Bottrop. Große Lebensmittelläden waren auf dem Gelände am Cityrand tabu. Vor drei Jahren erst legte der Bottroper Rat das fest. Denkt er nun neu nach?

Was passiert auf dem großen Gelände um den Fachmarkt Medimax und das frühere Autohaus Lueg? Nach dem zwischenzeitlichen Verkauf der Grundstücke, die in der Nähe der City an der Friedrich-Ebert-Straße zwischen der Prosperstraße und der Karl-Englert-Straße liegen, wollen die Stadtplaner Rote Linien für die zukünftige Nutzung einziehen, eine bereits vorhandene aber könnte wieder durchlässiger werden. SPD-Wirtschaftssprecher Frank Beicht führt am Freitag darüber intern Gespräche, denen er aber nicht vorgreifen will.

„Da gibt es noch diversen Klärungsbedarf und ein, zwei Fragen, die zu beantworten sind“, erklärt der Ratsherr. Die Stadtplaner aber haben es ziemlich eilig. Schon in nicht ganz drei Wochen soll der von Beicht geführte Ratsausschuss für Stadtplanung eine richtungweisende Entscheidung treffen. Diese scheint fällig, da nach der Schließung des Autohauses Lueg nach Auskunft der Stadt nicht nur dieses Grundstück verkauft worden ist, auch das unmittelbar angrenzende Gelände um den Elektrofachmarkt Medimax hatte mehrmals die Besitzer gewechselt: zuletzt an das Family-Office Lahav.

Öffnet der Bottroper Rat die Tür für größeren Supermarkt?

Dieses israelische Unternehmen hat bundesweit schon eine Reihe von Immobilien gekauft, entwickelt und weiterverkauft, in denen Fachmärkte wie Medimax, aber auch Supermärkte von Edeka, Rewe, Aldi oder Netto zu den Ankermietern gehören. Zwischenzeitlich hat unter anderen noch ein anderer namhafter Lebensmittelkonzern sein Interesse an dem Standort in Citynähe angemeldet. Denn die Handelskette Netto, die bekanntlich eine neue Filiale im alten Karstadt-Kaufhaus eröffnen will, ist nicht das einzige Supermarkt-Unternehmen, das seine in die Jahre gekommenen Discountläden in der Innenstadt durch moderne Märkte ersetzen will.

Das Mercedes Benz Autohaus Lueg an der Karl-Englert-Straße hat die Filiale aufgegeben. Das Grundstück an der Ecke der Friedrich-Ebert-Straße und der Karl-Englert-Straße ist inzwischen verkauft worden.
Das Mercedes Benz Autohaus Lueg an der Karl-Englert-Straße hat die Filiale aufgegeben. Das Grundstück an der Ecke der Friedrich-Ebert-Straße und der Karl-Englert-Straße ist inzwischen verkauft worden. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Allerdings hatte der Rat vor nicht einmal drei Jahren festgelegt, dass auf dem Gelände neben der Kreuzung von Friedrich-Ebert-Straße und Prosperstraße kein Platz ist für größere Einzelhandelsgeschäfte, die der Nahversorgung dienen und deren Sortiment auch sonst in der City und den Stadtteilzentren zu kaufen ist. Statt für große Lebensmittelgeschäfte reservierte der Rat das Terrain vielmehr als Standort für Fachmärkte. Damit sind großflächige Geschäfte mit Nahversorgungscharakter dort so gut wie ausgeschlossen. Eigentlich wäre dort sogar für den Medimax-Laden kein Platz, da das Sortiment des Elektrogeschäftes durchaus auch in Geschäften in der City oder den Stadtteilzentren zu haben ist.

Durch Flächenverkauf ist mit neuen Projekten zu rechnen

Diese Rote Linie aber wollen Ratsvertreter offensichtlich wieder etwas durchlässiger machen. Die Stadtplaner begründen ihren Vorschlag für den neuen Bebauungsplan für das Gelände an der Kreuzung Friedrich-Ebert-Straße und Prosperstraße so: „Die Frage, ob gegebenenfalls Einzelhandelsbetriebe mit zentrenrelevanten Kernsortimenten in Ergänzung zu den in der Innenstadt vorhandenen Nutzungen ausnahmsweise zugelassen werden können, ist Gegenstand des weiteren Planverfahrens“.

Handelskonzept

Der Rat der Stadt hat im September 2019 in einem neuen Einzelhandelskonzept Versorgungsbereiche für die Stadt insgesamt festgelegt und auch eine Bottroper Sortimentsliste beschlossen. Das Gelände an der Ecke Friedrich-Ebert-Straße und Prosperstraße liegt danach nicht in einem dieser Versorgungsbereiche.

Damit sind dort Betriebe mit Nahversorgungsfunktion, aber auch mit einem Kernsortiment, das andere Geschäfte im Stadtkern und in den Stadtteilzentren anbieten, eigentlich ausgeschlossen.

Formal dient das erst einmal der Existenzsicherung des Medimax-Ladens. Außerdem wollen die Planer dort ähnlich wie früher an den Autohäusern an der Gladbecker Straße Platz für Gewerbebetriebe sichern. Anderseits wissen sie nur zu gut, dass durch die Besitzerwechsel neue Projekte auf sie zukommen können. Sie müssen darauf achten, dass der Einzelhandel in der Stadt insgesamt durch zu großdimensionierte Vorhaben keinen Schaden nähme. Ratsvertreter aber möchten die Tür für moderne Supermärkte am Cityrand offenbar zumindest wieder einen Spalt öffnen. Die Frage ist nur, wie weit.

Kein Platz für Diskotheken, Spielhallen und Wettbüros

Eine andere Rote Linie markieren die Stadtplaner noch deutlicher und erklären das Gelände am Cityrand zum Sperrgebiet für Vergnügungsstätten aller Art. Das komme nicht in Frage, weil um das Grundstück herum auch viele Wohnungen liegen und womöglich weitere gebaut werden, heißt es. Keine Chance also für Veranstaltungshallen, Diskotheken, Multiplex-Kinos, Bordelle, Internetcafés, Spielhallen und Wettbüros.