Bottrop. Kathrin Gödecke hat gerade erst Verantwortung in der IHK übernommen. „Bottroper Unternehmen helfen“ ist das Herzensprojekt der Unternehmerin.

Gerade erst ist Kathrin Gödecke, Chefin von zwei eigenständigen Rewe-Supermärkten in Bottrop, ins Präsidium der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen gewählt worden. Seit Anfang Februar führt die 43-Jährige bereits den IHK-Regionalausschuss für die Stadt Bottrop. In dieser Funktion hat sie nun ein Projekt gestartet, um mit gebündelten Kräften für Flüchtende aus der Ukraine da zu sein: „Bottroper Unternehmen helfen“.

„Bottroper Unternehmen helfen“: Schon 25 Betriebe machen mit

„Das Projekt liegt mir am Herzen“, sagt die Inhaberin der Gödecke Einzelhandels OHG. Innerhalb kürzester Zeit hätten sich 25 Unternehmen bereiterklärt mitzuwirken. „Alle wollen was tun und anfassen.“ Die Hilfe soll gezielt diejenigen erreichen, die aus der Ukraine in Bottrop ankommen, hier Unterkunft und Unterstützung beim Start benötigen. In Kooperation mit der Stadt Bottrop soll genau dort angefasst werden, wo die Stadt alleine vielleicht nicht weiterkommt, erklärt Kathrin Gödecke.

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Über eine Internetplattform werden Projekte und Aufgaben gesammelt. Jedes Unternehmen kann sich bei der Umsetzung mit seinen Stärken einbringen. „Wir brauchen jetzt noch Handwerker und Bauern, um das gesamte Portfolio abzubilden“, wirbt die Geschäftsfrau um weitere Mitstreiter. Melden können diese sich per E-Mail an info@bottroper-unternehmen-helfen.de.

Das neu gewählte IHK-Präsidium (v. r.): Präsident Benedikt Hüffer, Isabel Habla, Tatjana Hetfeld, Lars Baumgürtel, Bernd Eßer, Kathrin Gödecke, Michael Radau, Helmut Rüskamp, Carsten Sühling, Gustav Deiters, IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel und Melanie Baum.
Das neu gewählte IHK-Präsidium (v. r.): Präsident Benedikt Hüffer, Isabel Habla, Tatjana Hetfeld, Lars Baumgürtel, Bernd Eßer, Kathrin Gödecke, Michael Radau, Helmut Rüskamp, Carsten Sühling, Gustav Deiters, IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel und Melanie Baum. © IHK

Dass die Geschäftsfrau sich in der Stadt engagiert, über das Führen des eigenen Betriebes hinaus, ist für sie selbstverständlich. Ob in der Wirtschaftsallianz, bei Projekten zur E-Mobilität und zur Entkopplung von Sickerwasser oder durch Sponsoring von Sportvereinen. Letztlich sieht sie sich da auch als „einer der größten Arbeitgeber im Einzelhandel in Bottrop“ mit rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den beiden Geschäften an der Horster Straße und in Kirchhellen-Mitte in der Pflicht.

Kathrin Gödecke: „Mit meinen Entscheidungen bin ich verantwortlich für 100 Familien“

„Mit meinen Entscheidungen bin ich verantwortlich für 100 Familien“, sagt Kathrin Gödecke. Ohne Überblick über das Wirtschaftsgeschehen in Bottrop und der Region, über Flächenpolitik oder Baumaßnahmen funktioniere das nicht. Und: „Das Umfeld muss adäquat sein, damit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter überhaupt bei uns arbeiten.“

Dass sie das Familienunternehmen einst übernehmen würde, sei immer das Ziel gewesen, erzählt die gebürtige Kirchhellenerin. „Wir sind eine Kaufmannsfamilie, man wächst da hinein.“ In vierter Generation führt sie heute den Betrieb, den ihre Urgroßeltern noch in Essen mit Metzgereien begründet haben. Ihr Vater stieg auf den Supermarkt-Zug auf, eröffnete zunächst einen kleinen Laden in Gladbeck. „Seit 1982 sind wir schon an unserem heutigen Standort an der Horster Straße“, so Kathrin Gödecke.

Der soll übrigens in diesem Jahr innen komplett renoviert werden, erhält energiesparende Kühlanlagen. Später kann sich die Geschäftsfrau auch vorstellen, eine Photovoltaik-Anlage aufs Dach zu setzen und E-Ladestationen auf dem Parkplatz zu installieren.

Die zweite Filiale in Kirchhellen wurde 2009 eröffnet, und das war auch der Zeitpunkt für Kathrin Gödecke, ins Familienunternehmen einzusteigen. Zuvor hatte sie Wirtschaft in Bonn und an der Ostküste der USA studiert, bei Coca-Cola nach Praktikum und Trainee-Programm zehn Jahre im Marketing gearbeitet – und eine Familie gegründet. „Mit der Geburt meines Sohnes 2009 habe ich mich entschieden, in den Familienbetrieb zu wechseln.“

Rewe Gödecke in Kirchhellen hat nun einen Abholservice und Lieferdienst

2021 sei sie ausgezeichnet worden als besonders frauenfreundliche Arbeitgeberin, die mit flexiblen Arbeitszeitmodellen auf die Bedürfnisse der weiblichen Belegschaft reagiert. Mit plötzlichen Notsituationen, Erkrankungen und Quarantänen umgehen, das war gerade in den letzten zwei Corona-Jahren eine Herausforderung, die sie meisterte. Gödeckes Fazit: „Ich habe das Gefühl, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerne für unsere Familie arbeiten.“

Die Geschäftsfrau ist eine, die nicht stehen bleibt, die sich um die Weiterentwicklung ihres Betriebes bemüht. Seit November gibt es in der Kirchhellener Filiale einen Abholservice und Lieferdienst, inklusive eines Online-Shops, der den Warenbestand des gesamten Marktes abbildet. „Wir sind froh, dafür ein erprobtes Tool des Rewe-Konzerns nutzen zu können.“ Lebensmittel liefern, „das kann keiner so gut wie der stationäre Handel vor Ort. Wir haben die Waren im Regal und genau die Dinge da, die die Kunden in der Region nachfragen.“ Dazu kommen kurze Wege und der Wille des Kunden, Händler vor Ort zu haben und trotzdem online bestellen zu können.

Als nächste Herausforderung sieht Kathrin Gödecke für ihren Betrieb die steigenden Energiekosten. Verzagen wird sie nicht: „Man muss immer gucken, wie man aus der Situation das Beste herausholt.“

Kathrin Gödecke (links) hat im Februar von Birgit Wiesehahn-Haas die Leitung des IHK-Regionalausschusses für die Stadt Bottrop übernommen. Ihr Stellvertreter ist Lars Fiele.
Kathrin Gödecke (links) hat im Februar von Birgit Wiesehahn-Haas die Leitung des IHK-Regionalausschusses für die Stadt Bottrop übernommen. Ihr Stellvertreter ist Lars Fiele. © IHK Nord Westfalen | Thomas Nowaczyk

Engagement in der IHK: „Das wird eine fruchtbare Zusammenarbeit“

Mit dieser positiven Haltung engagiert sich die 43-Jährige auch in der IHK. Gerade mit Blick auf die zusammen mit ihr gewählten Vizepräsidentinnen sagt sie: „Wir sind alle vier junge Frauen unter 50, die auch völlig unterschiedliche Unternehmen haben. Ich glaube, dass das eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit sein wird.“ Gerne möchte sie an der Weiterentwicklung der Kammer mitwirken, denn: „Das ist ein Organ, das nicht wegzudenken ist.“ So wäre das viel gelobte deutsche duale Ausbildungssystem ohne Kammern gar nicht möglich.

Und Ausbildung ist ein weiteres Thema, das die ehrenamtliche Prüferin Kathrin Gödecke mit Engagement verfolgt und begleitet. So erklärte sie die Fachkräftesicherung zu einem Schwerpunkt der Regionalausschussarbeit unter ihrer Leitung.

IHK-Präsident bleibt Benedikt Hüffer

Zum Präsidenten der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen hat die Vollversammlung erneut den Unternehmer Benedikt Hüffer (56) aus Münster gewählt. Hüffer, Geschäftsführer der Aschendorff GmbH & Co. KG, ist seit zwölf Jahren IHK-Präsident.

Er wird im Präsidium unterstützt von zehn Vizepräsidentinnen und Vizepräsidenten. Neu gewählt wurden neben Kathrin Gödecke: Isabel Habla (Geschäftsführerin der OPC Overnight Parcel Courier Münster GmbH), Carsten Sühling (Geschäftsführer der Spaleck GmbH & Co. KG, Kreis Borken), Helmut Rüskamp (Geschäftsführer der SGR GmbH, Kreis Coesfeld), Tatjana Hetfeld (Geschäftsführerin der RDN Agentur für Public Relations GmbH & Co. KG, Kreis Recklinghausen), Bernd Eßer (Geschäftsführer der Berief Food GmbH, Kreis Warendorf).

Wiedergewählt als Vizepräsidentin bzw. Vizepräsident wurden: Lars Baumgürtel (Geschäftsführer der ZINQ GmbH & Co. KG, Gelsenkirchen), Michael Radau (Vorstand der SuperBioMarkt AG, Münster), Melanie Baum (Inhaberin der Baum Zerspanungstechnik e. Kfr., Kreis Recklinghausen), Gustav Deiters (Geschäftsführer der Crespel & Deiters GmbH & Co. KG, Kreis Steinfurt).