Und wieder begeben wir uns an dieser Stelle auf die Gladbecker Straße. Aber neben der Baustelle des Hansa-Centers scheint dies die Innenstadt-Meile zu sein, auf der zurzeit am meisten passiert. Zum Beispiel in Hausnummer 23, im Erdgeschoss der alten Kleffner-Villa. Dort eröffnet demnächst das „Corretto“.

Ein Kaffee- und Bottrop-Fan

Kaffeeliebhaber, besonders die der italienischen Geschmacksfraktion, werden mit dem Namen etwas anzufangen wissen. Bedeutet doch der Name „Caffé Corretto“ soviel wie „der Verbesserte“ – was für gewöhnlich durch einen Schuss Grappa oder eine andere Spirituose geschieht. Dass Neu-Gastronom Yüksel Ucak bekennender Kaffee-Fan ist, zeigt sich spätestens beim Betreten des hohen lichten Raumes, in dem sich Alt und Neu harmonisch verbinden. Auf der Theke thront unübersehbar seine funkelnde neue „Elektra“ – ein kupferner Kaffeeautomat, bekrönt von einem die Flügel spreizenden Adler.

Noch zieht Umbaugeruch durch den etwa fünf Meter hohen, langgestreckten Raum, der selbst an trüben Spätwintertagen ohne Kunstlicht auskommt. Kein Wunder, hat doch Hauseigentümer Oliver Helmke nicht nur das Niveau verändert und den alten seitlichen Eingangsbereich tiefer legen lassen. Auch die Glasfront wurde seitlich erweitert, erneuert, so dass der Blick auf die alte Mühle wie auf die „Gladbecker“ fast von überall aus möglich ist.

Selbst die alte Haustür aus der Erbauungszeit des einst stattlichen Einfamilienhauses wurde gerettet - und dient nun als Abschluss zum hinteren Bereich mit Garderobe und Sanitäranlagen. Der Erbauungszeit nachempfundener Deckenstuck, filigrane Lüster und Landhausmöbel im Antik-Look der zurzeit „in“ ist, bilden mit den sachlich-kühlen Stehtischen und Hockern aus Metall und Holz einen gelungenen Mix. Für Wohnlichkeit sorgt eine riesige alte Holzbank „Die habe ich in Holland gefunden, die ist tatsächlich über 100 Jahre alt“, sagt Yüksel Ucak, der sich an der „Gladbecker“ einen Traum erfüllt: den von Selbstständigkeit und der Umsetzung eines Gastro-Konzepts, das er selbst bisher als Mitarbeiter in ähnlichen Läden, wie dem „Fino“ in Duisburg oder dem „Perfetto“ in seiner Heimatstadt Mülheim kennengelernt hat.

Tagescafé: kalte Getränke, neben Softdrinks vor allem Wein, Sekt, zwischendurch auch mal etwas Gemixtes, Kuchen, Törtchen, Gebäck und leckere Pannini, Salate, Bruschetta: Die machen das italienisch geprägte Rückgrat des Angebots aus - und natürlich ein reichhaltiges Frühstücksangebot. Eine Küche? Fehlanzeige. Zwar kommen die Salzigen Snacks warm auf den Teller, aber der Herd steht lediglich für heiße Kleinigkeiten. Thekenbetrieb heißt das. Früher nannte man das Selbstbedienung.

Vom sicheren Job in die Gastronomie

Der Name lässt es nicht sofort vermuten, aber Yüksel Ucak (31) ist ein Kind des Ruhrgebiets. Geboren und aufgewachsen in Mülheim, lebt er heute (noch) mit seiner Frau in Oberhausen. Einen Umzug nach Bottrop könnten sich beide aber vorstellen, sagt der Betriebswirt. Für seinen Lebenstraum, einen eigenen Gastronomiebetrieb, kündigt er sogar einen gut bezahlten Job in der Energiebranche auf. „Ökostrom, läuft nicht schlecht, zurzeit“, lacht Ucak. „Meine Mutter, die 1975 nach Deutschland kam und uns fast alleine durchgebracht und sogar die Uni ermöglicht hat, konnte das erst nicht verstehen, bis sie den Laden hier gesehen hat“, sagt der Betriebswirt. Gastro-Erfahrung hat er während des Studiums und immer wieder zwischendurch gemacht.

Seine Frau betreibt in Oberhausen einen Friseursalon, da wisse man auch, was Selbstständigkeit bedeutet. Auf die Idee, nach Bottrop zu kommen, brachte ihn sein Trauzeuge, Bruder eines Bottroper Anwalts, der ihn mit Eigentümer Oliver Helmke bekannt machte, der für den Umbau sorgte. Gemeinsam entwickelte man die „Corretto“-Pläne - und Ucak investierte selbst noch eine fast sechsstellige Eurosumme. Fürs Publikum öffnet er am Montag, 22. April um 9 Uhr.