Bottrop. In Bottrops Gastronomie ist man nervös: Ab Donnerstag gilt in allen Lokalen in NRW die 2G-plus-Regel. Ganz schließen will aber niemand.

Die Pandemie führt wieder zu neuen Einschränkungen. Das trifft erneut auch die ohnehin stark gebeutelte Gastronomie. Allerdings bleibt – zumindest in Bottrop – der große Aufschrei angesichts der beschlossenen neuen Regeln zum Schutz vor der Omikron-Mutation des Coronavirus aus. 2G-plus oder geboostert: Das heißt, Gäste dürfen auch als zweimal Geimpfte nur noch mit einem aktuellen Coronatest ein Lokal besuchen – es sei, denn, sie sind geboostert, haben also die dritte Impfung bekommen. Nach der neuen Coronaschutzverordnung in NRW gilt die Regel ab Donnerstag.

Furcht der Wirte: Spontane Besuche in den Lokalen könnten drastisch sinken

Die „große Katastrophe“ für die Gastronomie, wie Geschäftsführerin des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga, Ingrid Hartges, warnt, sehen die hiesigen Gastronomen zwar nicht heraufziehen. Aber natürlich wird es wieder komplizierter, gerade bei 2G-plus, dann müssen Wirtinnen und Wirte nämlich zwei Dokumente, Impfnachweis und Test, kontrollieren.

Zumindest Dennis Florie, Betreiber des Art-Café Florian und seit dem letzten Sommer auch von Haus Rogge, befürchtet: „Spontane Restaurantbesuche werden durch die 2-G-plus-Regel einbrechen.“ Er werde Haus Rogge dann wohl zunächst nur für geschlossene Gesellschaften öffnen. Niemand werde für ein spontanes Stück Torte oder Schnitzel nach dem Spaziergang sich vorher noch in der „Nase bohren lassen“ und wohl lieber zuhause essen, so der Wirt.

Hürter in Bottrop: Thekengeschäft wird weiter einbrechen

Zumindest das Thekengeschäft werde noch weiter einbrechen, vermutet Ramona Fleer von der Traditionskneipe Hürter auf der Gladbecker Straße. Zumachen würde sie allerdings nur ungern. Nur, wenn es sich gar nicht mehr lohnen sollte, weil zu viele Gäste wegblieben. Die Verluste durch die vielen abgesagten Gesellschaften im Dezember seien bereits riesig gewesen. „Hoffentlich vermiest man uns so nicht noch das normale Tagesgeschäft.“ Das kleinere Übel, mit dem sie gut leben kann, sei auf jeden Fall, wenn geboostert mit 2G-plus gleichgesetzt wird.

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Weiter unten auf der Ausgehmeile, in der Bodega, sehen Angela und Manfred Süselbeck die verschärften Regeln entspannter. Auch bei ihnen sei das Vorweihnachtsgeschäft eingebrochen, etwa 30 Prozent weniger, beziffert Manfred Süselbeck den Verlust in Bottrops beliebtem Tapas-Lokal. „Aber viele Absagen konnten wir durch spontane Gäste und unser tolles Stammpublikum ausgleichen.“

Am ersten Öffnungstag nach dem Jahreswechsel in dieser Woche seien übrigens gefühlt 90 Prozent der Gäste geboostert gewesen, natürlich im Vergleich zu 2G-plus die deutlich einfachere Variante. Einheitliche Regelungen mit Perspektiven ist das, was Süselbeck sich von der Politik wünscht. „Nicht, dass die Gäste jedes Mal fragen müssen, was gerade zu beachten sei.“ Was ihm allerdings mehr Sorgen mache, seien die Corona-Leugner und irrationalen Impfverweigerer, was ja oft nichts mit ernstzunehmender Skepsis zu tun habe.

Gasthof Berger bereitet sich auf mehr Take-away vor

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Bei den schärferen Anti-Corona-Maßnahmen favorisiert Stefan Bertelwick vom Gasthof Berger klar die Booster-Variante. Einmal seien sehr viele seiner Gäste bereits zum dritten Mal geimpft. Und 2G-plus würge eindeutig der Spontaneität ab, die gerade beim Nachmittagskaffee aber sicher auch beim Restaurantbesuch vor allem mit Kindern eine große Rolle spiele. Das Berger-Team bereitet sich gerade wieder auf mehr Take-away vor, möchte bei der Tageskarte flexibel bleiben. „Zum Glück spielen unsere Lieferanten auch dann mit, wenn wir weniger abnehmen als abgemacht.“ Aber zeitweilig schließen will Stefan Bertelwick sein Gasthaus auf keinen Fall wieder.

2G-plus und die Corona-Teststellen

Der Bottroper Krisenstab erwartet, dass sich die 2G-plus-Regelung in der Gastronomie auch auf die Teststellen auswirken wird. Zwischenzeitlich habe man überlegt, einzelne Teststellen wieder zu schließen, sagt Stadt- und Krisenstabssprecher Andreas Pläsken.

Jetzt ist er froh, dass die Stadt das nicht getan hat. „Nun stehen wir vor der Frage, ob wir zusätzliche Kapazitäten brauchen und weitere Teststellen geöffnet werden müssen.“

Das will auch Kollege Thorsten Stöcker vom Bahnhof Nord auf jeden Fall vermeiden. Dennoch ist er sich sicher: „Das wird nach den November- und Dezembereinbrüchen unsere Situation weiter verschlechtern.“