Bottrop. Die Totems auf der Halde Haniel in Bottrop sind wahrscheinlich am helllichten Tag abgesägt worden. Sie sollen bald wiederhergestellt werden.

  • Abgesägte Totems: Die Polizei schränkt die Tatzeit auf Sonntagmorgen ein.
  • Künstler Guido Hofmann will die Totems wiederherstellen.
  • Die Bestürzung über die Zerstörung des Kunstwerks auf der Halde Haniel ist groß.

Die Wut und Empörung ist immer noch groß. „Ich will mir das nicht gefallen lassen“, sagt Guido Hofmann einen Tag nach der Zerstörung von fünf Totems auf der Halde Haniel. Der Bildhauer hat die Installation des baskischen Künstlers Agustín Ibarrola schon mehrfach restauriert, pflegt sie seit Jahren. Nun will er das Werk wiederherstellen – ein immenser Aufwand.

Zwei bis drei Tage werde es pro Totem dauern, die Holzelemente wieder zusammenzusetzen, so dass möglichst wenig von dem Schaden zu sehen ist. Vermutlich mit einer Kettensäge hatten Unbekannte am Wochenende fünf Totems abgesägt, die oberen Teile einfach den Hang hinabgeworfen, wo sie am Sonntag gefunden wurden.

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Abgetrennte Totems auf Halde Haniel: Künstler will sie wiederherstellen

Mit Dübeln will Hofmann nun versuchen, die ehemaligen Eisenbahnschwellen wieder zu verbinden. Ein Problem sind die Stücke, die von der Kettensäge zerfetzt wurden, das Material, das an diesen Stellen nun fehlt. Dort, wo die Totems nicht bemalt sind, wo das pure Holz zu sehen ist, werde es schwierig, den Schaden zu kaschieren.

Eine weitere Hürde: Guido Hofmann muss die gesamten Arbeiten auf der Halde erledigen, da dort die Fundamente verankert sind. Der Weg hinauf zu Bottrops höchster Erhebung ist mühsam, „da kann man nicht mal eben wieder runterfahren, wenn man etwas vergessen hat“. So müssen er und seine Mitarbeiter das komplette Material, das Werkzeug auf 159 Meter Höhe tragen, müssen Stützkonstruktionen bauen.

Wert der Totems von Agustín Ibarrola: 20.000 Euro pro Stück

Je 20.000 Euro ist so ein Totem wert, für diesen Preis verkauft Agustín Ibarrola ähnliche Werke auf seiner Internetseite. Und eigentlich, so sagt es Guido Hofmann, sei der Wert noch viel höher, denn die Totems auf Halde Haniel stammten aus besonderen Serien des Bildhauers, teils aus den 80er-Jahren.

Auch für viele Menschen aus dem Ruhrgebiet, für viele Bottroperinnen und Bottroper, hat der Windkamm, wie die Installation auch genannt wird, eine besondere Bedeutung. Die Empörung in sozialen Netzwerken ist groß nach der unverständlichen Säge-Aktion. Die Kommentare schwanken zwischen „Unfassbar“, wüsten Beschimpfungen und der Frage, was in den Köpfen derjenigen vorgegangen ist, die die Holzstelen zerstört haben.

Regionalverband Ruhr: „Die Trauer ist groß“

Auch Susanne Brambora-Schulz erreichen viele Nachrichten. „Viele sind bestürzt, die Trauer ist groß“, sagt die Referatsleiterin des Regionalverbandes Ruhr (RVR), dem das Gelände auf der Halde gehört. „Wir versuchen nun zusammen mit Guido Hofmann, der völlig konsterniert ist, Lösungen zu finden, wie wir das Kunstwerk reparieren können.“

Am Montag war sie erneut mit der Polizei vor Ort, die Totems, die zwischenzeitlich in Guido Hofmanns Atelier gesichert wurden, seien nun der Polizei zur genaueren Untersuchung übergeben worden. Sobald sie die abgesägten Holzelemente wieder freigibt, könne mit der Wiederherstellung begonnen werden.

Die Söhne von Guido Hofmann haben die Totems am Sonntagnachmittag gesichert. Nun wurden sie der Polizei zur Untersuchung übergeben.
Die Söhne von Guido Hofmann haben die Totems am Sonntagnachmittag gesichert. Nun wurden sie der Polizei zur Untersuchung übergeben. © Unbekannt | Hofmann

Polizei grenzt Tatzeit auf den Sonntagmorgen ein

Die Polizei grenzt unterdessen die Tatzeit auf den Sonntagmorgen ein. Laut Zeugenaussagen sei das Kunstwerk um 8.30 Uhr noch intakt gewesen, um 11 Uhr wurde erstmals die Beschädigung bemerkt. „Wir vermuten, dass die Totems mit einer motorbetriebenen Säge abgetrennt wurden“, sagt Andreas Lesch, Sprecher der Polizei Recklinghausen.

Die Polizei hofft nun auf Zeugenhinweise, schließlich muss die Säge irgendwie nach oben gebracht worden sein, eventuell in einer großen Tasche, einem Rucksack. „Zum Motiv können wir nichts sagen, wir wissen nicht, ob jemand ursprünglich den Plan hatte, die Stelen mitzunehmen.“ Etwa 70 Kilogramm wiegt ein Totem. Die Polizei ermittelt nun wegen Sachbeschädigung und Vandalismus.

Hinweise nimmt die Polizei in Recklinghausen unter 0800/2361111 entgegen.