Bottrop/Duisburg. Helferinnen und Helfer sind auf dem Weg zur rumänisch-ukrainischen Grenze. Zurück wollen sie Flüchtlinge mitbringen. Ein Akt der Solidarität.
Seit Sonntag sind die Bottroperin Vera Sadowsi, der Duisburger Sebastian Ritter und ihre Mitstreiter nun schon unterwegs zur rumänisch-ukrainischen Grenze – ein Kleinbus und ein Lastwagen mit Hilfsgütern. Am Montagmittag erreicht die Lokalredaktion den Tross in Ungarn – nach einer Nacht in Wien. Für den Abend ist die Ankunft im Grenzgebiet geplant, berichtet Vera Sadowski.
Dass sie mit einem Hilfskonvoi in die Krisenregion fährt – am Freitag wusste sie noch nichts davon. Dann kam die Anfrage und schnell war klar, dass die Diözesanvorsitzende der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) im Bistum Essen ein Fahrzeug organisieren kann. Ihr ehemaliger Vorstandskollege Sebastian Ritter ist mit dabei, dazu weitere Pfadfinderinnen und Pfadfinder.
Caritas Essen hat gesammelt, Pfadfinderinnen und Pfadfinder unterstützen Transport
Die Hilfsgüter hat vor allem die Caritas Essen gesammelt. Der Diözesanverband der DPSG hat sich dem Aufruf angeschlossen und ihn unterstützt. So sind nun Decken, Schlafsäcke, Isomatten aber auch medizinische Produkte auf dem Weg, wie sie in der Grenzregion, wo viele Flüchtlinge aus der Ukraine ankommen, benötigt werden.
Vor Ort haben die Helfer Kontakt zu einem deutschsprachigen Pfarrer, der kümmert sich darum, dass die Hilfsgüter auch da ankommen, wo sie benötigt werden; er stellt den Helfern auch ein Lager für die Nacht, ehe es wieder nach Hause ins Ruhrgebiet geht. Auf diesem Weg wollen die Helfer auch Flüchtlinge nach Deutschland bringen.
Helfer sprechen von einer „Fahrt ins Ungewisse“
Was sie vor Ort erwartet? Sebastian Ritter spricht von einer „Fahrt ins Ungewisse.“ Groß geworden in Duisburg kenne er Krieg, Flucht und Vertreibung so nicht. „Ich habe allenfalls die Vorstellung, dort Bilder zu sehen, die man sonst nur in den Nachrichten sieht.“ Aber es fühle sich gut an, Hilfe zu leisten. Auch Vera Sadowski ist zuversichtlich, dass die Hilfe aus dem Ruhrgebiet ankommt.
Dabei ist es gar nicht so leicht, spontan einen Transport auf den Weg zu bringen. An viele Dinge – teils auch abwegige, müsse gedacht werden. Ein Beispiel: Spät in der Nacht zu Sonntag sei dann noch jemandem eingefallen, dass die Flüchtlinge, die man nach Deutschland bringt, ja wahrscheinlich Frauen und Kinder sind. Schnell habe man dann noch Kindersitze für den sicheren und vorschriftsmäßigen Transport organisiert, erinnert sich Vera Sadowski.
Neben den Pfadfinderinnen und Pfadfindern unterstützen auch die Malteser die Hilfen, sie stellen den Lkw. Es fühle sich gut an, Teil eines helfenden Netzwerks zu sein, sagt Sebastian Ritter. Er verweist auf eine der Leitlinien der DPSG. Die lautet: „Leben in tätiger Solidarität.“ Und die gilt nun der Ukraine, die hätten aber auch die Helfer schon erfahren. So ist Vera Sadowski selbstständig, opfert ihre Zeit dem Hilfstransport.
Sebastian Ritter ist Lehrer, außerdem für die Grünen ehrenamtlicher Bürgermeister von Duisburg, aber alle hätten eingesehen, dass dieser Transport nun Priorität habe. „Ich habe das Gefühl, dass viele Leute gerade ähnlich denken und an einem Strang ziehen.“