ist, wandern die Leute. Das ist eine Win-Win-Situation. Wir sehen uns nicht als Feinde, wir sind Mitbewerber.
Helmke: Zum Beispiel Drago hatte Sorgen und wollte nicht, dass ich nebenan ein Restaurant rein packe. „Schau mal, mein Kuchen ist so groß, und dann habe ich nur noch die Hälfte“, hat er mir gesagt. Ich sagte Nein: Jetzt hast du den ganzen Kuchen und der ist so groß wie ein Muffin, aber wenn das hier fertig ist, ist der Kuchen viel größer. Du hast dann nur ein Viertel, aber das ist viel größer als der Muffin. Und so war das und er hat verstanden: Der Kuchen wird größer.
Louven-Schumacher: Von dem großen Kuchen werden einige satt hier. Wir helfen uns auch untereinander. Der Futterneid ist nicht so ausgeprägt.
Helmke: Und der große Vorteil der Aneinanderreihung unterschiedlicher Gastronomien ist, dass man immer einen Laden weitergehen kann. Und die Leute haben irgendwann angefangen zu sagen: Wir gehen auf die Gastromeile. Nicht, wir gehen in einen Laden. Und es geht weiter: Wenn mal ein Wechsel ansteht, stehen zehn Interessenten vor der Tür.
Was fehlt noch auf der Gastromeile?
Helmke: Wenn ich mir was wünschen könnte, hätte ich hier gerne noch zwei Sportsbars. Eine klassische für Herren zum Fußballgucken und eine für Frauen. Da läuft dann Trash-TV, das Konzept finde ich mega. Da läuft alles außer Sport und es gehen auch viele Männer hin.
Louven-Schumacher: Die Gastromeile hat eine Zukunft. Das Ausgehverhalten hat sich so geändert. Die Leute kommen hierhin, weil sie variieren können. Das Stadtbild wird sich weiter verändern und mehr im Freizeit- als im Einzelhandelsbereich bewegen. Gastronomie wird da eine ganz große Rolle spielen. Bestes Beispiel ist das Bermuda-Dreieck in Bochum.
Helmke: Und ein nicht unerheblicher Anteil kommt mittlerweile von außerhalb.
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