Bottrop. In einer Bottroper Facebook-Gruppe wechselt Aussortiertes den Besitzer. Zur virtuellen Plattform könnte in Zukunft eine reale hinzu kommen.

Im Sommer vor zwei Jahren gegründet, hat die Facebookgruppe „Zu verschenken in Bottrop und Umgebung“ inzwischen über 5500 Mitglieder. Doch das reicht Gruppengründer Marcel Mihelovic und seinen Mitstreitern noch nicht: „Bottrop hat knapp 120.000 Einwohner – da kann noch einiges passieren.“ Die Gruppe will also wachsen – und vielleicht sogar den Schritt vom Internet ins reale Leben wagen.

„Ein kleines Ladenlokal, das wäre ein Traum“, sagt Mihelovic. Wo aussortiere Möbel, Kleidungsstücke, Dekorationsartikel und vieles mehr von den einen hin gebracht und von anderen abgeholt werden könnten. Dann könnten auch Menschen profitieren, die keinen Internetanschluss haben.

Der Bottroper Oberbürgermeister hat Unterstützung signalisiert

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Aber so ein Ladenlokal müsste natürlich finanziert werden, und deshalb spricht Marcel Mihelovic noch ganz vorsichtig von diesem Plan. Auf einem Infostand beim Stadtfest im nächsten Jahr möchte die Gruppe sich präsentieren und so auch ihren Bekanntheitsgrad weiter steigern – so die Corona-Lage dann mitspielt. Positiv stimmen die aktiven Mitglieder der Besuch bei Oberbürgermeister Bernd Tischler in dieser Woche. „Er will uns unterstützen“, freut sich Mihelovic. Tischler lobte: „Wir brauchen in unserer Gesellschaft mehr solche Projekte. Viele Dinge werden weggeworfen, obwohl sie jemand anderes noch gebrauchen könnte.“

In der „Zu verschenken“-Facebookgruppe wechseln die unterschiedlichsten Dinge den Besitzer, von abgepackten Kontaktlinsen über ungeöffnet übrig gebliebene Geburtstagssüßigkeiten bis hin zu ganzen Küchen. Das Besondere: Es fließt kein Geld, es wird nicht getauscht – sondern einfach verschenkt. Neue „Bewerber“ als Mitglieder in die Gruppe aufzunehmen, Beiträge zu prüfen: Für die ehrenamtlichen Administratoren bedeutet das inzwischen einen erheblichen Aufwand, erzählt Mihelovic. Aber der lohne. „Mein Ziel ist, dass weniger auf dem Sperrmüll landet.“ Aussortiertes, was noch in Ordnung sei, solle doch lieber in die Gruppe gesetzt werden. Denn einerseits würden die Leute zu viel wegschmeißen – und andererseits Menschen davon profitieren können, die selbst nicht so viel haben.

Ein soziales Miteinander und Füreinander

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„Es ist nachhaltig und macht anderen Freude“, bestätigt ein Gruppenmitglied, das seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte. Die Frau schwärmt von der Gruppe als einer „großen Community“, in der ein Miteinander und Füreinander herrsche: „Unsere Mitglieder sind sozial und halten zusammen.“

Mihelovic hat zudem seit 2018 für die Weiterentwicklung des Angebots gesorgt. Es gibt neben der Gruppe inzwischen auch die Info-Facebookseite „Zu verschenken in Bottrop und Umgebung“, auf der unter anderem Gewinnspiele zum Beispiel für Freikarten laufen. Über Flyer und gesponsorte Werbeartikel wie Schlüsselbänder, Kulis, Gummibärchentüten soll mehr Aufmerksamkeit erreicht und die Botschaft der Gruppe weitergetragen werden.

Gerne möchte der Gruppen-Gründer auch Menschen erreichen, die keinen Zugang zu sozialen Medien und der Plattform Facebook haben. Er denkt an einen Zugang über den Internetbrowser „oder vielleicht auch irgendwann über eine App“. Warum er sich in das Projekt so reinhängt? „Man tut etwas Gutes – und das ist das Schöne!“