Bottrop. Konzept zur Elektromobilität prognostiziert die Entwicklung bis 2025 und schlägt konkrete Maßnahmen vor. Unternehmen und Stadt sind Vorbilder.
Nach mehr als zwölf Monaten Arbeit liegt das von der Stadt beauftragte Elektromobilitätskonzept jetzt vor. Zentraler Punkt darin: Der Ausbau öffentlicher Ladepunkte für E-Fahrzeuge. Die Konzeptentwickler schlagen 76 Standorte in Bottrop vor, an denen neue, frei zugängliche Ladestationen entstehen könnten. Sehr hohen Ausbaubedarf sehen sie für den südlichen und nordwestlichen Rand der Stadtmitte, den nordwestlichen Rand von Kirchhellen-Mitte sowie in Teilen der Boy und Fuhlenbrocks.
E-Mobilität in Bottrop: Angebot und Nachfrage analysiert
Zur Aufbereitung, wo geeignete Stellen für Ladesäulen sein könnten, haben die Fachleute vom Beratungsunternehmen Becker Büttner Held Consulting (BBHC) und vom Institut für Klimaschutz, Energie und Mobiliät (IKEM) die voraussichtliche Entwicklung der E-Pkw-Zahlen (inklusive Pendlern und Touristen), das schon bestehende Angebot und die Nachfrage analysiert.
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Fakt ist: Mit Stand Januar 2021 waren in Bottrop 594 E-Pkw zugelassen – vom Anteil an allen Autos her (0,85 %) lag Bottrop damit unter dem Bundesschnitt (1,2 %). Jedoch ist ein schneller Zuwachs auszumachen, demnach wuchs der Bestand von E-Pkw in Bottrop 2020 um 178 Prozent. Maxim Blankschein (IKEM) stellte im Rathaus die Prognose vor, wonach im Jahr 2025 zwischen 2100 und 2700 E-Autos in Bottrop erwartet werden. „Laut der aktuellen Zulassungszahlen bewegen wir uns auf die 2700 zu“, so Blankschein. Schon kommendes Jahr könnten es rund 1000 sein.
E-Ladepunkte in Bottrop: Ausbau von 70 auf über 200 empfohlen
Blankschein rechnet vor, dass daher im nächsten Jahr rund 80 öffentliche Ladepunkte gebraucht werden und bis 2025 bis zu 212. Ohne Ausbau wird’s also nicht gehen, denn aktuell verfügt die Stadt über 70 Ladepunkte an 36 Standorten. Dafür aber muss die Stadt Partner gewinnen, wie Energieunternehmen. Schon jetzt betreibt zum Beispiel die Ele in Bottrop 23 Ladesäulen mit 47 Ladepunkten.
Wobei wichtig ist: „60 bis 80 Prozent des Ladebedarfs liegt im privaten Raum“, so der Experte. Das hob auch der Technische Beigeordnete Klaus Müller hervor: „Vorrangig sind die, die Wohnraum schaffen, in der Pflicht, im privaten Raum – wo möglich – Lademöglichkeiten zu schaffen.“ Nur gemeinsam, da waren sich alle einig, könne die E-Mobilität vorangetrieben werden. So wurden im Rahmen des Projektes schon Akteure etwa aus der Wohnungswirtschaft und der Energiewirtschaft eingebunden.
E-Mobilität in Unternehmen: Vier Bottroper Beispiele sollen Vorbilder sein
Zudem wurden beispielhaft auch vier gewerbliche Unternehmen zur Einbindung von E-Autos in ihre Flotten und die Nutzung einer eigenen Photovoltaik-Anlage beraten: Der DRK Kreisverband, Rewe Gödecke, Aufzug- und Fördertechnik Niggemeier & Leurs sowie die DWT Handelsgesellschaft für Druckluftwerkzeugtechnik. Daraus entstanden sind Musterrechnungen und Leitfäden, an denen sich andere Unternehmen orientieren können, unterstrich Matthias Puffe (BBHC). Die Analyse habe gezeigt, dass die Elektrifizierung des Fuhrparks sowie die Einbindung einer Photovoltaik-Anlage zur Stromerzeugung für Betrieb und Fahrzeuge mit aktuellen Fördermitteln derzeit bei jedem der vier Unternehmen sinnvoll sei.
Kathrin Gödecke etwa möchte nun auf dem Flachdach der Rewe-Filiale an der Horster Straße eine PV-Anlage installieren. „Damit kann der Strombedarf für Kühlanlagen und Beleuchtung teilweise gedeckt werden.“ Zusätzlich stehe der Strom zum Laden der Autos von Kundinnen und Kunden sowie von Beschäftigten bereit. Gödecke: „Die Wirtschaftlichkeitsberechnungen haben mich überzeugt.“
Bottrop plant die Elektrifizierung des städtischen Fuhrparks
Nicht zuletzt nahmen sich die Fachleute auch den städtischen Fuhrpark vor, der mit Stand vom Januar bei insgesamt 110 Fahrzeugen neun E-Pkw und drei E-Transporter zählte. Inzwischen, meldete die Stadtverwaltung am Donnerstag nach, sind es bereits 16 E-Pkw und fünf E-Transporter.
Ergebnis der Analyse: 96 Prozent der städtischen Fahrzeuge legen eine mittlere Strecke von unter 100 km pro Tag zurück – und eignen sich damit prinzipiell für den E-Einsatz. Immer, wenn nun ein Fahrzeug ausgetauscht wird (und das entsprechende Modell auf dem Markt ist), soll es durch eine E-Variante ersetzt werden, kündigen Müller und Mobilitätsmanager Gerwin Conrad an. Eine Rolle spielen beim Austausch der Flotte auch zur Verfügung stehende Fördermittel.
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Zudem empfiehlt das Konzept der Stadtverwaltung die Nutzung von Poolfahrzeugen sowie ein zentrales Flottenmanagement, möglicherweise in Zusammenarbeit mit einem Car-Sharing-Anbieter. Dienstwagen könnten von Mitarbeitern auch privat genutzt, die Stellplatzsituation entlastet werden. Dies soll laut Müller ein wichtiges Thema sein im Zusammenhang mit der Planung des Rathaus-Neubaus. Im Konzept wurde am Beispiel Bauhof Werkstraße auch die Wirtschaftlichkeit eigener Photovoltaik-Anlagen zur grünen Stromerzeugung an städtischen Verwaltungsgebäuden untersucht - und für gut befunden.
Diese und weitere Handlungsempfehlungen werden jetzt weiter zu diskutieren und dann umzusetzen sein.
So geht es weiter
Das Elektromobilitätskonzept geht nun in die politische Beratung, stand am Donnerstag schon auf der Tagesordnung vom Bau- und Verkehrsausschuss und wird am 6. Oktober im Wirtschaftsförderungsausschuss thematisiert.
Die in 2022 nötigen fünf bis zehn öffentlichen Ladestationen sollen laut Projektleiter Gerwin Conrad zeitnah ausgeschrieben und umgesetzt werden. Der Rest soll schrittweise folgen – immer im Abgleich mit der sich möglicherweise noch ändernden Nachfrage.
Im Oktober soll es auch noch eine Infoveranstaltung für Unternehmen geben. Alle, die sich jetzt schon über das Konzept, Standorte von Ladesäulen oder die Möglichkeiten für die Elektrifizierung ihres Fuhrparks interessieren, finden umfangreiches Info-Material auf der Homepagewww.bottrop.de/innovationcity/e-mobil