Bottrop. Mit einer Sperrstunde könnten sich die meisten arrangieren. Besser als ein Bewirtungsverbot. Bierhaus praktiziert die Sperrstunde schon.
Es hört einfach nicht auf: Corona und die durch die zweite Welle ausgelösten Einschränkungen sind auf der Kneipenmeile in der City Dauerthema. Im Stadtcafé und bei Il Vinaio sind sich Wirte und Gäste einig: Mit einer möglichen Sperrstunde ab 23 Uhr könnten sich die Anwesenden arrangieren, ein wiederholtes Schließen von Kneipen und Co. dagegen wäre weniger erfreulich.
Stornierungen nehmen wieder zu
Die Inhaberin des König-Pilsener Bierhauses hat vorbeugend ihre eigene Sperrstunde eingeführt. Und zudem einen Pavillon aufgebaut. In der vergangenen Woche stieg der Inzidenzwert – also die Neuinfektion der vergangenen sieben Tage pro 100.000 Einwohner – in Bottrop auf über 35. Damit ist die erste Warnstufe überschritten, die Stadt könnte Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie auf lokaler Ebene treffen. Für die Gastronomie könnte dies mit einer möglichen Sperrstunde eingehergehen, so dass ab 23 Uhr alle Gäste die Gaststätten verlassen müssten.
Georg Louven-Schumacher, seit neun Jahren Inhaber des Stadtcafés, zeigt sich optimistisch. Trotz der überschaubaren Gasträume gibt es einen separaten Ein- und Ausgang, sind Plexiglasscheiben auf der Theke installiert. Die vorzuhaltenden Kontaktbögen kopiert er mittlerweile selbst. Zu Beginn der Pandemie stellte diese noch die Stadt zur Verfügung. Der Wirt erläutert: „Begeistert bin ich nicht. Zum Glück habe ich meine Stammgäste.
Zum Glück kommen die Stammkunden
Das ist das Schöne hier: Ich habe einen guten Stamm.“ Lächelnd fügt er hinzu: „Als mich meine Stammkunden während der Schließung in der Stadt gesehen haben, bekamen sie Durst.“ Seine sieben Mitarbeiter auf Minijob-Basis hat er bisher behalten können, auch wenn spürbar weniger Gäste anzutreffen sind. Sein Leitspruch, geborgt von Albert Einstein, lautet: „Der erste Weg zum Glücklich werden ist: aufhören zu jammern.“
Ähnlich ist es bei Il Vinaio. Das Weingeschäft nebst Weinbar verzeichnet seit Anfang vergangener Woche weniger Gäste, Reservierungen wurden storniert. Für Mitarbeiter Martin Kröger wäre ein Bewirtungsende um 23 Uhr unter der Woche in Ordnung, am Wochenende jedoch nicht: „Aus rein geschäftlicher Sicht wäre das eine Stunde zu früh. In der Nacht von Freitag auf Samstag hatten wir bis 1 Uhr Gäste vor Ort.“
Wie im Stadtcafé vertrauen die Besucher auch hier auf das Hygienekonzept. Barbara Kapinos und Iltraud Minier aus Bottrop sind sich einig: „Wir kommen öfter hierhin und haben nicht das Gefühl, dass man sich anstecken kann, da auf das Hygienekonzept geachtet wird – im Gegensatz zu einer privaten Feier.“ Und, so fügt Kapinos hinzu: „Mit der Sperrstunde könnten wir leben. Es wäre nicht schön, wenn die Gastronomie wieder ganz schließen müsste.“
Individuelle Sperrstunde wird schon praktiziert
Katharina Hermenau vom König-Pilsener Bierhaus hat bereits eine eigene Sperrstunde ausgerufen. Unter der Woche schließt ihr Bierhaus um 22 Uhr, am Wochenende um Mitternacht: „Für meine Nerven und die meiner Mitarbeiter ist es angenehmer, dass wir uns eine Sperrstunde gesetzt haben. Unsere Gäste akzeptieren das. Viele Gäste kommen hierhin, weil sie sich sicher fühlen.“ Um es ihren Besuchern auch im Pavillon gemütlich zu machen, verkauft sie Decken zum Selbstkostenpreis und lies zwei Heizstrahler installieren: „Seit Dienstag steht das Zelt und wird gut angenommen. Die Gäste sitzen lieber draußen als drinnen.“
Allerdings waren spürbar weniger Menschen am Samstagabend auf der Gastromeile unterwegs. Jedoch vertrauen die Gäste ihrem Stammtreff, halten sich an die Hygienemaßnahmen, die sie bei vielen Privatfeiern so nicht gewährleistet sehen. Der Tenor lautet: „Besser Sperrstunde als ganz dicht.“