Bottrop. In der Lieferzone des alten Karstadt-Hauses stapeln sich Kisten und Säcke mit Hilfsmaterial aus Bottrop. So behalten die Helfer den Überblick.
Martina Brinkmann öffnet den nächsten Karton, packt die Kleidung daraus auf den Tisch und fängt an zu sortieren. Männer, Frauen oder Kinder? Welche Größe? Warm genug? All das sind Kriterien, nach der sie und die anderen Helferinnen an diesem Tisch die Kleidung sortieren, die die Bottroper für die Flüchtlinge aus der Ukraine spenden.
Martina Brinkmann ist eine von vielen ehrenamtlichen Helfern, die sich seit einigen Tagen engagieren und Hilfsgüter sammeln für einen Transport zur polnisch-ukrainischen Grenze. An der Laderampe des ehemaligen Karstadthauses in der Tiefgaragenzufahrt an der Poststraße kommen die Sachen an. Dann wird sortiert. Schließlich soll nur das mit, was vor Ort wirklich gebraucht werden kann. Sommersachen, leichtes Schuhwerk – all das landet auf einem separaten Stapel.
Bottroper haben Kleidung und Dinge des täglichen Bedarfs gespendet
Alles, was brauchbar ist, verpacken die Helferinnen und Helfer in blaue Säcke. An einer Wand türmt sich ein Berg dieser Säcke bis zur Decke. Alle ordentlich beschriftet. „Herrenschuhe, Größe 44“ steht auf dem einen, „Herrenjacken XL“ auf dem nächsten und so geht es immer weiter.
Kleidung haben die Bottroper gespendet, aber auch viele andere Dinge, die nun hier unten im Lager sortiert werden müssen. Hinter dem Tisch stehen jede Menge offene Kartons. Darein stapeln die Helfer – je nach Kiste – Pampers, Feuchttücher, Tampons, Binden und ander Hygieneartikel. Ist ein Karton voll, wird er zugeklebt, beschriftet und auf den Stapel zu den vielen schon befüllten Kartons gestellt.
Bottroper Helfer nehmen noch bis Donnerstag 18 Uhr Spenden entgegen
Marcel Mihelovic von „Bottrop, zu verschenken“ verantwortet die Logistik. Er muss den Überblick behalten, was alles da ist. In einer Ecke des Raums steht auch zentnerweise Tiernahrung. Auch Sixpacks – hauptsächlich mit Wasser – aber auch andere Getränke stehen zuhauf parat.
Noch bis Donnerstag, 18 Uhr, nehme man Spenden an, sagen Nolin Wischermann und Kostas Karras von BottsApp, die gemeinsam mit Marcel Mihelovic und anderen die Aktion mit verantworten. Am Freitag soll die Hilfe aus Bottrop auf die Reise zur polnisch-ukrainischen Grenze gehen. Auf dem Rückweg wollen sie Flüchtlinge mitnehmen, dazu stehe man im Kontakt mit der Stadt.
Sechs Fahrzeuge brechen von Bottrop zur polnisch-ukrainischen Grenze auf
Sechs Fahrzeuge haben die Organisatoren bisher organisiert. Schwer vorstellbar, dass tatsächlich alles hineingeht. Daher werden noch Fahrer und Autos gesucht, die sich anschließen, „und im Zweifel müssen wir priorisieren und das mitnehmen, was vor Ort besonders nötig gebraucht wird“, sagt Nolin Wischermann. Außerdem sei man in Kontakt mit Helfern aus anderen Städten, so könne man, wenn da noch Platz ist, schon Material vorausschicken.
Über ihren Kontakt – einen Flüchtlingskoordinator – sind sie über die Situation vor Ort informiert, wissen, was benötigt wird. Über ihre Social-Media-Kanäle geben die Helfer dann direkt weiter, was aktuell gesucht wird.
Gastronomen unterstützen die Helfer und sorgen für Verpflegung
Vor allem geladene Powerbanks, also Akkus, die wiederum genutzt werden können, um Mobiltelefone zu laden, sind gefragt. Auch davon sind schon einige hier angekommen. Was die Initiatoren nun aber auch sammeln: Geld – um den Transport zu finanzieren. Rund 5000 Euro seien dafür nötig, kalkulieren sie. Deshalb haben sie in vielen Bottroper Geschäften, Kneipen und Restaurants ihre Sammelbüchsen aufgestellt. Die holen sie am Donnerstag ab, in der Hoffnung, so den Transport finanzieren zu können.
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Was die drei Mit-Initiatoren aber mindestens ebenso freut: Die Unterstützung auch für die Helfer. So würden sie von vielen Gastronomen in der Innenstadt versorgt, auch das sei wichtig, freut sich das Trio. Dazu käme die enorme Bereitschaft vieler Bottroper, auch mit anzupacken.
Viele Bottroper packen spontan ehrenamtlich mit an
So ist auch Martina Brinkmann dazugekommen. Seit Anfang der Woche ist die 58-Jährige dabei. „Ich habe einfach gefragt, ob helfende Hände benötigt werden. Und da ich diese Zeit habe, packe ich hier mit an.“ Pro Tag seien es fünf, sechs oder acht Stunden – je nachdem, was anfällt.
Es gehe darum, etwas zu machen, anzupacken und sich nicht so hilflos zu fühlen, ergänzt Nadine Labuve-Kaak. Sie war am Montag da, um Spenden abzugeben. Und weil sie Urlaub hat, war sie am Dienstag wieder da, um zu helfen. „Jeder kann so einen kleinen Beitrag leisten“, ist ihre Überzeugung.
Spenden werden noch bis Donnerstag, 18 Uhr in der Anlieferung des alten Karstadthauses angenommen. Zufahrt über die Tiefgarageneinfahrt an der Poststraße. Was aktuell gefragt ist, teilen die Initiatoren über die Social-Media-Kanäle von „Dein Bottrop“ und „Wir lieben Bottrop“ mit.